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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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etwas zu essen für Euch und für sie.«
    »Geh. Ich werde vorerst nicht von ihrer Seite weichen«, versicherte Christian düster. »Und berichte Lukas, was mit seiner Frau geschehen ist. Du warst doch sicher dabei.«
    »Ja, Herr. Wie Ihr wünscht, Herr.« Hastig knickste Johanna ein weiteres Mal und lief hinaus.
    Beklommen setzte sich Christian aufs Bett und beobachtete das bleiche, eingefallene Gesicht seiner Frau. Doch während er noch mit sich kämpfte, ob er ihre Hand nehmen oder sie schlafen lassen sollte, schien sie seine Gegenwart zu spüren und schlug die Augen auf.
    »Du bist zurück! Endlich! Jetzt wird alles gut.«
    Ihr Lächeln war matt, nur ein fader Nachklang ihrer sonstigen Lebhaftigkeit. Fröstelnd zog sie die Schultern zusammen. »Mir ist so furchtbar kalt! Legst du dich zu mir und wärmst mich?«
    Verunsichert sah er sie an, ehe er ihrer Aufforderung folgte. Er warf den staubigen Umhang achtlos zu Boden und legte sich in Reisekleidung, so wie er war, neben sie. Sie schmiegte sich mit dem Rücken an seine Brust, zog seine Arme um ihren Leib und schloss die Augen.
    »Jetzt wird alles gut«, murmelte sie erneut, und Augenblicke später war sie wieder eingeschlafen.
     
    »Was ist geschehen?«, fragte Lukas mit Nachdruck.
    Er saß in der Halle und versuchte, sich über seine Gedanken klarzuwerden.
    In der Kapelle hatte er neben Adelas aufgebahrtem Leichnam gekniet und das Gefühl nicht überwinden können, dass dort eine Fremde lag. Nun saß in einigem Abstand von ihm in einer Ecke Rosa, die blutjunge Amme, und wiegte seinen immer noch schlafenden neugeborenen Sohn. Vor der Halle hatte Raina auf ihn gewartet und ihm seinen Erstgeborenen gezeigt, einen blonden Lockenschopf, der fröhlich juchzend an der Hand seiner Mutter schon die ersten tapsigen Schritte wagte. Und dann hatte Raina ihm zögernd und mit gesenkten Lidern mitgeteilt, dass sie den Großknecht heiraten werde, der um sie angehalten hatte, wenn der Herr Christian es ihnen erlaube.
    Nun hatte er also zwei Söhne und keine Frau. Und oben, in der Kammer, lag Marthe schwerkrank.
    »Was ist geschehen?«, wiederholte er seine Frage, die niemand beantwortet hatte.
    »Das Kind lag verkehrt herum … und sie ist verblutet …«, erklärte schließlich Johanna, die etwas zu essen für Marthe und Christian aus der Küche geholt hatte, nun aber nicht wagte, die Kammer zu betreten.
    Also stellte sie Bier und Suppe vor Lukas ab.
    »Sie ist selbst schuld«, ließ sich auf einmal eine helle, ungewohnt harte Stimme vernehmen.
    Sprachlos drehten sich alle zu Clara um.
    Sie waren es gewohnt, Marthes neunjährige Tochter, das Ebenbild ihrer Mutter, nicht mehr als Kind zu behandeln. Abgesehen davon, dass sie die Tochter des Burgvogtes war, wusste jeder von Christians engsten Vertrauten, dass man gut daran tat, die Worte des Mädchens ernst zu nehmen. Aber ein so harter Vorwurf, noch dazu aus dem Mund einer Neunjährigen?
    »Willst du uns das erklären?«, forderte Lukas sie ungewohnt streng auf.
    »Wenn Vater dabei ist. Er muss es wissen.«
    Als hätte Christian ihre Worte gehört, kam er die Treppe herunter, müde und besorgt.
    »Sie schläft. Bitte sieh nach ihr!«, forderte er Johanna auf, die sofort nach oben huschte.
    »Deine Tochter scheint einige außergewöhnliche Enthüllungen für uns zu haben«, meinte Lukas finster.
    Christian musterte das Kind, an dem er insgeheim am meisten hing, mit aufmerksamem Blick. Er kannte Clara gut genug, um zu wissen, dass das, was sie nun zu sagen haben würde, nicht für andere Ohren bestimmt war. Also bedeutete er ihr, sich zu ihnen zu setzen.
    Clara kletterte auf die Bank Christian und Lukas gegenüber. Die kleine Gruppe saß eng genug beieinander, um zu signalisieren, dass hier Vertrauliches besprochen würde. Gehorsam hielten Gesinde und Bewaffnete Abstand.
    »Zuerst wurde Daniel schwerkrank. Dann ging dieses Sommerfieber im Dorf um«, begann Clara. »Es wütete außergewöhnlich heftig, und zu viele Menschen sind krank geworden. Mechthild und Pater Hilbert gehörten zu den ersten.«
    Jetzt erst wurde Christian bewusst, dass er die Wirtschafterin und auch den Kaplan noch nicht gesehen hatte. Über seiner Sorge um Marthe hatte er das glatt vergessen.
    »Sind sie am Leben?«, fragte er besorgt.
    »Ja. Aber beide sind noch zu schwach, um aufzustehen. Mutter, Johanna und ich waren Tag und Nacht unterwegs zu den Kranken. Und während Pater Hilbert darniederlag und sein Amt nicht versehen konnte, predigte Pater Sebastian

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