Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
dann sagte er: »Danke, Sir. Ich hoffe, daß Sie mir vergeben, aber ich mußte einfach sagen, was ich wußte.«
    Er wurde zwischen den gespannt beobachtenden Gesichtern durchgeführt, und als sich die Kajütentür schloß, erhob sich ein Gemurmel, das ärgerlich anwuchs.
    Der Admiral sagte scharf: »Ich werde Sie nicht nochmals zur Ruhe auffordern!«
    »Sie werden doch diesem lügenden Hund nicht glauben?«
    Colquhouns Stimme war schrill. »Dieser – dieser – Halbidiot!«
    Der Hauptmann machte einen Schritt nach vorn, um ihn zurückzuhalten, hielt aber ein, als der Admiral ruhig sagte: »Bitte fahren Sie fort, Kapitän Colquhoun.«
    »Ich wußte Bescheid über Bolitho und Maulby! Sie hielten zusammen!« Colquhoun hatte sich umgedreht, die Arme ausgestreckt, als ob er das Gericht umarmen wollte. »Und ich war mir darüber klar, daß Bolitho den ganzen Ruhm für sich wollte. Deshalb sandte ich ihn nach Norden und gab Maulby die Chance, sich zu beweisen.« Er sprach sehr schnell, sein Gesicht glänzte vor Schweiß. »Ich durchschaute Bolithos Spielchen von Anfang an. Deshalb versucht er jetzt auch, mich zu verdammen. Ich wußte, daß er den Franzosen selbst erobern wollte, ohne mir Zeit zu lassen, meine eigene Angriffsstellung einzunehmen. Ein Angriff über Land und mit Booten!« Er brach ab, sein Mund stand vor Staunen offen.
    Der Admiral sagte kalt: »Bolitho war also nicht mit Ihrem Angriffsplan einverstanden? Ihre Aussage war also ein Lüge?«
    Colquhoun drehte sich um und starrte ihn an, den Mund noch immer offen, als ob ihn soeben eine Pistolenkugel getroffen hätte und er gerade anfinge, den ersten stechenden Schmerz zu fühlen.
    »Ich . . .« Er wich vom Tisch zurück. »Ich wollte nur . . .« Aber er konnte nicht weiterreden.
    »Bringen Sie den Angeklagten nach draußen, Hauptmann Reece!«
    Bolitho beobachtete Colquhoun, als er an den versammelten Offizieren vorbeischlurfte, sein Schritt war noch unsicherer als der des blinden Seemanns. Es war unglaublich, aber er konnte weder Erleichterung noch Befriedigung empfinden. Scham, Mitleid, er wußte nicht, was er wirklich fühlte.
    »Sie können wegtreten, Kapitän Bolitho.« Der Admiral sah ihn ruhig an. »Es wird im Bericht niedergelegt werden, daß Sie und Ihre Leute sich nach den besten Traditionen der Marine verhalten haben.« Er wandte sich an die ganze Kajüte.
    »Das Gericht wird sich in zwei Stunden wieder versammeln. Das ist alles.«
    Außerhalb der dumpfen Kajüte fühlte man sich wie in einer anderen Welt. Gesichter verschwammen um ihn, man drückte ihm die Hand, und viele Stimmen beglückwünschten ihn.
    Tyrell und Odell, mit Buckle als Nachhut, gelang es, ihn zu einem ruhigeren Teil des oberen Decks zu bringen. Bolitho sah den kleinen Maler und ging zu ihm hinüber.
    »Ich danke Ihnen für das, was Sie getan haben.« Er streckte seine Hand aus. »Ich war vorhin hart zu Ihnen.« Er blickte sich um. »Wo ist dieser Richards? Es erforderte wirklichen Mut, so zu handeln, wie er es getan hat.«
    »Er ist schon in ein Boot gegangen, Kapitän. Ich bat ihn zu warten, aber ...« Er zuckte traurig die Schultern.
    Bolitho nickte. »Ich verstehe. Wir alle hier beglückwünschen uns, während er nichts hat, worauf er sich freuen kann und keine Augen, um zu sehen, was ihn erwartet.« Der kleine Mann lächelte, während er Bolitho anblickte, als ob er etwas zu entdecken suchte.
    »Mein Name ist Majendie. Ich möchte gern noch einmal mit Ihnen sprechen.«
    Bolitho schlug ihm auf die Schulter und zwang sich zu einem Lächeln. »Dann kommen Sie mit auf mein Schiff.
    Wenn ich schon zwei Stunden warten muß, dann tue ich es lieber dort, wo ich ein gewisses Gefühl von Freiheit habe.«
    Das Gericht trat pünktlich zusammen, und Bolitho stellte fest, daß es ihm kaum gelang, seine Augen von Colquhouns Degen zu lassen. Die Spitze zeigte auf ihn, der Griff lag auf der entgegengesetzten Seite des Tisches.
    Auch die Stimme des dienstältesten Kapitäns ging in seinen verwirrten Gedanken und Erinnerungen unter. Er hörte Fragmente wie »das Leben der Männer unter Ihrem Kommando aufs Spiel gesetzt, die Schiffe zu Ihrem Zweck mißbraucht.« Später dann: ... »falsches Zeugnis abgelegt, um den Namen eines Offiziers zu beflecken und dadurch dieses Gericht in Mißkredit zu bringen.« Es wurde noch viel mehr gesagt, aber Bolitho hörte andere Stimmen, die sich in diese kalte Aufzählung mischten: Maulby, Tyrell, sogar Bethune, sie alle waren dabei. Und vor allem der blinde

Weitere Kostenlose Bücher