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Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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Petersthal-Hof. Nicht allein die Bewegungen: Seine Stimme glich zweifelsfrei der von Mentiri und derjenigen, die sie letzte Nacht in diesem Haus gehört hatte. Und er sprach auf dieselbe gekünstelte Art wie Mentiri. Aber wie konnte das sein? Innerhalb von Tagen war es schlichtweg unmöglich, um gut 20 Jahre zu altern. War dieser Mann ein deutlich älter Bruder, der Vater, ein Onkel?
    »Werden Fronwieser und Gefolge uns ebenfalls Gesellschaft leisten?«
    »Nein, heute erwarte ich ihn nicht. Und jetzt werde ich für Ihren Schutz sorgen.«
    »In der Tat, ich hätte gern ein paar Erklärungen.«
    Er lachte auf. »Wie gesagt, Sie haben Schneid, junge Dame. Und dieser Mut sollte mit ein paar Erklärungen, wie Sie es nennen, belohnt werden. Also – wie lautet Ihre Entscheidung? Begleiten Sie mich in meine bescheidenen vier Wände?«
    »Ja, das tue ich«, hörte Bernina sich antworten. Sie fühlte den erschrockenen Blick des Knechtes auf sich. »Du wartest hier auf mich«, wies sie ihn an.
    »Mit Verlaub«, ließ er sich vernehmen, »Sie können alles von mir verlangen. Nur nicht, dass ich von Ihrer Seite weiche. Sie wissen: Ich habe es Herrn Norby versprochen.«
    Bernina lächelte. Dann wandte sie sich erneut an den Fremden. »Zunächst einmal würde ich gern Ihren Namen wissen.«
    »Gestatten: Gotthold von Mollenhauer.« Galant hob er seinen Hut in die Luft. »Ihr ergebenster Diener.«
    Sie sah zu der Tür des Fachwerkhauses und das Rechteck aus grobem, rissigem Holz wirkte wie der Einstieg zu einem finsteren Abgrund.
    »Darf ich Sie nun bitten, einzutreten?«, drang die Stimme des Mannes zu ihr.

Kapitel 3
Mentiris rätselhaftes Reich
     
    Das Lager, rundum abgeschirmt durch dunkle Waldstücke, dehnte sich bis zu den Ufersträuchern eines Flusses. Spitze Zelte umstanden dicht an dicht den viereckigen Platz in der Mitte. Fahnen und Wimpel in leuchtenden Farben flatterten im Licht der aufziehenden Morgensonne. Am Rande einige eckige Großzelte, Wagen mit runden gespannten Planen, die Pferdekoppeln und überall die Landsknechte, bunt gekleidet, um sich mit wildem Stolz von den eher eintönig gehaltenen Aufmachung der gewöhnlichen Bevölkerung abzugrenzen.
    Aus der Ebene marschierten bereits neue Fußtruppen auf das Lager zu. Hinter ihnen war die ausgetrampelte Spur ihres Weges bevölkert mit weiteren Menschen: Handwerker und Huren, Bettler und Diebe, Angehörige der Söldner und sogar waghalsige Studenten der Medizin, die sich von dem Gedanken leiten ließen, der Krieg müsse der beste Lehrmeister sein.
    Der Mann stand auf einer leichten Erhebung, die ihm die Sicht über die ganze Gegend gestattete. Seine Stirn war breit und gewölbt; tiefe Furchen hatten sich eingegraben. Alles in ihm bereitete sich auf den großen Schlag vor. In den nächsten Tagen würde eine wichtige Entscheidung fallen.
    Die Höhen hatten sie ziemlich schnell hinter sich gelassen, schneller als befürchtet, alles lief gut. Die Vorhut, aufgesplittert in verschiedene Trupps unterschiedlicher Stärke, zog bereits einen Ring um die Stadt. Seine Hauptstreitmacht würde bald dazu stoßen, um den großen Tanz beginnen zu lassen. Zufrieden nickte er vor sich hin, als er sich auf den Rückweg zu seinem Zelt machte, das nur unwesentlich größer und komfortabler war als diejenigen der gemeinen Soldaten. Dort angekommen, erhielt er von einem Bediensteten die Nachricht, dass die Reiter eingetroffen seien, auf die er bereits seit geraumer Zeit wartete. Abermals ein zufriedenes Nicken. Flüchtig besah er sich die Landkarten, die auf einem aufklappbaren Tisch ausgebreitet lagen.
    Aufrecht stehend, die Arme vor der Brust verschränkt, empfing er kurz darauf die Männer. Sein Blick glitt über ihre langen schmutzverkrusteten Mäntel, unter deren Saum ausgelatschte Stulpenstiefel zum Vorschein kamen. Die Hüte nahmen fast zur Gänze die Sicht auf ihre hageren Gesichter.
    Oft schon war er ihnen gegenübergetreten, er kannte sie, er wusste um ihre Verlässlichkeit, etliche Aufträge hatten sie mit Bravour für ihn erledigt. Allerdings hatte zuvor niemals jemand gefehlt.
    »Wo ist der Dritte in eurem Bunde?«, wollte er wissen, knapp und befehlsgewohnt im Ton.
    »Ein Unfall mit seinem Pferd«, kam leise die Antwort. »Wir mussten ihn zurücklassen. Bestimmt holt er uns bald ein.«
    Er forschte in ihren Mienen. Sie erwiderten seinen Blick nicht. Das taten sie eigentlich nie – heute jedoch aus dem Grund, dass sie keine guten Nachrichten mitbrachten. Er spürte

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