Die Entscheidung
die Möglichkeit gehabt hatte, von seiner Arrestzelle aus zu sehen, wie sie die Anker lichtete.
Jetzt waren nur noch Sparrow und Heran übrig. Natürlich abgesehen von dem kleinen Schoner Lucifer, der eine Klasse für sich war. Er würde weiterhin kleine Küstenpatrouillen machen oder auch in Buchten und Flußläufe vorstoßen, um Blockadebrecher aufzustöbern.
Farr betrachtete ihn behaglich und bemerkte: »Nun, Sie kommen mächtig voran, wie ich höre. Empfang beim Gouverneur, Wein mit dem Admiral! Lieber Himmel, kein Mensch kann sagen, wo Sie einmal enden. Wahrscheinlich beim diplomatischen Corps, mit einem Dutzend kleiner Mädchen, die nach Ihrer Pfeife tanzen.« Er lachte laut.
Bolitho zuckte die Schultern. »Nichts für mich. Ich habe genug gesehen.«
Er dachte schnell an Susannah. Sie hatte ihm nicht geschrieben. Auch hatte er sie nicht gesehen, obwohl er es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, an ihrem Haus vorbeizugehen, wenn er an Land war.
Es war ein schönes Haus, nicht viel kleiner als das, in dem der Empfang stattgefunden hatte. Soldaten hielten an den Toren Wache, und er vermutete, daß der Besitzer ein Regierungsamt innehatte. Er hatte versucht, kein solcher Narr zu sein, so naiv, daß er erwartete, jemand von Susannahs Herkunft könnte sich seiner mehr als flüchtig erinnern. In Falmouth war die Familie Bolitho sehr angesehen, ihr Land und Besitz gaben vielen Brot und Existenz. Die kürzlich erzielten Prisengelder hatten B olitho zum erstenmal in seinem Leben ein Gefühl der Unabhängigkeit gegeben, so daß er den Sinn für Realität verloren hatte, wenn es um Leute wie Susannah Hardwicke ging. Ihre Familie gab wahrscheinlich in einer Woche mehr aus, als er verdient hatte, seit er Kommandant der Sparrow war. Sie war es gewöhnt zu reisen, auch wenn die anderen durch den Krieg oder fehlende Mittel daran gehindert wurden. Sicherlich kannte sie die wichtigsten Leute, und ihr Name wurde in den großen Häusern von London bis Schottland akzeptiert. Er seufzte. Er konnte sie sich nicht als Hausherrin von Falmouth vorstellen, beim Empfang von rotgesichtigen Farmern und ihren Frauen, bei der Teilnahme an den örtlichen Festen und dem rauhen Leben einer Gemeinschaft, die so naturverbunden lebte.
Farr schien seine Stimmung zu erraten und fragte: »Wie steht es mit dem Krieg, Bolitho? Wohin führt er uns?« Er schwenkte sein Glas. »Manchmal denke ich, wir werden immer weiter Patrouille fahren und hinter diesen verfluchten Schmugglern herjagen, bis wi r vor Altersschwäche sterben.«
Bolitho stand auf und ging ruhelos zu den Fenstern. Es gab viele Beweise der Macht in der Nähe: Linienschiffe, Fregatten und alle anderen. Und doch schienen sie nur zu warten. Aber worauf?
Er sagte: »Cornwallis scheint entschlossen, Virginia wieder zurückzuerobern. Seine Soldaten machen ihre Sache gut, wie ich höre.«
»Das klingt nicht allzu zuversichtlich.«
Bolitho sah ihn an. »Die Armee ist auf Versorgung angewiesen. Sie kann sich nicht länger auf Unterstützung oder Verpflegung auf dem Landweg verlassen. Alles muß über das Wasser kommen. Das ist für eine Armee keine Basis zum Kampf.«
Farr grunzte. »Das geht uns nichts an. Sie machen sich zu viele Sorgen. Wir sollten nach Hause fahren und den Froschfressern tüchtig das Fell versohlen. Die verdammten Spanier würden bald nach Frieden schreien, und die Holländer mögen ihre sogenannten Verbündeten sowieso nicht. Dann könnten wir nach Amerika zurückkommen und es noch einmal versuchen.«
Bolitho lächelte: »Ich fürchte, wir würden an Al tersschwäche sterben, wenn wir diesem Kurs folgten.«
Er hörte einen Anruf, das Kratzen eines Bootes längsseits. Er stellte fest, daß sein Verstand es registriert hatte, er aber entspannt, sogar gleichgültig geblieben war. Als er zuerst an Bord gekommen war, gab es keinen Laut und kein Vorkommnis, das nicht seine sofortige Aufmerksamkeit gefunden hätte. Vielleicht gelang es ihm endlich, seine Rolle als Kapitän zu akzeptieren?
Graves erschien mit einem vertrauten, versiegelten Umschlag in der Kajütentür.
»Wachboot, Sir.« Er warf einen Blick auf den Kommandanten der Heran. »Ich nehme an, die Befehle zum Auslaufen.«
Bolitho nickte. »Machen Sie weiter, Mr. Graves. Ich werde Sie sofort informieren.«
Der Leutnant zögerte. »Auch dieser Brief wurde abgegeben, Sir.« Er war klein, und die Handschrift wurde fast von einem Siegel verborgen: Büro der Militärregierung.
Als die Tür sich geschlossen hatte,
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