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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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der anderen abgetrennt. Ob es an Ludmillus’ betörendem Lied lag oder an der düstere Erinnerungen heraufbeschwörenden Begegnung mit Wulfhart – diesmal war Christian nicht bereit, mit Rücksicht auf mögliche Zuhörer darauf zu verzichten, seine Frau in die Arme zu nehmen. Er wollte Marthe jetzt, auf der Stelle, und riss sie an sich, kaum dass sie die Leinwand hinter sich hatte fallen lassen.
    Sein leidenschaftlicher Kuss überraschte Marthe, doch nur für einen winzigen Moment, dann erwiderte sie ihn. Mit ungewohnter Heftigkeit hielt er sie umklammert, ließ seine Lippen über ihre Haut gleiten, zog den Schleier von ihrem Haar und legte seine starken Hände auf ihre Brüste.
    Ungeduldig versuchte Marthe, die Verschnürung ihres Kleides zu lösen. Endlich lockerte sich das Band. Bereitwillig hob sie die Arme, damit er ihr das teure krapprote Kleid über den Kopf ziehen konnte, ebenso das Unterkleid. Dann zerrte sie ihm den Bliaut vom Leib. Er bettete sie auf die Felle, die ihre Schlafstatt bildeten, küsste sie erneut und ließ seine Hände über ihren Körper wandern.
    Begierig zog Marthe ihn über sich und seufzte leise vor Sehnsucht, als er in sie eindrang. Von seiner Leidenschaft ließ sie sich treiben, erstickte mit Mühe ihre Lustschreie und konnte doch am Ende, ebenso wie er, ihr Stöhnen nicht ganz unterdrücken.
    Aneinandergeschmiegt lagen sie danach auf den Fellen. Christian griff nach seinem Umhang und legte ihn über sie, damit sie nicht fror. Ungeachtet des Lärmens draußen in der Zeltstadt, in der lautstark geredet, gesungen, gestritten und gepoltert wurde, schliefen sie ineinander verschlungen ein.
     
    Am nächsten Morgen, nach der Frühmesse, fand die Schwertleite statt, die Anlass für dieses gewaltige Fest war.
    Jeder der Gäste hatte sein prachtvollstes Gewand angelegt, viele Ritter erschienen in voller Rüstung, um die Zusammengehörigkeit des Standes zu demonstrieren, und auch deshalb, weil sie danach zu einem prachtvollen Reiterspiel antreten sollten, bei dem zwei gewaltige Heere geharnischter Ritter aufeinander zupreschten, allerdings ohne ihre Lanzen gegeneinander zu richten.
    Das eigentliche Turnier sollte erst am nächsten Tag einige Meilen entfernt auf einem freien Feld bei Ingelheim stattfinden. Daran würde sich wegen des Eides zugunsten Konrads christlichem Begräbnis keiner der wettinischen Ritter beteiligen. Doch Christian, Lukas und viele andere von Ottos Gefolgsleuten würden zum großen Umritt der Ritterschaft des Kaisers antreten. Auf das Schauspiel wartete auch Marthe schon voller Aufregung.
    Von der Zeremonie, mit der der Kaiser persönlich seine Söhne Heinrich und Friedrich zu Rittern ernannte, bekam sie erwartungsgemäß angesichts der ungeheuren Menschenmengen nichts zu sehen. Nur am Jubel der Massen konnte sie erkennen, dass das festliche Ereignis wohl vollzogen war.
    Die Ritter um sie herum zogen die Schwerter und stießen sie mit lauten Vivat-Rufen in die Luft, um die jungen Herrscher und nunmehrigen Ritter zu feiern. Der achtzehnjährige Heinrich war bereits König; sein ein Jahr jüngerer Bruder trug den Titel eines Herzogs von Schwaben.
    Sogleich kam Bewegung in der riesigen Menschenansammlung auf. Die Ritter arbeiteten sich durch die dichtgedrängte Menge, um zu ihren Pferden zu gelangen, sich die Rüstung anlegen zu lassen, sofern sie nicht schon eine trugen, und die Lanzen aufzunehmen.
    Christian, bereits in Gambeson und Kettenpanzer, erriet Marthes heimliche Sorge und bot ihr seinen Arm.
    »Musst du nicht zu den Pferden?«, fragte sie zweifelnd.
    »Dort wird jetzt so viel los sein, dass ich noch Zeit genug habe, dich zu Hedwig zu geleiten.«
    Die Wahrscheinlichkeit war zwar nicht groß, dass sie unter so vielen Menschen noch einmal auf Wulfhart stoßen würde. Aber angesichts seiner Körpermasse und seiner Trägheit würde der gnadenlose Burgherr wohl kaum am Reiterspiel teilnehmen. Und falls ihm nachträglich klargeworden sein sollte, auf wen er da am Vortag gestoßen war, könnte es durchaus sein, dass er ein paar seiner Männer im Lager der Meißner nach Marthe suchen ließ.
    Die Damen von Ottos Hofstaat – Hedwig voran – ließen es sich nicht nehmen, den Rittern zuzusehen, wie sie sich zum Aufbruch für das Reitmanöver wappneten. Mit einer höflichen Verbeugung vor der Fürstin überließ Christian Marthe deren Obhut, bevor er seinen Rappen holen ging.
    »Werdet Ihr in der Nähe Eures einstigen Schützlings bleiben?«, fragte ihn Hedwig, lächelnd

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