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Die Entscheidung liegt bei dir!

Die Entscheidung liegt bei dir!

Titel: Die Entscheidung liegt bei dir! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard K. Sprenger
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Stößt er Sie herum, weil Sie »Stoß mich herum«-Signale aussenden? Weil er weiß, dass er es mit Ihnen machen kann? Vielleicht haben Sie sein Verhalten tatsächlich ein-, zwei-, dreimal zugelassen … und dürfen sich nicht wundern, wenn er nun in gutem Glauben handelt.
    Über das Verhalten des Partners kann man eine Meinung haben. Und ich will rücksichtslose Verhaltensweisen auch keineswegs entschuldigen. Ich erforsche nur auch für diesen Lebensbereich, was
Ihr
Beitrag ist.
Sie
haben geschwiegen. Dafür ist ein Preis fällig.
    Wenn Sie an einem – an
diesem
– Lebenspartner wie an einem Rettungsring festhalten, wenn Sie den anderen »brauchen«, weil Sie sonst nicht glauben, lebensfähig zu sein, dann haben Sie schon verloren: Ihre Unabhängigkeit. Der Verrat sickert Ihnen aus jeder Pore. Für den anderen verlieren Sie |70| gleichzeitig an Attraktivität. Er spürt Ihre Schwäche – und verliert jeden Respekt. Dann haben Sie vollständig verloren.
    Letztlich behandelt der andere Sie so, wie er es von Ihnen und durch Sie gelernt hat. Es gibt daher nur eine Einstellung, die zwischen zwei Partnern praktisch ist und funktioniert: Es ist ganz toll, etwas zusammen zu machen. Und es ist ganz toll, nichts zusammen zu machen.

Unterlassungssünden
    Verantwortlich sind Sie nicht nur für das, was Sie tun, sondern auch für das,
was Sie unterlassen
. Dafür wollen aber die wenigsten Verantwortung übernehmen. Nehmen wir als ein Beispiel das Thema »Ehrlichkeit«. Vielen Menschen ist sie wichtig und gilt als wesentliche Voraussetzung für vertrauensvolles Zusammenleben. Sie meinen aber meistens eine Haltung, die etwa mit »Du sollst nicht lügen!« zu umschreiben wäre. Das meint: Informationen nicht willkürlich zum eigenen Vorteil manipulieren, Tatsachen nicht bewusst falsch darstellen, auf Fragen nach bestem Wissen und Gewissen antworten.
    Das ist aber lediglich die
passive
Seite der Ehrlichkeit. Die ist billig. Was aber, wenn ich nicht gefragt werde? Wenn ich nicht ausdrücklich aufgefordert werde zu antworten? Es gibt nämlich auch ein Lügen durch Schweigen. Lügen durch Nicht-Sagen. Ich lüge auch, wenn ich deutlich spüre, dass ich dem anderen etwas mitteilen müsste, weil er sonst glaubt, alles sei in Ordnung, oder weil er sonst von falschen Voraussetzungen ausgeht. Ich lüge, wenn ich schweige, obwohl mir klar ist, dass meine Aussage dem anderen helfen würde oder dass der andere durch mein Schweigen Nachteile haben könnte.
    |71| Es gibt also auch eine
aktive
Ehrlichkeit, die das Wort ergreift, ohne ausdrücklich gefragt zu werden, und die Stellung bezieht, ohne aufgefordert zu werden – einfach weil es aus meiner Sicht
wichtig
ist zwischen uns.
    Für das Schweigen will niemand verantwortlich sein. Deshalb sucht man nach Entlastung. Die bietet sich – erstens – immer, wenn man sich auf die moralisch »gute« Seite schlagen kann. Man wendet das Problem nach außen, beschuldigt den anderen: »Der ist immer so nachtragend!«, »Die ist doch sofort eingeschnappt!« Die Feigheit verbirgt sich hinter Beschuldigung. Oder man lügt – zweitens – das Schweigen ins Positive um: »Aber ich muss den anderen doch
schonen

    Jemanden schonen heißt
    jemanden entmündigen.
    Sie stellen sich über ihn und entscheiden für ihn, was zumutbar für ihn ist und was nicht. Sie verlassen die Ebene der Gleichberechtigung, der Mündigkeit. Sie machen ihn zum Kind oder zum Greis. Es verletzt die Menschenwürde, wenn Sie einem Menschen die Fähigkeit, Verantwortung zu tragen, wegnehmen oder diese Fähigkeit in entmündigender Weise mindern.
    Die Dinge liegen aber noch vertrackter. Denn in Wirklichkeit wollen Sie weniger
den anderen
schonen – Sie wollen vielmehr
sich
schonen. Weil Sie Liebesverlust fürchten. Weil Sie fürchten: »Er mag mich nicht mehr, wenn ich aufrichtig bin«, »Vielleicht artet das Ganze in Streit aus«, »Vielleicht ist am Ende eine Menge Porzellan zerschlagen.« Ihre Feigheit tarnen Sie mit Fürsorglichkeit, und Ihre Hände waschen Sie in Unschuld.
    Vielleicht leiden Sie sogar selbst lieber weiter unter dem |72| Verhalten des anderen, der es vielleicht problemlos ändern könnte, wenn Sie einmal darüber sprächen. Aber dann könnten Sie den anderen ja nicht mehr heimlich abwerten oder gar beschimpfen. So ist es wohl:
Die Bereitschaft, Leiden zu ertragen, ist verbreiteter als die Fähigkeit, das Übel zu beseitigen.
So kommt es bei vielen Paaren zu Trennungen, weil ein oder beide Partner ihre unguten

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