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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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bewusst, wie sehr sie sich von den anderen Hofdamen unterschied, die – abgesehen von Hedwig und Elisabeth – auf sie herabblickten, auch wenn die meisten von ihnen schon wegen diesen oder jenen Leidens ihre Hilfe beansprucht hatten. Die einen verachteten sie wegen ihrer Herkunft, die anderen, weil sie ihnen keinen Liebestrank verschafft hatte, doch die meisten wohl, weil es ihnen suspekt erschien, dass Marthe auch als Edelfreie noch als Heilerin und Wehmutter arbeitete.
    Aber im Augenblick war ihr das gleichgültig, denn immer stärker füllte sie das Gefühl aus, dass irgendetwas Bedrohliches geschehen würde.
     
    »Nichts ist passiert, außer dass die Ritter die Zusammengehörigkeit zu ihrem Stand demonstriert haben«, beruhigte Christian Marthe, als sie sich nach dem Reiterspiel endlich wiedergefunden hatten.
    Noch bevor sie zu ihrem Zelt gehen konnten, kam ihnen eine von Ottos Leibwachen entgegen und forderte sie auf, ihn zum Markgrafen zu begleiten.
    Im Zelt standen Otto und Hedwig gemeinsam mit ihren Söhnen. Marthe entging nicht die Feindseligkeit, mit der Albrecht sie und vor allem Christian anstarrte. Doch Ottos ältester Sohn und Erbe sagte kein Wort.
    »Wir sind aufgefordert, dem König und dem Herzog von Schwaben unsere Glückwünsche auszusprechen. Begleitet mich!«, befahl der Markgraf.
    Zwölf Wachen gingen voran, um ihnen den Weg durch die Massen zur kaiserlichen Residenz zu bahnen.
    Dort warteten schon eine gewaltige Zahl prunkvoll gekleideter Männer und Frauen darauf, vor die kaiserliche Familie zu treten. Christian erkannte von weitem Graf Balduin von Hennegau, der beim Pfingstgottesdienst das Reichsschwert getragen hatte, den Thüringer Landgrafen und Hedwigs Brüder Bernhard und Otto.
    Währenddessen vertiefte sich Marthe in ihre eigenen Gedanken. Der Kaiser war uralt, er musste etwas über sechzig Jahre zählen. Nur wenige Menschen lebten überhaupt so lange. Was erwartete sie, wenn nach seinem Tode sein Sohn Heinrich, der ja bereits König war, die Regentschaft übernahm?
    Es dauerte, bis die Meißner Fürsten endlich an der Reihe waren. Während Otto, Hedwig und ihre Söhne vortraten, sich tief verneigten und niederknieten, beobachtete Marthe von der Seite jedes noch so winzige Detail. Der Kaiser bedeutete den Edlen aus Meißen, sich zu erheben, dann wurden Worte gewechselt, von denen Marthe kaum etwas hörte.
    Vorsichtig musterte sie den künftigen Kaiser, den sie zum ersten Mal aus der Nähe sah, und nur mit Mühe unterdrückte sie dabei ein Frösteln. Der junge König Heinrich, soeben zum Ritter geschlagen, hatte wenig von der würdevollen Ausstrahlung seines Vaters und noch weniger von der Schönheit seiner Mutter.
    Doch nicht das war es, was Marthe verstörte. Etwas an Heinrich jagte ihr einen Schauer über den Rücken, ein nahezu abgrundtiefes Entsetzen, wie es bisher nur Wulfhart und Randolf ausgelöst hatten.
    Gott sei uns gnädig, wenn dieser Mensch Kaiser wird!, dachte sie, von Grauen erfüllt.
    Christian bemerkte ihr Schaudern und drückte ihr unauffällig die Hand – als Trost, vor allem aber als Warnung, sich nichts anmerken zu lassen.
    Jetzt rief der junge König Ottos älteren Sohn zu sich, stand sogar auf und umarmte ihn. Die beiden schienen sich gut zu verstehen. Albrecht erwiderte etwas, das den künftigen Kaiser zum Lachen brachte. Doch es war kein fröhliches Lachen, sondern ein boshaftes – und Albrecht stimmte mit ein.
    Wenig später wurden Otto und die Seinen vom Kaiser huldvoll entlassen. Gemeinsam mit ihrem Gefolge bahnten sie sich den Weg durch die noch wartenden Edlen, wobei Markgraf Dietrich sich ihnen anschloss.
    Christian warf Marthe einen mahnenden Blick zu, damit sie schwieg, doch das war unnötig. Stumm folgten sie dem Zug und wurden bei der Ankunft vor Ottos Zelt von dem gutgelaunten Markgrafen aufgefordert, mit ihm einen Becher Wein zu trinken. Hedwigs Lächeln hingegen wirkte angestrengt, sie schien in Gedanken ganz woanders zu sein, wie Marthe unschwer erkannte.
    Zum Glück erwartete von ihr als Frau niemand, dass sie etwas sagte, so dass sie weiter ihren düsteren Gedanken nachhängen konnte. Draußen schien Wind aufgekommen zu sein, er rüttelte an den Zeltplanen und ließ die Flammen der Kerzen flackern.
    Markgraf Dietrich betrachtete sie versonnen, doch sein Blick schien durch sie hindurchzugehen. Christian beteiligte sich hin und wieder mit höflichen Floskeln an der Unterhaltung, wenn er zum Sprechen aufgefordert wurde.
    Marthe schreckte

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