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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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deiner Scheiße«, fuhr er ihn an und drückte dabei das Gesicht des Mannes nach unten, bis es nur noch einen Fingerbreit über dem Boden schwebte. »Oder willst du schon mal ausprobieren, wie sich das anfühlt?«
    »Nein, Herr«, stammelte der Bursche ängstlich.
    Unversehens ließ Lukas ihn los, was nun doch dazu führte, dass der Kopf des Verängstigten in den Schlamm fiel. Seine Gefährten brachen in Gelächter aus, während der Gemaßregelte mürrisch aufstand und versuchte, sich den Schmutz aus dem Gesicht zu wischen.
    »Lass dir von Wichmanns Wegführern zeigen, wo der Boden sicher ist, und erledige sofort, was dir aufgetragen wurde«, befahl Christian.
    »Komm schon, Muttersöhnchen!«, spottete Kuno. »Ich zieh dich auch raus, wenn du im Sumpfloch versinkst.« Er winkte dem Burschen, ihm zu folgen, dem nichts anderes übrigblieb, wenngleich er dabei nur zaghaft einen Fuß vor den anderen setzte. Er schien nicht der Einzige zu sein, der sich vor dem unberechenbaren Untergrund fürchtete. Nachdem das Gelächter erstorben war, sahen ein paar Männer mit sichtlichem Unbehagen um sich. Einige bekreuzigten sich und murmelten Gebete.
    »Worauf wartet ihr?«, fragte Bertram unwirsch. Da niemand reagierte, drückte er einem Reisigen, der sich aus der hinteren Reihe verdrücken wollte, die nächste Schaufel in die Hand und griff selbst nach einer. »Du siehst aus, als müsstest du auch gleich in den Graben. Also komm lieber und beeil dich. Keiner von uns will zusehen, wie du dir vor Angst in die Hosen scheißt.«
    Ungerührt verteilte er weiter Schaufeln und lief dann mit den Männern los.
    Das fängt ja gut an, dachte Christian, auch wenn er erleichtert war über Kunos und Bertrams Einmischung. Er bereute nicht, dass er die beiden doch mitgenommen hatte. Dabei war Kuno erst verspätet bei der Truppe eingetroffen, die unter Christians Kommando stand. Gerade als sie aufbrechen wollten, kam Johanna in die Wehen, und Christian erlaubte, dass ihr Mann blieb, bis das Kind geboren war. Am übernächsten Tag hatte Kuno Ottos nicht übermäßig große Streitmacht eingeholt, um Christian stolz zu berichten, dass Johanna ein kleines Mädchen zur Welt gebracht hatte und Mutter und Kind wohlauf waren.
    »Merkwürdig, wie einen so ein winziges Menschlein schon an sich ziehen kann«, sinnierte der Rotschopf. Doch dann riss er sich zusammen und fragte nach Befehlen.
    Von den Berittenen und dem Fußvolk, die unter seinem Kommando standen, konnte sich Christian vorerst nur auf seine eigenen Leute verlassen. Schon auf dem Marsch hierher hatte er mehrfach harte Strafen verhängen müssen, um Disziplin zu erzwingen.
    Ekkehart, der neben der Leibwache nun auch wie Christian eine Hälfte von Ottos Streitmacht befehligte, ließ unterwegs sogar einen Mann hängen, weil der gegen das Plünderungsverbot in den Dörfern, die sie passierten, verstoßen hatte.
    Immerhin, mit seinem deftigen Scherz hatte Lukas vorerst erreicht, dass der Feigling zwar bloßgestellt, aber von seinen Kumpanen nicht unterstützt, sondern ausgelacht wurde. Beim nächsten Mal würde er härter durchgreifen müssen.
    Lukas und Ottos jüngerer Sohn traten zu Christian, während er durch den Regen auf die Burg starrte und versuchte, den modrigen Gestank um sich herum zu ignorieren.
    »Ich frage mich wirklich, wie wir diese Burg einnehmen wollen, wenn nicht durch Verrat«, meinte Lukas halblaut, so dass niemand außer Christian und Dietrich ihn verstehen konnte. »Mit Belagerungstürmen kommen wir nicht einmal bis an den Wall. Aushungern können wir sie nicht, unsere Vorräte werden viel eher zu Ende gehen. Und einen Tunnel dorthin graben geht auch nicht in diesem stinkenden Moor.«
    Er sah zu Dietrich. »Dein Vater muss geahnt haben, dass wir hier eingesetzt werden. Sonst hätte er auf jeden Fall ein paar erfahrene Bergleute mitgenommen, damit sie die Burg unterminieren. Um diese Jahreszeit wochenlang in Kälte und Regen auszuharren, dürfte ihn noch weniger begeistern als mich.«
    »War ja nicht schwer vorherzusehen, dass wir hier landen, oder?«, entgegnete Christian düster.
    Niemanden überraschte es übermäßig, dass sie sich hier ausgerechnet vor Haldensleben wiederfanden, seit Jahren ein Zankapfel zwischen dem Löwen und Erzbischof Wichmann, dem die aufstrebende Kaufmannssiedlung und vor allem die Festung seines Feindes so nahe vor den Toren Magdeburgs ein Pfahl im Fleische waren. Das wusste auch Dietrich, der als Knappe am Hof des Kaisers genug von den

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