Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)
in tiefen Tälern auflöste, darunter das nordwestliche Elztal, eine Hochburg der Hexenverfolgung, in deren Folge die Erde weithin mit vergossenem Blut Unschuldiger getränkt worden war.
Seinen Anfang hatte St. Peter als Hauskloster der Zähringer genommen. Bereits seit dem 11. und 12. Jahrhundert war es den verschiedenen Äbten auf geschickte Weise gelungen, bedeutenden Besitz an das Kloster zu binden, sowohl im Breisgau als auch in der Baar und in bestimmten Gegenden der Innerschweiz.
St. Peter strahlte Ruhe aus, es war ein Ort, an dem die Abläufe in stets derselben unerschütterlichen Gleichmäßigkeit erfolgten wie die Jahreszeiten, die einander ablösten. Das Kloster war ein beeindruckendes Gebäude, das man gerade erst umgebaut und erweitert hatte. Es wirkte, als wären mehrere Kästen ineinander geschoben worden, und es sollte noch weiter wachsen. Wie es hieß, wurden umfassende Pläne entworfen, eine große Kirche zu bauen, mit zwei kuppelbedeckten Türmen, die über den Schwarzwald wachen sollten.
Seit 1637 bestimmte Matthäus Welzenmüller als Abt die Geschicke des Klosters, mit Ruhe und Umsicht, die durch nichts zu erschüttern waren. Auch nicht durch den Besuch hoher Herren, die die Abgeschiedenheit des Ortes nutzen wollten, um sich zu einer Art Konferenz einzufinden. Was zum Thema gemacht werden sollte, das war niemandem bekannt, selbst die Identität einiger Teilnehmer blieb im Dunkeln. Trotz dieser nebulösen Umstände hatte der Abt zugesagt, als Gastgeber zu fungieren. Das wiederum hing vor allem mit dem Erscheinen jenes Mannes zusammen, der an diesem Tag, dem ersten seit einer ganzen Woche mit Sonnenschein und blauem Himmel, inmitten seines Trosses Einzug hielt in St. Peter.
Mit allen Ehren wurde Kurfürst Maximilian von Bayern empfangen, dem man die besten Unterkünfte zur Verfügung stellte und zu dessen Ehren an diesem Abend ein für die Verhältnisse des Klosters verschwenderisches Festbankett abgehalten werden sollte. Gewissermaßen als entspanntes Präludium, bevor am Folgetag die Gespräche beginnen würden, derentwegen man den weiten Weg bis nach St. Peter auf sich genommen hatte.
Trotz der hinter ihm liegenden Reise und seines hohen Alters machte der Ehrengast einen recht frischen Eindruck. Würdevoll entstieg er der Kutsche, mit durchaus wissbegierigem Blick bedachte er die Umgebung und den Abt, der ihn mit größtem Respekt begrüßte. Dieser Eindruck täuschte keineswegs, in Maximilian war tatsächlich eine unzweifelhafte Neugier auf die kommenden Unterredungen gewachsen. Zahlreiche Gespräche dieser Art hatte er zeit seines Lebens schon geführt, doch diesmal schien etwas Besonderes zu warten.
Dank der deutlichen Wetterbesserung entschloss man sich kurzerhand, auf der freien Wiesenfläche unweit des Klosters ein großes Zelt zu errichten, in dem eine lange Tafel Platz fand. Nicht nur für das abendliche Festbankett, hier würden die Gäste des Klosters sämtliche Speisen einnehmen – und sich anschließend den gewichtigen Themen widmen, die auf dem Plan standen.
In den träge dahinfließenden Stunden während des Banketts beschnupperten sich die Versammelten erst einmal, sie nahmen zurückhaltend Kontakt auf, beäugten sich genau und verrieten nicht zu viel von den eigenen Gedankengängen. Im Gegensatz zu sonstigen Anlässen dieser Art waren kaum militärische Führer anwesend. Dafür zeigten sich erstaunlich viele gelehrte Größen, Universitätsvertreter, Kunstförderer, zudem einige adelige Herren, die in den kriegerischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre vor allem darauf bedacht gewesen waren, so wenig Einfluss wie möglich auszuüben und im Hintergrund zu bleiben.
Keine Frage, die Zusammensetzung dieser Runde überraschte Kurfürst Maximilian, was er sich jedoch nicht anmerken ließ. Insgeheim wuchs seine Neugier sogar noch an. Er grübelte, ob er einen kleineren Trupp seiner Soldaten auf Erkundungsritt schicken sollte. Im Moment roch nichts nach Gefahr – womöglich war es gerade deshalb von größter Bedeutung, sich nicht einlullen zu lassen. Maximilian jedenfalls nahm sich vor, auf alle Einzelheiten sorgsam zu achten. Was mochten die nächsten Tage bringen?
*
Vier Männer standen vor ihm. Abgekämpft vom Ritt, staubbedeckt, umwölkt von einem beißenden Geruch nach Schweiß und Pferd, der sich in dem Zelt ausbreitete.
Ihr Anführer, Feldwebel Euler, hatte alle wichtigen Neuigkeiten mit leisen Worten mitgeteilt, anschließend war ein Schweigen
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