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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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klang mit der Zeit immer bedrohlicher. Aus den hinteren Reihen wurden Rufe laut, die Christians Freilassung forderten.
    Die Bewacher tauschten unruhige Blicke, dann setzte sich einer von ihnen Richtung Palas in Bewegung – wahrscheinlich, um Albrecht zu sagen, dass die Lage auf dem Burghof allmählich unberechenbar wurde.
    Ein Hornsignal kündigte das Erscheinen des selbsternannten Markgrafen an. Diesmal kniete die Menschenmenge nur widerwillig vor ihm nieder, nachdem die Ersten mit Hieben von den Wachen dazu gezwungen wurden.
    Albrecht tat, als ob er dies nicht bemerke, doch Marthe konnte erkennen, dass er seinen Zorn nur mühsam beherrschte.
    »Der Verräter soll vorgeführt werden«, befahl er.
    Elmar persönlich war es, der Christian mit vorgehaltenem Schwert zwang, auf das Podest zu steigen. Der Triumph in seinen Gesichtszügen war unübersehbar.
    Doch niemand von den Dorfbewohnern schien ihn zu beachten, weil sich alle Blicke auf Christian richteten. Da stand er, so wie sie ihn kannten, aufrecht und würdevoll. Nur trug er diesmal kein Schwert am Gürtel, sondern Ketten an Händen und Füßen.
    »Der Gefangene kommt reichlich stolz daher!«, rief Albrecht abfällig in die Menge, um sich dann an Pater Sebastian zu wenden. »Und ist Stolz nicht eine Todsünde, Pater?«
    Mit gewichtiger Miene bejahte der Geistliche.
    Vergeblich versuchte Marthe, einen Blick von Christian aufzufangen. Aber er drehte sich nicht zu ihr um, sondern sah auf die Menschen vor sich, die ihrerseits kein Auge von ihm ließen. Es war wie ein wortloses Bündnis, eine Übereinkunft, an dem festzuhalten, was sie sich für ihr Dorf erträumt hatten.
    »Dieser Mann hier, ein Ritter in Diensten des Markgrafen von Meißen, hat es gewagt, den Befehlen seines Fürsten zuwiderzuhandeln, noch dazu in einer Lage, da die Burg und der markgräfliche Silberschatz in höchster Gefahr waren. Für Befehlsverweigerung im Kriegsfall kann es nur einen Urteilsspruch geben: den Tod«, verkündete Albrecht.
    Aufgeregtes Stimmengewirr erscholl über dem Burghof.
    »Ruhe!«, brüllte Elmar. »Oder ich lasse ein paar von den Störenfrieden auf der Stelle hängen!«
    Augenblicklich erstarben die Rufe.
    »Angesichts seiner Verdienste bin ich dennoch geneigt, Milde walten zu lassen«, fuhr Albrecht fort.
    Marthe hob den Kopf und zwang sich, nichts von den Gefühlen erkennen zu lassen, die in ihr tobten. Vielleicht wagte es Albrecht wirklich nicht, Christian hinzurichten? Selbst wenn er ihm eine Hand abschlagen ließ – sie würde ihn lieber als Krüppel an ihrer Seite haben, statt seinen Tod mit ansehen zu müssen.
    Doch Albrechts nächste Worte ließen ihre vage Hoffnung jäh ersterben.
    »Vorausgesetzt natürlich, er zeigt aufrichtige Reue und schwört mir für die Zukunft völlige Ergebenheit. Als einfacher Ministerialer in meinen Diensten. Denn natürlich kann ich jemandem mit solchem Ungehorsam nicht die Verantwortung für eine Burg überlassen.«
    Albrecht lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und sah mit jovialer Miene zu seinem Gefangenen.
    »Nun, ich höre!«
    Christian trat einen halben Schritt vor, wobei die Ketten klirrten. Er sah alle Blicke auf sich gerichtet.
    »Es war richtig, die Burg als Zuflucht für die Dorfbewohner zu nutzen. Gott ist mein Zeuge – sonst hätte es noch viel mehr Tote gegeben. Ich übernehme die volle Verantwortung für das Tun jener Männer, die Ihr dort immer noch in Ketten haltet.« Mit dem Kopf wies Christian dorthin, wo Walther, Kuno, Bertram, Jonas und Reinhard, von etlichen Wachen umgeben, standen. »Lasst sie frei. Sie haben lediglich meine Befehle befolgt. Aber über mich richten kann nur das Landding.«
    Elmar stieß ihm seinen Schwertknauf in den Rücken, dass Christian in die Knie sackte, sich jedoch sofort wieder erhob.
    »Aufrührerischer Bastard!«, fuhr Elmar den langjährigen Rivalen an.
    »Ihr handelt gegen geltendes Recht. Ihr seid es, der den Lehnseid bricht, den Eid eines Herrschers, seine Untertanen zu schützen!«, rief Christian.
    »Unbelehrbar!«, schnaubte Albrecht wütend in die Menschenmenge. Dann wandte er sich mit scharfer Stimme wieder direkt an seinen Gefangenen. »Das Landding ist nur zuständig für Männer von Stand. Und dazu zählst du nicht mehr.«
    Er gab Marthes Bewachern einen Wink, die sie zwei Schritt nach vorn stießen.
    »Vielleicht möchte dein Weib ein gutes Wort für dich einlegen? Dies ist die letzte Gelegenheit, meine Gnade zu erflehen. Überleg gut! Aber nicht

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