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Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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Anfang an, dass Sie über ein verblüffend gutes Gespür verfügen.« Nach einer raschen Überprüfung im Spiegel entfernte er die Paste mit einem Tuch von seinen Wangen.
    »Dann kann mir Herr Mentiri nun zurückgeben, was mir gehört.«
    »Leider benötigt er es noch«, lautete die unverfrorene Antwort.
    »Wenn Ihnen so viel an meiner Chronik liegt – es besteht gewiss die Möglichkeit, eine Abschrift erstellen zu lassen. Dazu wäre ich unter Umständen bereit.«
    »Das ist, als würde man eine Abschrift von Ihrer Schönheit anfertigen. Nein, es muss die echte Handschrift des Robert von Falkenberg sein.« Einmal mehr verformten sich seine Lippen zu dieser sanft, geradezu süffisant lächelnden Linie.
    »Sie sind wirklich unglaublich dreist, mein Herr«, erwiderte Bernina voller Schärfe. »Und bisher war ich sehr geduldig mit Ihnen, doch … «
    Plötzlich ein heftiges Gepolter, das Schlagen einer Tür, eine Stimme rief. Irgendwo unten, im hinteren Bereich des Hauses. Weitere Geräusche drangen zu ihnen, das Rascheln von Gewändern, die die Holztäfelung entlangstreiften, jetzt mehrere Stimmen, Schritte im Erdgeschoss, auf der Treppe – und das unverkennbare Stakkatoklackern einer Krücke.
    Bernina und Baldus tauschten einen schnellen Blick. Der Knecht wirkte nervös. Das Pochen der Krücke kam näher und von Mollenhauers Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    »Mir schwant Übles«, murmelte er fast unhörbar leise. »Nein, das gefällt mir überhaupt nicht.« Laut rief er: »Ich bin hier.«
    Gleich darauf schob sich Lorentz Fronwieser ins Zimmer, gefolgt von Alwine und seinen übrigen Gefährten. Angespannt malmten seine Kiefer aufeinander.
    »Was willst du?« Von Mollenhauers Stimme klang schärfer als sonst, ohne etwas von ihrer Ruhe zu verlieren.
    Alwine spähte kurz zu Bernina, abgebrüht, ohne schlechtes Gewissen. Die Männer hinter ihr und Fronwieser, es waren vier, hielten Waffen in den Händen, Pistolen, Degen, einer sogar eine schwere Muskete.
    »Es ist so weit«, keuchte Fronwieser. Schweiß glänzte in seinen Bartstoppeln. »Es geht bald los.«
    Von Mollenhauer vermittelte den Eindruck, als wäre er von den im Grunde harmlos klingenden Worten aus Fronwiesers Munde förmlich überrollt worden. Seine Ruhe war weg, die Haut seiner Wangen wirkte plötzlich älter, fleckiger, faltiger.
    »Schon heute?«, brachte er knapp hervor.
    »Morgen, heute, in der nächsten Stunde, jetzt sofort – alles ist möglich.«
    Von Mollenhauer stützte sich mit der Hand auf der Sessellehne ab. »Fremde Soldaten?«, fragte er leise.
    Fronwieser nickte. »Ja, in nächster Nähe, anscheinend rund um die ganze Stadt. Möglicherweise seit einigen Tagen.«
    Ein kurzes Aufschnaufen von Mollenhauers. Er schloss die Lider, eine Sekunde verstrich unnatürlich langsam, ehe er aufsah, plötzlich wieder klar und gefasst. »Das heißt also, dass du erneut versagt hast. Du solltest doch deine Augen offen halten.«
    »Das habe ich«, verteidigte sich Fronwieser. »Ich habe meine Quellen angezapft, stand in ständigem Kontakt mit meinen Leuten, die sich überall verteilten. Diese Soldaten müssen mit dem Satan im Bunde sein. Vielleicht haben sie sich unsichtbar gemacht, vielleicht … was auch immer – jetzt sind sie da.«
    »Früher als gedacht.« Von Mollenhauer nickte, hinter seiner Stirn schien es fieberhaft zu arbeiten. »Demzufolge müssen wir handeln. Und zwar jetzt.« Er straffte sich, ließ den Sessel los. »Sofort.«
    Fronwieser starrte hasserfüllt auf Bernina und Baldus. Allerdings nicht überrascht. Von Mollenhauer hatte ihn gewiss schon zuvor, bei der Unterhaltung, der Bernina gelauscht hatte, davon unterrichtet, dass sein tödlicher Plan nicht aufgegangen war und sie und der Knecht sich nun abermals im Hause aufhielten.
    »Was sollen wir mit ihnen machen?«, wollte Fronwieser wissen.
    Von Mollenhauers Augen suchten nach Bernina und auf einmal schimmerte eine Regung in ihnen auf, die ihr einen Stich versetzte. Dieser seltsame Herr konnte vieles sein – offenbar auch eiskalt. Du bist zu vertrauensvoll, hörte sie im Unterbewusstsein die Stimme ihres Mannes. Wäre doch Nils jetzt bei ihr.
    »Lorentz, du musst meine Gäste in Sicherheit bringen«, erklang von Mollenhauers Stimme.
    »Soll das ein Scherz sein?«, meldete sich Bernina erstmals zu Wort – in bestimmendem Ton, der nichts von der Anspannung enthüllte, die sie unweigerlich erfasst hatte. »Dieser Mann wollte uns umbringen. Ohne Grund, einfach so. Er gehört

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