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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Marthe hoch. Er umarmte sie und hielt sie fest, während sie an seiner Schulter schluchzte.
    Er rührte sich nicht, sondern stand einfach nur stumm da, als Halt für sie in ihrem fassungslosen Schmerz, während ihm selbst der Kummer die Kehle zuschnürte.
    Er verschwieg, dass er die halbe Nacht lang Pläne geschmiedet hatte, wie er mit Hilfe einiger Entschlossener Christian noch vom Richtplatz befreien konnte. Aber Christian hatte sich entschieden. Er würde die Hilfe nicht annehmen, um das Blutgericht im Dorf vermeiden zu können, das eine solche Aktion zweifellos mit sich bringen würde.
    Die Zeit schien eingefroren, während sie so dastanden, vereint in Schmerz und Trauer.
    Dann begann sich der niedergeschlagene Wachsoldat zu regen.
    Lukas ließ Marthe los und setzte ein klägliches Lächeln auf, während er ihr in die Augen sah. »Fühlst du dich bereit, dem Dummkopf da weiszumachen, dass er keinesfalls von mir zu Boden geschickt wurde?«
    »Einen Moment noch«, schniefte sie. Ihr Arm schien bleiern schwer, als sie sich übers Gesicht fuhr, um die Tränen abzuwischen.
    Sie schloss die Augen für eine Weile, bis es fast so schien, als würde sie im Stehen schlafen. Dann riss sie sie mit einem Ruck auf. »Jetzt.«
    Er nickte ihr ermutigend zu, dann hockte er sich neben den zu Boden Geschlagenen und brachte ihn mit ein paar kräftigen Schlägen ins Gesicht wieder zu sich.
    »He, du da, wach gefälligst auf! Was soll dein Herr von dir denken, wenn du dich mitten während des Dienstes langlegst, noch dazu in der Kammer einer Dame!«
    Verwirrt schlug der Wächter die Augen auf und sah sich um.
    »Du bist gestürzt. Ich hoffe, du hast dir nichts getan«, sagte Marthe rasch.
    Er sah ihren bekümmerten Gesichtsausdruck und deutete ihn als Sorge um sich. Das schmeichelte ihm, doch er war immerhin misstrauisch genug, sich umzuschauen, worüber er gestolpert sein könnte.
    »Los, hoch mit dir, sonst melde ich dich deinem Herrn!«, schnauzte Lukas ihn an. Der Befehlston erstickte bei dem Mann jeden weiteren Gedanken. Hastig stand er mit verlegener Miene auf. »Verzeiht, Herr!«
    »Und nun erfülle gefälligst deine Aufgabe und pass auf, dass alles rechtens zugeht, wenn sich die Dame des Hauses um meine Verletzung kümmert«, befahl Lukas, was zur Folge hatte, dass sich die Wache hastig zur Tür zurückzog, um sich dort zu postieren.
    Marthe musste nun zu Ende mitspielen, holte aus einer Truhe ein Stück Leinen, riss es in Streifen und verband die Wunde neu.
    Jedes Wort, jede Bewegung fiel ihr unendlich schwer.
    Ihr war zumute, als ob die Trauer sie erstickte.
     
    Nachdem Lukas gegangen war, blieb ihr nichts als Verzweiflung. Da sie die Kammer nicht verlassen und auch niemand zu ihr durfte, kroch sie unter die Decke und rollte sich zusammen, während ihr Tränen über das Gesicht liefen und ihre Gedanken hin und her rasten, auf der Suche nach einem Weg, Christian zu retten.
    Ob sie Albrecht auf Knien um Gnade bitten sollte?
    Sie war mit ihren Überlegungen genau an diesem Punkt angekommen, als sich draußen jemand laut räusperte und an die offene Tür ihrer Kammer klopfte. Sie gab kein Zeichen von sich; Albrechts Männer würden ohnehin eintreten, wenn sie Befehle für sie hatten.
    Der unerwartete Besucher räusperte sich noch einmal laut, dann rief jemand von der Tür aus: »Dame Marthe, Markgraf Albrecht wünscht Euch zu sprechen.«
    Markgraf Albrecht! So ließ er sich also schon bezeichnen. Hatte er Nachricht vom Tod seines Vaters erhalten? Dann war jegliche Hoffnung verloren.
    Sie hatte die Stimme des Mannes erkannt, es war Hartmut.
    »Ich brauche einen Moment, mich angemessen zurechtzumachen«, rief sie zur Tür.
    Ihr Kleid war zerknittert, daran war nichts mehr zu ändern. Sie tauchte ein Tuch in kaltes Wasser und presste es sich auf die vom Weinen geschwollenen Augen. Dann glättete sie hastig mit dem Kamm ihr zerzaustes Haar, flocht es zu einem Zopf und setzte den kostbarsten Schleier darauf, den sie besaß, feine Seide aus fernen Ländern, die von einem schmalen goldenen Reif gehalten wurde.
    So gewappnet, straffte sie sich und setzte eine kühle Miene auf, als sie die Tür durchschritt und von Hartmut in den Palas geleitet wurde. Es konnte nichts Gutes bedeuten, wenn Albrecht sie ausgerechnet jetzt zu sich befahl.
     
    Albrecht hatte während ihrer kurzen Gefangenschaft einige Veränderungen im Palas vornehmen lassen. Die augenscheinlichste: ein Podest an der Saalfront, auf dem er nun in einem reichverzierten Stuhl

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