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Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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Acker, gewiss nicht für Verfolgungsjagden.« Er schnalzte mit der Zunge. »Hast du deren Pferde gesehen? Diese Viecher sind selbst wie Krieger. Die haben schon mehr als eine Schlacht miterlebt.«
    »Ach, Nils, ich habe das dumpfe Gefühl, dass es von Neuem anfängt.«
    »Es?« Er zog sie fester an sich. »Was meinst du?«
    »Alles. Die Gewalt, die Furcht.« Sie dachte kurz an dieses unerklärliche Bild mit der Grotte und löste sich von ihm.
    »Was man hört, klingt tatsächlich nicht gerade beuhigend. Wir sprachen ja bereits davon.«
    »Dabei wurde doch immer wieder auch von angeblichen Bemühungen geredet, endlich die Kämpfe zu beenden und Frieden herzustellen.« Sie seufzte leise auf. »Frieden. Wie fremd dieses Wort doch klingt. Seit ich zurückdenken kann, gab es keine Zeit, in der der Krieg einmal Atem holen musste. Immer wurde getötet, immer wurde gemetzelt.«
    »In der letzten Zeit ist es in der Tat zu Verhandlungen gekommen. Vor etwa drei Jahren schon wurde ein Vertrag geschlossen, der dem Frieden den Weg ebnen sollte, ein Vertrag zwischen dem Kaiser, Schweden und Frankreich. Doch die Schlachten gingen weiter. Vor einem Jahr wiederum trafen sich alle Seiten in Frankfurt zu einem Reichsdeputationstag. Eine weitere Chance für den Frieden, aber es gab erneute Meinungsverschiedenheiten, nichts sprang dabei heraus. Dieser Krieg ist wie ein Flächenbrand im trockensten Sommer. Werden hier ein paar Flammen erstickt, züngeln an einer anderen Stelle bereits neue.«
    »Die Leute heben inzwischen bloß noch die Schultern und lachen verzweifelt auf, wenn man von Frieden spricht.«
    »Lass uns nach drinnen gehen und eine Kleinigkeit essen. Ob Krieg oder nicht: Ich könnte einen Bären verschlingen.«
    »Und dann erzählst du mir in Ruhe, was geschehen ist.«
    Nach Steckrübensuppe, Resten von Fleischeintopf und Schwarzbrot saßen sie weiterhin beisammen am Tisch. »Nachdem ich das Pferd gewechselt hatte«, erzählte Nils gerade, »und wieder vom Hof fortgeritten war, erfuhr ich von den anderen, dass die Männer den Schoferer-Hof überfallen haben.«
    »Überfallen?«, wiederholte Bernina überrascht. »Bisher haben sie doch angeblich bloß herumspioniert.« Die Schoferers wohnten jenseits des Waldes, ein gutes Stück entfernt zwar, aber dennoch waren sie – abgesehen von einer Familie namens Lottinger – die nächsten Nachbarn.
    »Heute haben sie ihre Zurückhaltung aufgegeben, wenn du es so nennen willst.« Nils trank einen Schluck von seinem selbst gebrauten Bier.
    »Und warum das?«
    »Zum einen, weil ihre Vorräte ausgingen. Zum anderen wohl auch, weil sie sicher sind, dem nahe gekommen zu sein, was sie suchen.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Es ist so: Sie sind zwar hier und da in Teichdorf und Umgebung gesehen worden, aber sie waren ziemlich auf Zurückhaltung bedacht. Genau das änderte sich schlagartig. Plötzlich standen sie bei den Schoferers im Haupthaus, mitten in der Stube, direkt vor dem Tisch, an dem Hildegard und ihre Tochter Emmi saßen. Ihr Mann und die Söhne waren auf den Feldern.«
    Berninas Miene verfinsterte sich. »Die armen Frauen.«
    »Sind zu Tode erschrocken. Die Fremden schlugen sie zu Boden, bestürmten sie mit Fragen.«
    »Fragen wonach?«
    »Hildegard war so mitgenommen, dass sie sich nicht daran erinnern kann. Sie hatte noch mehr Angst um Emmi als um sich selbst – du weißt ja, wie hübsch die Kleine ist.«
    »Ich kann mir vorstellen, was den Ärmsten geschehen ist.«
    »Da irrst du dich. Die Fremden haben ihnen – nachdem keine brauchbaren Antworten aus ihnen herauszuholen waren – nichts weiter angetan.«
    »Wirklich?« Bernina war verblüfft. »Normalerweise hört man völlig andere Geschichten. Grauenhafte Geschichten.«
    »Die Männer herrschten sie an, mit dem Geweine aufzuhören, und ließen sich eine stattliche Mahlzeit auftischen. Natürlich gehorchten Hildegard und Emmi, immer noch zitternd vor Angst. Alles, was die Kerle nicht futterten, packten sie in ihre Satteltaschen. Dann ritten sie davon.«
    »Welche Fragen haben sie gestellt?«
    »Keine Ahnung. Wie gesagt, Hildegard war zu kaum mehr als einem Schluchzen fähig. Ich habe ja auch nicht selbst mit ihr reden können, sondern alles nur erzählt bekommen.« Nils streckte seine langen Beine aus. »Wir stießen auf die Spuren der Reiter, folgten den Abdrücken, und mir war klar, dass sie auf unseren Hof zuhielten. Und dort fanden wir sie – keine Sekunde zu früh.« Seine Augen suchten ihre. »Was haben sie zu Baldus

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