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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Halsstumpf zum Stehen. Die offenen Augen waren direkt auf Albrecht gerichtet.
    »Einer der Mörder«, spie Lukas voller Grimm aus. »Auch die beiden anderen werden nicht weit kommen.«
    Gleichgültig blickte Albrecht auf den blutverschmierten Schädel, dann sah er zu Lukas. »Ich kann mich nicht erinnern, Euch den Befehl dazu erteilt zu haben. Aber gut, so ist wenigstens der Übeltäter bestraft.«
    Er stand auf und breitete die Arme aus, um die aufgebrachte Menge zu beruhigen.
    »Ich wollte Gnade walten lassen und Christian das Leben schenken!«, rief er mit lauter Stimme. »Unbekannte haben auf ihn geschossen.« Dann hob er selbst den abgeschlagenen Kopf auf und hielt ihn mit ausgestrecktem Arm hoch. »Seht, Leute, der Schuldige ist bestraft!«
    Jakob hatte während Albrechts Worten seine Hand noch kräftiger auf Marthes Mund gepresst. »Sag jetzt nichts«, beschwor er sie von neuem leise, aber eindringlich. »Denk an deine Kinder! Und wenn es hier einen Aufruhr gibt, lässt er ein Blutbad unter den Dorfbewohnern anrichten.«
    Lukas sandte Marthe einen Blick, der wohl das Gleiche besagen sollte, dann bahnte er sich erneut einen Weg durch die Menge, um die Verfolgung der beiden flüchtigen Mörder aufzunehmen.
    Willenlos ließ sich Marthe von Jakob fortführen.
     
    Marthe wusste nicht, wie sie in ihre Kammer gelangt war und wie viel Zeit verstrichen war, bis Waltrud zu ihr kam und berichtete, Christians Leichnam sei in der Kapelle der Burg aufgebahrt.
    »Ihr könnt jetzt zu ihm gehen«, sagte sie, während sie sich mit ihren rauhen Händen über das rotgeweinte Gesicht fuhr und dann in ihre Schürze schneuzte. »Mechthild hat die Totenwäsche übernommen, doch nun liegt sie selbst darnieder. Es war zu viel für sie. Aber die anderen Gefangenen wurden begnadigt und freigelassen.«
    Lukas, Raimund, Friedmar, Reinhard und Jakob standen bereits um die Bahre und hielten Totenwache.
    Jakob und Reinhard, der wieder frei war und wusste, dass sich seine Braut in Sicherheit befand, hatten beschlossen, sich nun offen zu Christian zu bekennen. Lukas hatte seine Hände Christians Söhnen auf die Schultern gelegt, um sie festzuhalten. Fassungslos starrten Thomas und Daniel auf den Leichnam ihres Vaters, Thomas mit hassverzerrter Miene, doch der jüngere Daniel konnte trotz aller Mühe seine Tränen nicht zurückhalten, seine Schultern zitterten unter Lukas’ festem Griff.
    Als Marthe die Kapelle betrat, richteten sich alle Blicke auf sie.
    »Er ist gerächt«, sagte Lukas. »Die drei Mörder sind tot.«
    »Nur der Auftraggeber nicht!«, stieß Marthe voller Hass aus.
    Lukas ließ Christians Söhne los, trat zu ihr und legte nun ihr beschwichtigend beide Hände auf die Schultern.
    »Jeder weiß, wer den Befehl gab«, sagte er, so ruhig er konnte, voller Bitterkeit und Härte in der Stimme. »Doch wenn du Albrecht noch einmal öffentlich des Mordes bezichtigst, reißt du unzählige Menschen mit ins Grab.«
    Marthe erwiderte nichts, sondern sank wortlos neben Christians Leichnam nieder und umklammerte mit ihren Händen seine, die gefaltet über der Brust lagen und sein Schwert hielten. Irgendjemand musste Hartmut dazu gebracht haben, es dem Toten zurückzugeben. Vielleicht hatte er es sogar von sich aus getan.
    Marthe nahm kaum wahr, dass nun auch Kuno und Bertram mit ihren Frauen kamen und Clara mitgebracht hatten.
    Während Johanna und Marie laut aufschluchzten, kniete Clara lautlos an Marthes Seite nieder, totenbleich und mit versteinerter Miene.
    »Er hat es gewusst«, flüsterte sie ihrer Mutter zu. »So, wie wir beide gewusst haben, dass es so kommen wird … Er hat sich geopfert.«
    Erst durch Claras Worte wurde Marthe klar, dass sie in ihrem Innersten den Ausgang dieses Tages längst hatte kommen sehen, wie Christian auch. Aber er hatte sich entschieden, nicht davor wegzulaufen.
    Sie taumelte, als sie sich aufrichtete.
    »Es ist falsch«, sagte sie.
    Die anderen sahen sie irritiert an.
    »Sein Totenkleid sollte der blutige, von Pfeilen durchbohrte Bliaut sein! Damit jeder sieht, er ist nicht friedlich entschlafen, sondern er wurde ermordet – und dass er dem Tod mutig ins Gesicht gesehen hat!«
    »Mutter hat recht«, sagte zu aller Überraschung Clara in das jäh eingetretene Schweigen hinein. »Vater hätte es so gewollt. Sein Tod soll Mahnung und Anklage sein.«
    Noch bevor jemand etwas erwidern konnte, betrat einer von Albrechts Bediensteten die Kapelle.
    »Der Markgraf wünscht umgehend die Witwe Marthe zu

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