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Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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vor ein Gericht.«
    Rasch verteidigte sich Fronwieser, wandte sich dabei jedoch nicht an sie, sondern an von Mollenhauer: »Wir haben die beiden entführt, sie können mich und meine Freunde hinter Gitter bringen. Sie sind ein Risiko für mich. Was hätte ich tun sollen?«
    »Vor allem hättest du mir besser zuhören sollen – ich sagte es dir ja bereits. Du hättest diese Dame beobachten, aber in Ruhe lassen sollen. Lorentz, du bringst dich jedes Mal selbst in Teufels Küche.«
    Mit einem gepressten Zischen erwiderte Fronwieser: »Was blieb mir denn übrig? Diese Frau einfach zurück in ihr Nachtquartier zu geleiten? Ich gehe niemals ein Risiko ein. Sie musste verschwinden, genauso der Wicht.«
    Von Mollenhauer holte aus den Falten seiner Kleidung einen prallvollen Lederbeutel hervor, in dem Münzen klingelten. »Das ist für dich, Lorentz. Ein kleiner Zusatzlohn, wenn du dafür sorgst, dass diese zwei Menschen an einem sicheren Ort unterkommen. Letzten Endes ist es meine Schuld, dass Sie sich hier befinden.«
    Fronwieser verlagerte sein Gewicht auf die Krücke und stierte misstrauisch auf den Beutel.
    »Ich werde mich ganz gewiss nicht diesem Widerling anvertrauen«, entschied Bernina.
    »Ich bitte Sie darum.« Von Mollenhauer sah sie an. »Er kennt jeden Unterschlupf in der Stadt, er kann sie vor dem Schlimmsten bewahren. Würde Ihnen etwas zustoßen, wäre das eine Schuld, unter der ich ewig zu leiden hätte.«
    »Sie Ärmster«, entgegnete Bernina sarkastisch. »Warum sollte mir überhaupt etwas zustoßen? Was sind das für Soldaten, von denen sie sprachen? Etwa die große Armee, über die unzählige Gerüchte umgehen?«
    »In der Tat: Der Angriff steht kurz bevor. Freiburg wird die Hölle erleben.«
    »Was ist das für eine Armee?«
    »Eine Armee, die vom Teufel angeführt wird.« Von Mollenhauer trat einen Schritt auf sie zu. »Wie gesagt: Ich bitte Sie.«
    »Ich lehne ab, Herr von Mollenhauer. Oder wie immer Sie heißen mögen. Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
    Er hob noch einmal theatralisch den Beutel an, um ihn geschickt wieder in seinem Gewand verschwinden zu lassen. »Dann wird aus der Bitte leider ein Befehl. Es gibt Dinge, die bedeutender sind.« Ein rasches Nicken in Fronwiesers Richtung – und sofort schaute Bernina in einen Pistolenlauf. Lorentz grinste. Lüsternheit zeigte sich auf seiner Visage. »Fesselt sie«, wies Lorentz seine Begleiter an. »Und dann hauen wir ab von hier.«
    Bernina kochte vor unbändigem Zorn. Ihr und Baldus wurden die Hände mit Stoffstreifen auf den Rücken gebunden, genau wie am Vortag.
    »Lorentz«, sagte von Mollenhauer und wandte Bernina den Rücken zu. »Lass mir zwei deiner Männer hier. Nein, besser drei. Ich brauche ein paar Hände, die kräftig zupacken können. Es gibt noch so vieles zu tun hier, so vieles.« Seine Stimme glitt ab, als führe er ein Selbstgespräch. »Obwohl nun doch alles verloren scheint. Ich bin zu spät, deutlich zu spät. Er hingegen war schnell, verdammt schnell. Ja, der Teufel hat keine Zeit verloren. Und jetzt klopft er an unsere Tür.«
     
    *
     
    Die Berührung, sehr sanft, wie durch einen Nebel, weit entfernt und doch ganz nah. Lippen, die ihren Hals, ihr Ohr, ihr Haar, ihre Wange berührten.
    Und sich dann über ihren Mund stülpten.
    »Nils«, hauchte sie, gegen den Schlaf ankämpfend, der sie irgendwann überfallen hatte. »Nils, endlich, endlich, ich habe dich vermisst.«
    »Das freut mich, zu hören«, antwortete eine Stimme.
    Ein widerwärtiger Geruch umfing Bernina, er riss sie zurück ins Bewusstsein. Zwiebeln, Schweiß, ungewaschene Haut, Branntwein.
    Sie schlug die Augen auf – und ihrer Kehle entwich ein Schrei des nackten Entsetzens. Das bleiche Gesicht, die blatternarbigen Wangen, Zahnlücken.
    Nicht etwa Nils, sondern niemand anders als Lorentz Fronwieser hatte sie geküsst.
    Mit einem widerlichen Lachen ließ er von ihr ab. Er richtete sich auf, stützte sich auf seine Krücke und starrte auf sie herunter, lüstern, mit einer Überlegenheit, die sie eiskalt erschauen ließ. »Wir zwei werden noch viel Freude miteinander haben«, flüsterte er grinsend. »Von nun an wirst du immer in meiner Nähe sein. Ist das nicht wunderbar?« Er warf ihr eine Kusshand zu und verschwand durch eine schief in den Angeln hängende Tür.
    Erst jetzt stürzten die Erinnerungen in rasch aufflammenden Bildern auf Bernina herab. Von Mollenhauers Haus. Fesseln. Der Weg durch ein taghelles Freiburg. Umhänge, die ihre zusammengebundenen

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