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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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zu lange!«
    Christian drehte sich zu Marthe um und schenkte ihr einen letzten, langen Blick. Dann straffte er sich und verschloss seine Gesichtszüge.
    Marthe wagte es nicht, unter Christians strengen Augen einen Schritt zu tun.
    An ihrer Stelle trat unerwartet Lukas vor. Die Menschen um ihn herum drängten, so gut es ging, ein Stück zurück, damit er vor Albrecht niederknien konnte.
    »Mein Fürst, im Namen kampfbewährter Ritter möchten wir Euch bitten, dieses Urteil nicht allein heute und hier, sondern vor dem Landding zu fällen.«
    »Bewährter Ritter?«, fragte Albrecht mit gespielter Verwunderung. »Soweit ich weiß, seid Ihr ein Mann ohne Land und ohne Namen!«
    »Dann nehmt unsere Fürsprache«, rief Raimund, der an Lukas’ Seite niederkniete, während Friedmar und die anderen Ritter es ihm gleichtaten.
    »Wir stammen aus alteingesessenen, angesehenen Familien, die dem Hause Wettin seit Generationen treu ergeben sind. Und es ließen sich im Gefolge Eures Vaters noch Dutzende finden, die ohne Zögern Christians Aufrichtigkeit und Lehnstreue bezeugen werden.«
    »Meinen Vater lassen wir hierbei besser aus dem Spiel«, knurrte Albrecht. »Er war nicht dabei, als das Dorf angegriffen wurde.«
    Bergmeister Hermann trat zu den Rittern und kniete ebenfalls nieder. »Mein Fürst! Wenn der hiesige Bergbau in den letzten Jahren den Reichtum Eures Hauses mehren konnte, so ist dies in besonderem Maße Ritter Christians Verdienst. Und seid versichert, sein Handeln während des Überfalls hat verhindert, dass die Förderung auf längere Zeit zum Erliegen kam.«
    Albrecht musterte erst die Männer, die vor ihm knieten, dann Christian, der aufrecht vor ihm stand.
    »Mir fehlen Worte ehrlicher Reue. Euer stolzer Freund und sein Weib sollen mir zu Füßen fallen und mich um Gnade bitten«, forderte Albrecht. »Unter Tränen!«
    Christian bedeutete Marthe mit einem Blick, an ihrem Platz zu verharren. Lähmende Stille legte sich über den Burghof. Marthe wagte es nicht, die Augen von Christian abzuwenden.
    So bemerkte sie nicht, wie Elmar ein verstohlenes Zeichen gab, und sah den ersten Pfeil nicht kommen. Aber noch bevor er sein Ziel erreichte, durchfuhr sie ein tödliches Grauen.
    Und dann, wie in einem Alptraum, sah sie Christian in die Knie sacken. Zwei Pfeile ragten aus seiner Brust, einer war durch seinen Hals gefahren. Sie sah seine Augen brechen, bevor er zu Boden schlug. Mit einem markerschütternden Schrei stürzte sie auf den Leichnam ihres Mannes zu.
     
    Von Entsetzen gelähmt, starrten die Menschen auf ihren ermordeten Anführer. Dann schrien auch die Ersten von ihnen auf.
    Lukas hatte sich nach einem schreckensweiten Blick auf Marthe hastig in die Richtung umgedreht, aus der die Pfeile abgeschossen worden waren, zog sein Schwert und bahnte sich mit Raimund und Friedmar einen Weg durch die Menge, die sofort eine Gasse für die drei Ritter bildete.
    Jakob, dem Lukas einen Befehl zugerufen hatte, stellte sich mit gezogenem Schwert schützend vor Marthe, die fassungslos vor Schmerz über Christians Leichnam lag.
    Mit tränenverschwommenem Blick starrte sie auf sein gelassenes, friedliches Gesicht. Nur seine Augen, die ins Nichts starrten, kündeten von seinem Tod. Einer der Pfeile musste sein Herz direkt durchbohrt haben.
    Sie strich über Christians Lider, um sie zu schließen, dann wollte jemand sie von dem Leichnam wegzerren. Doch erst die fremde Berührung, die rohe Geste war es, die sie wieder zu Bewusstsein brachte.
    »Mörder!«, schrie sie Albrecht an und richtete sich auf. »Ihr habt den Befehl dazu gegeben!«
    Auf dem Burghof mehrten sich die Schreie, ein Tumult drohte auszubrechen.
    »Schafft mir sofort das Weibsbild vom Hals!«, brüllte Albrecht seinen Wachen zu.
    Jemand hielt ihr den Mund zu und zog sie hoch. Direkt hinter sich hörte sie Jakobs verzweifelte Stimme, der ihr beschwörend ins Ohr raunte: »Sei still und komm weg hier, sonst töten sie dich und deine Kinder auch noch!«
    Sie wollte Christians Leichnam nicht loslassen, aber Jakob packte sie fest um die Taille und zog sie mit sich.
    Dann hielt er jedoch plötzlich inne und drehte sich um. Marthe folgte seinem Blick. Lukas kam schwer atmend und mit bluttriefendem Schwert zurück durch die Menge, die sich erneut vor ihm teilte.
    Mit seiner Linken hielt er einen abgeschlagenen Kopf an den Haaren gepackt und warf ihn Albrecht direkt vor die Füße. Die Trophäe rollte ein kleines Stück auf dessen Stuhl zu und kam dann auf dem blutigen

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