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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sicherlich in gutem Glauben gehandelt?«
    »Vielleicht. Aber das meiste davon ist vertan worden. Bälle und Tanzveranstaltungen, Empfänge wie dieser, Geliebte und Huren, Schmarotzer und Favoriten. Dies alles kostet eine Menge Geld.«
    »Ich verstehe.«
    In Wirklichkeit verstand er nicht. Wenn er an sein Schiff dachte, das tägliche Risiko von Verletzung oder Tod und den geringen Komfort, die Art und Weise, mit der jeder kämpfende Mann dem Feind ins Auge sah, dann war er entsetzt.
    Christie sagte: »Bei mir steht die Pflicht an allererster Stelle. Ich würde jeden hängen, der anders handelt. Aber diese...« Er verbarg seine Verachtung nicht. »Diese Schmarotzer verdienen keine Loyalität. Wenn wir schon einen Krieg durchkämpfen müssen, dann sollten wir uns wenigstens vergewissern, daß sie keinen Gewinn aus unserem Opfer ziehen!«
    Dann lächelte er, die plötzliche Entspannung der Linien um seine Augen und den Mund veränderte ihn aufs Neue.
    »Nun, Bolitho, haben Sie die nächste Lektion gelernt? Zuerst verschaffen Sie sich Respekt, dann ein Kommando. Dann erhalten Sie den Befehl über mehr und größere Schiffe.
    Das ist der Ehrgeiz, ohne den für mich kein Offizier einen Pfifferling wert ist.« Er gähnte. »Ich muß jetzt gehen.« Er hielt ihm die Hand hin. »Bleiben Sie noch ein bißchen, und setzen Sie Ihre Erziehung fort.«
    »Werden Sie nicht bleiben, um den Gouverneur zu treffen, Sir?« Etwas wie Panik bei dem Gedanken, alleingelassen zu werden, ließ ihn seine Gefühle zeigen.
    Christie lächelte. »Niemand wird ihn heute abend treffen. Er befaßt sich mit diesen Angelegenheiten nur, um alte Schulden zu bezahlen und um sein Süppchen am Kochen zu halten.« Er winkte einem Dienstmann. »Amüsieren Sie sich gut, Sie haben es verdient, obwohl ich glaube, Sie wären lieber in London, oder?«
    Bolitho grinste. »Nicht in London, Sir.«
    »Natürlich.« Der Admiral sah den Dienstmann mit seinem Hut und Mantel herankommen. »Ein Sohn der Erde. Das hatte ich vergessen.« Mit einem Nicken verschwand er durch die Tür und war schnell in den tiefen Schatten auf dem Rasen verschwunden.
    Bolitho fand einen freien Platz am Ende des Tisches und versuchte sich schlüssig zu werden, was er essen sollte. Er mußte etwas essen, denn der Wein wirkte zu stark. Er fühlte sich ungewöhnlich leicht und beschwingt, daran war aber nicht nur der Wein schuld. Indem er ihn sich selbst überließ, hatte der Admiral ihm die Möglichkeit gegeben, zu handeln und zu denken, wie er wollte. Er konnte sich nicht daran erinnern, daß dies jemals vorher geschehen war.
    Ein gedrungener Korvettenkapitän mit vor Hitze und Wein fleckigem Gesicht drängt sich an ihm vorbei und schnitt sich ein enormes Stück Pastete ab, das er zu verschiedenen anderen Sorten kalten Fleisches auf seinen Teller häufte, ehe ein Diener ihm helfen konnte. Bolitho dachte an Bethune. Dieser Teller hätte selbst dessen Appetit für einige Tage befriedigt.
    Der ältere Kapitän drehte sich um und blickte ihn an. »Ah. Welches Schiff?«
    »Sparrow, Sir.« Bolitho sah, daß er schielte, als ob er eine Vision ve rtreiben müßte.
    »Nie von ihr gehört.« Er runzelte die Stirn. »Wie heißen Sie, eh?«
    »Richard Bolitho, Sir.«
    Der Kapitän schüttelte den Kopf. »Auch noch nie von Ihnen gehört.« Er watschelte in die Menge zurück und schmierte dabei etwas Pastete an einen Pfosten, ohne auch nur stehenzubleiben.
    Bolitho lächelte. In dieser Umgebung wurde man sich bald der wirklichen Bedeutung seines Ranges bewußt.
    »Nanu, Kapitän!« Die Stimme ließ ihn herumfahren. »Er ist es! Ich wußte einfach, daß Sie es sind!«
    Bolitho starrte das Mädchen einige Sekunden an, ohne es wiederzuerkennen. Sie war hübsch, hübscher noch, als er sie seit dem lange zurückliegenden Tag in Erinnerung hatte: als sie sich gegen ihren Onkel, General Blundell, gewandt hatte, schrie und mit den Füßen strampelte, als seine Männer sie buchstäblich von Bord des Indienfahrers trugen, vor seinem Kampf mit der Bonaventure.
    Und doch war sie dieselbe geblieben. Das Lächeln, halb amüsiert, halb spöttisch. Die violetten Augen, die ihn machtlos machten, in einen sprachlosen Bauern verwandelten. Sie wandte sich an einen hochgewachsenen Offizier an ihrer Seite, im grünen Rock der Dragoner, und sagte: »Er war so jung, so ernst, ich glaube, alle Damen an Bord verliebten sich in den Ärmsten.«
    Der Dragoner sah Bolitho kalt an. »Wir müssen uns beeilen, Susannah. Ich möchte, daß du

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