Die Entscheidung liegt bei dir!
hilfreich Linderndes. Über die einzige Quelle von Stress wird aber selten oder nie etwas gesagt:
Stress gibt es nur, wenn Sie
»Ja« sagen und »Nein« meinen.
Dann – und nur dann – haben Sie Stress: wenn Sie sich den Erwartungen anderer beugen, wenn Sie sich oberflächlich anpassen, aber eigentlich lieber etwas ganz anderes tun wollen. Einerlei, ob gegenüber Ihrem Chef bei der Arbeit oder bei Ihrem Partner im Bett: Wenn Sie »Ja« sagen und »Nein« meinen, dann haben Sie ein Problem.
Wie Sie damit umgehen? Die alte Masche: Sie drehen die Verantwortung nach außen und beschuldigen den anderen. Sie werten ihn ab: »Mit dem kann man ja nicht richtig reden!« »Er versteht mich einfach nicht!« Sie lassen ihn heimlich aus Ihrer Liebe fallen. Irgendwann kommen Sie dann zu dem Ergebnis, dass der andere doch nicht richtig zu Ihnen passt und Sie sich nach jemand Neuem umsehen müssten. Dass Sie selbst zu feige waren, dass Sie dem anderen etwas vorspielten, vorlogen, das lassen Sie unter den Tisch fallen.
Ärger bedeutet immer, dass Sie
jemandem Verantwortung zuschieben,
die Sie selber haben.
Es steht schon in der Bibel: »Deine Worte seien ›ja, ja‹ und ›nein, nein‹. Alles andere ist von Übel.« Um nicht missverstanden |64| zu werden: Ich sage nicht, dass Ihnen die Erwartungen anderer egal sein sollten. Ich sage nur, dass Sie sich diese Erwartungen nicht reflexhaft zu eigen machen müssen.
Ich meide Skiabfahrtslauf, obwohl der Sport mir eigentlich Spaß macht. Aber zu den Zeiten, zu denen ich mit meinen schulpflichtigen Kindern fahren kann, sind die Pisten einfach zu voll und zu viele Menschen drängeln sich an den Liften. Irgendwann gab ich dem Wunsch eines Freundes nach, doch »noch einmal« mit ihm auf die Piste zu gehen. Im Skigebiet angekommen, brauchten wir eine halbe Stunde, um einen Parkplatz zu finden, stellten uns eineinhalb Stunden an der Talstation des Lifts an, um überhaupt zu den Pisten zu gelangen, warteten oben abermals 20 Minuten am Schlepplift und standen nach über zwei Stunden zum ersten Mal auf den Brettern. Der Abfahrtsspaß dauerte genau 45 Minuten. Dann mussten wir uns wieder anstellen, um ins Tal zu kommen, brauchten diesmal »nur« eineinhalb Stunden, um wieder am Auto zu sein, wo wir uns in die talwärts strömende Blechlawine einreihten. Mein Freund machte sich Vorwürfe, und auch ich war geneigt, ihm Schuld zuzuschieben. Tatsache aber war: Ich hatte zugestimmt! Es war meine Wahl. Niemand hatte mich gezwungen mitzugehen. Also gab es auch keinen Grund, sauer zu sein.
Stress ist eine Wahl. Das anzuerkennen tun sich viele schwer. Sie glauben, andere Menschen oder Ereignisse seien Stressauslöser oder -verursacher: Chefs, Kollegen, der Verkehr, das Wetter, die Konjunktur, das eigene Sternzeichen, die ungünstige Kindheit. Ja, es passieren schlimme Dinge: Die Konjunktur lahmt; unserem Geschäft geht es schlecht; die Aktienkurse fallen; Arbeitslosigkeit droht; Menschen, denen wir vertraut haben, lassen uns hängen, wenden sich von uns ab, verlassen uns. Das Leben ist voll von Ereignissen, |65| die wir vielleicht nicht oder kaum beeinflussen können. Wie wir darauf reagieren, ist unsere Wahl. Unterschiedliche Leute reagieren unterschiedlich auf dieselbe Situation. Was andere sagen oder tun, mag ein Auslöser für unsere Gefühle sein, es ist aber nie ihre Ursache. Die Ursache sind immer wir selbst. Wenn Sie zum Beispiel fragen: »Warum passiert das gerade mir«?, dann unterstellen Sie, dass Sie die Dinge nicht im Griff haben. Das verführt Sie zu einer Opferhaltung, die wirklich extrem stressig ist. Mir hat jedenfalls dieser Gedanke immer sehr geholfen: Niemand ist es wert, dass ich mich über ihn ärgere.
Die anderen sind schuld!
In einem Hotelschwimmbad schrecke ich durch ein dumpfes, klatschendes Geräusch auf. Ein älterer Mann ist auf den Fliesen ausgerutscht und hat sich offensichtlich ziemlich wehgetan. Man eilt hinzu, hilft ihm auf, prüft seinen Zustand. Er hat Glück gehabt – außer ein paar Prellungen keine Verletzung. Während die anderen um ihn herumstehen, beginnt der Gestürzte zu schimpfen: »Wie kann man nur so glatte Fliesen verlegen! Dafür werde ich den Hotelier zur Rechenschaft ziehen!« Zustimmung von allen Seiten. »Schuld ist eigentlich nicht der Hotelier, sondern der Schwimmbadarchitekt«, wendet da ein Hotelgast ein. Ein anderer erweitert den Kreis der Schuldigen: »Man muss den Fliesenverkäufer verklagen, dass er solche Fliesen für Schwimmbäder
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