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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Kapitän!«
    »Er ist mein Leben.« Er fühlte, wie die Wände ihn einengten. Die Luft wurde aus seinen Lungen gepreßt, als müsse er ertrinken.
    »Der Ruf der Pflicht.« Sie ging zum Fenster und blickte auf die Kutsche hinab. »Sie waren ein Narr, wenn Sie dachten, ich würde ein solches Leben mit Ihnen teilen. Und ein noch größerer, wenn Sie das weiterhin denken!« Sie drehte sich um, ihre Augen blitzten. »Das Leben besteht aus mehr, als e in paar arme Schmuggler in des Königs Namen zu fangen!«
    Bolitho sagte: »Ich werde nichts davon erwähnen, daß Crozier bei Ihrem Onkel war. Aber es wird sicherlich herauskommen, ehe die Behörden ihre Untersuchungen beenden.« Er fügte bitter hinzu: »Die Ratten beißen einander, wenn das Futter knapp wird.«
    Sie atmete langsam aus, eine Hand leicht auf ihr Herz gelegt. »Bleiben Sie noch einige Minuten, während ich zu meiner Kutsche gehe. Ich wünsche nicht, hier gesehen zu werden.«
    Bolitho streckte die Arme aus und ließ sie dann wieder sinken. Er war besiegt. Er war es schon länger gewesen, als er gewußt hatte.
    Doch als sie im dunstigen Sonnenlicht vor ihm stand und ihn mit ihren violetten Augen auf Distanz hielt, wußte er, daß er alles tun oder sagen könnte, um sie zu halten.
    Sie ging auf die Tür zu. »Sie sind ein sonderbarer Mann. Aber ich sehe keine Zukunft für Sie.« Und dann war sie gegangen, ihre Schritte verhallten im Treppenhaus, und er war allein.
    Er konnte sich nicht erinnern, wie lange er in dem leeren Raum gestanden hatte. Minuten? Eine Stunde? Als er schließlich die Treppe in den verwilderten Garten hinunterging, bemerkte er, daß die schäbige Kutsche verschwunden war. Er ging hinüber zum Teich und blickte auf sein eigenes Spiegelbild.
    Wenn sie ärgerlich gewesen wäre oder ängstlich, dann hätte er vielleicht noch gewußt, was tun. Aber sie hatte nicht einmal Verachtung gezeigt. Sie hatte ihn einfach entlassen, genauso gedankenlos, wie sie einen nutzlosen Diener zurückgewiesen hätte.
    Ein Fuß stieß an einen Stein, er fuhr herum und sah in dieser Sekunde vier dunkle Figuren aus den verwilderten Büschen springen.
    »Langsam, Käpt'n!« Einer von ihnen hatte einen Degen gezogen, und er sah, daß auch die anderen gut bewaffnet waren. »Es ist sinnlos zu kämpfen!«
    Bolitho wich an den Teich zurück, die Hand am Säbel.
    Ein anderer Mann kicherte. »Aye, so ist's recht, Käpt'n. Wir wissen dann schon, wo wir Ihre Leiche verstecken, wenn wir mit Ihnen fertig sind. Praktisch – was, Kameraden?«
    Bolitho blieb ganz ruhig. Er wußte, daß es sinnlos war, mit einem von ihnen reden zu wollen. Sie sahen aus wie berufsmäßige Kriminelle, Männer, die für Geld töteten, unabhängig davon, was es sie letztlich kosten würde. Er war plötzlich so gelassen, als ob ihre Ankunft seine Verzweiflung vertrieben hätte wie ein kalter Wind.
    »Dann will ich wenigstens noch ein paar mitnehmen!«
    Er zog seinen Säbel aus der Scheide und wartete auf ihren Angriff. Zwei hatten Pistolen, aber es waren wahrscheinlich Militärpatrouillen in der Nähe, und ein Schuß hätte sie aufmerksam gemacht.
    Stahl stieß auf Stahl, und Bolitho sah, wie das Grinsen des Anführers zu einem angestrengten Stirnrunzeln wurde, als sich ihre Klingen kreuzten. Er duckte sich, als ein Mann nach seinem Nacken schlug, drehte seinen Säbel und fuhr ihm über das Gesicht, hörte ihn schreien, als er in die Büsche zurücktaumelte.
    »Verdammt sollst du sein, elender Bastard!« Ein anderer warf sich nach vorne, sein Degen durchstieß Bolithos Deckung. Aber er sprang von seiner Gürtelschnalle ab, und er konnte ihn mit dem Griff wegschleudern; dann traf er den Gegner mit solcher Gewalt am Kiefer, daß es ihm fast den Säbel aus der Hand riß.
    Der Garten schwamm in einem Nebel von Schmerzen, als ihn etwas heftig an der Stirn traf; er begriff, daß einer von ihnen einen Stein geworfen hatte. Er holte mit dem Säbel aus, fühlte aber, daß er nur in die Luft schlug. Jemand lachte, und ein anderer rief heiser: »Jetzt, Harry! Mach ihn fertig!« Doch da – Füße polterten durch die Büsche, Bolitho wurde von jemandem in blauem Rock beiseite geschoben, der schrie: »Auf sie, Kameraden! Haut sie nieder!«
    Degen blitzten und klangen aufeinander, und ein Körper rollte um sich schlagend in den Teich, das Blut färbte die Oberfläche rot.
    Bolitho kam unsicher auf die Beine; er sah, daß Heyward und Tyrell die beiden Angreifer zum Haus zurücktrieben, während Dalkeith wachsam

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