Die Entscheidung liegt bei dir!
wurden wir dafür verantwortlich, unsere Wünsche selbst zu erfüllen.
|75| Die meisten von uns haben auf diese Weise gelernt: Wenn wir etwas haben wollen, dann müssen wir etwas dafür tun. Wenn wir Geld haben wollen, müssen wir es verdienen. Wenn wir Nahrung, Wohnung, Kleidung oder ein neues Auto haben wollen, müssen wir aktiv werden. Ein Erwachsener, der das nicht begriffen hat, wird als unreif und unselbstständig angesehen.
Viele kalendarisch Erwachsene wollen aber offenbar weiter Kind bleiben. Sie warten auf den Prinzen oder die Fee, der oder die ihnen alles bringen möge, was sie haben wollen. Sie erwarten, dass
andere
ihre Wünsche erfüllen. Sie erwarten, dass andere etwas tun, um sie glücklich zu machen. Sie fragen: Was kann ich
bekommen
? Sie fragen nicht: Was kann ich
geben
?
Irgendwann muss es jeder einmal begreifen:
Erwachsensein heißt:
Niemand kommt!
Niemand kommt, um mich glücklich zu machen. Niemand kommt, um meine Probleme zu lösen. Niemand entscheidet für mich, wie ich leben soll. Wenn ich nicht selbst aktiv werde, passiert gar nichts. Der Traum vom Retter mag uns an unsere Kindheitserlebnisse erinnern; es ist und bleibt gelebter Schlagertext. Und der lässt uns passiv und kraftlos bleiben.
Die meisten Menschen scheuen sich, wirklich etwas jenseits des Selbstverständlichen zu wollen. Und dafür aktiv zu werden. Lieber entkorken sie die Hausmarke »Hoffnung«. Und die trübt uns oft den Blick. Sie lässt hinter den Tatsachen, die ja im Regelfall »nackt« sind, immer die tröstende Möglichkeit aufscheinen, es könnte ja doch irgendwie von allein besser, liebevoller, gerechter werden. Das lässt uns zögern, wo Wagemut ansteht.
Wer sich aufs Hoffen verlegt, entmündigt sich und verlängert das Leid. Er weigert sich, sein Leben in die eigene Hand zu |76| nehmen. Stattdessen überlässt er sein Leben dem sogenannten Schicksal, den Sternen, dem Zufall. Hoffen ist hoffnungslos. Das lässt uns passiv bleiben, und wir versäumen gleichzeitig, was wirkt und die Sachlage ändern könnte. Nur Sie selbst können das tun, was nötig ist, um Ihr Leben zu gestalten. Warten Sie nicht auf andere! Wie ein sehr religiöser Freund mir einst sagte: »Gott kann Berge versetzen – aber bring lieber eine Schaufel mit.«
So mögen manche denken: »Wenn ich nur lange genug leide und erbarmungswürdig genug seufze, wird eines Tages ein Wunder geschehen.« Aber Sie zahlen für diese Illusion mit Ihrem Leben: Unwiederbringliche Tage, Monate, Jahrzehnte gehen dahin. Warum tun Sie sich das an? Seien Sie sicher: Niemand kommt.
Erwachsensein heißt: aus der Abhängigkeit in die Unabhängigkeit zu gelangen, von der Hilfe zur Selbsthilfe zu kommen, von der Fremdbestimmung in die Selbstverantwortung zu gehen. Nur wer gelernt hat, sein Leben in die eigene Hand zu nehmen, ist eine
Person
– und das bedeutet: sich trennen, erwachsen und vollständig werden, entscheiden.
Wer eine helfende Hand sucht,
findet sie immer am Ende
seiner Arme.
Wünschen, Warten, Wundern
Nehmen wir an, Sie möchten glücklich verheiratet sein. Glauben Sie, es sei die Aufgabe Ihres Partners, Sie glücklich zu machen? Oder tun Sie selbst alles in Ihrer Macht Stehende, |77| um das Resultat zu erzielen, das Sie sich wünschen? Machen Sie sich darüber Gedanken, was Glücklich-verheiratet-Sein erfordert? Tragen Sie zum Leben Ihres Partners etwas bei, das er vermissen würde, wenn es fehlte? Was tun Sie, um zu bekommen, was Sie sich wünschen?
Wenn Sie mit Ihrem Partner im Streit liegen: Warten Sie darauf, dass der andere den ersten Schritt tut? Übernehmen Sie die Initiative oder bleiben Sie passiv nach dem Motto: Wieso ich? Handeln Sie oder schmollen Sie? Das Schmollen bezeichnen wir zu Recht als »kindisch«. Und wer nicht ein Teil der Lösung ist, ist ein Teil des Problems.
Sie möchten Ihre Kinder zu glücklichen, selbstbewussten und selbstverantwortlichen Menschen erziehen? Glauben Sie, Ihre guten Absichten sind hinreichend? Oder beschäftigen Sie sich mit Ihren Kindern? Nehmen Sie sich Zeit? Lesen Sie Bücher über Kindererziehung? Ändern Sie auch Ihr eigenes Verhalten, wenn Sie es als problematisch erkennen? Wie viel Zeit und Energie sind Sie bereit zu investieren?
Sie wollen Schriftsteller werden? Träumen Sie davon, oder arbeiten Sie daran, Ihren Wunsch zu erfüllen? Sprechen Sie lediglich von Ihren Plänen, oder machen Sie konkrete Schritte? Seien Sie sicher: Niemand ist an Ihren Plänen interessiert. Was Sie
tun
– darauf
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