Die Entscheidung
Wand.
„Behalt deine Kommentare für dich“, riet er mit gefletschten Zähnen. „Meine Beziehung zu Laney geht dich nichts an. Ob ich mit ihr zusammenkomme, hat dich nicht zu interessieren. Aber sei gewiss, dass ich dir keine Gelegenheit mehr geben werde, es bei ihr zu versuchen.“
Einar schluckte.
„Ist ja gut. Ist ja gut. War nicht so gemeint. Ich glaube, sie will mich sowieso nicht, in Ordnung?“
Darrek ließ Einar wieder fallen und ging weiter in Richtung Ausgang. Dann zog er sein Handy aus der Tasche und wählte Williams Nummer.
„Such dir irgendwas zu tun, Kleiner“, riet Darrek. „Das hier könnte ein paar Minuten dauern.“
„Ja?“
Darrek grinste, als er Williams Stimme hörte. Der Kaltblüter war wie immer da, wenn man ihn brauchte.
„Will. Mann, tut das gut, deine Stimme zu hören.“
„Darrek. Gott sei Dank rufst du an. Ich habe zigmal versucht dich zu erreichen.“
„Ich hatte wochenlang keinen Empfang“, erklärte Darrek entschuldigend. „Was gibt’s denn?“
„Wo bist du, Darrek?“
„Ich bin immer noch in Island. Es gab ein paar Komplikationen.“
„Verdammt!“
Erstaunt zog Darrek eine Augenbraue nach oben. William fluchte sonst nie.
„Hör zu“, fuhr William dann fort. „Du und Laney. Ihr müsst von dort verschwinden. Und zwar so schnell wie möglich. Ich habe einen riesigen Fehler gemacht. Ich …“
Den Rest hörte Darrek gar nicht mehr. Er blieb plötzlich abrupt stehen und starrte den Gang hinunter, als er die Gabe eines Vampirs spürte. Und zwar eines Vampires, den er nur zu gut kannte. Raika.
Er kannte die Gabe seiner Cousine in- und auswendig und wehrte sie problemlos ab. Aber es war sehr wahrscheinlich, dass Raika seine Anwesenheit trotzdem gespürt hatte. Doch wie war das möglich? Raikas Gabe funktionierte nur über wenige Kilometer hinweg und dann auch nur bei Familienangehörigen. Und wenn er ihre Gabe spüren konnte, dann konnte das nur eines bedeuten: Sie war hier.
Sofort packte Darrek Einar am Arm, der gerade dabei gewesen war, sich Zeitschriften anzusehen, und zerrte ihn in eine Ecke.
„Was zum …“, versuchte Einar zu protestieren. Aber Darrek bedeutete ihm still zu sein.
„Will. Was ist hier los?“, fragte er dann in sein Handy und sah sich misstrauisch um.
„Das wollte ich dir ja gerade sagen. Liliana hat mich gefangen genommen und gefoltert, damit ich ihr sage, wo du bist. Ich wusste aber, dass sie mich sofort zu den Ältesten schleppt, sobald sie die Antwort weiß. Außerdem wollte ich dich nicht verraten.“
„Und warum ist Raika dann hier?“
„Annick hat mir versprochen mich freizulassen, wenn ich ihr sage, wo du hin willst. Ich bin aber davon ausgegangen, dass du schon längst nicht mehr in Island bist. Ihr hattet doch gar nicht vor, so lange zu bleiben.“
Darrek fuhr sich frustriert mit der Hand durch sein Gesicht. Na, das war ja wunderbar. Liliana und Raika also. Die beiden hatten ihm ja gerade noch gefehlt.
„Du hast den Deal also angenommen“, schlussfolgerte Darrek. „Und wo bist du jetzt?“
„Ich bin bei Laneys Familie“, erklärte William. „Ich wurde von den Aufständischen aufgenommen.“
„Na, das ist ja dann wenigstens mal eine gute Nachricht.“
Darrek sah sich wieder um und war froh, dass Einar keinerlei Anstalten machte, eigenmächtig zu handeln. Wenn der junge Mann nicht gerade versuchte, Laney unter den Rock zu greifen, war er gar kein so übler Zeitgenosse.
„In Ordnung, Will“, sagte Darrek. „Danke für die Infos. Wenn Liliana hier ist, hat sie Annick und Alain bestimmt auch mitgebracht. Und jetzt, wo ich das weiß, kann ich die Gaben von Raika und Alain problemlos abwehren.“
„Dann lass dich aber bloß nicht ablenken, Darrek. Nicht, dass du diese Gefahr zu gering einschätzt.“
Darrek schüttelte den Kopf.
„Ich kenne die Gabe von Raika gut genug. Die wehre ich sogar noch im Schlaf ab, wennʼs sein muss. Und bei Alain ist es genauso. Also mach dir keinen Kopf. Grüß Jason von mir, Will. Und sag ihm, ich werde mich schon um seine kleine Laney kümmern.“
„Warte. Was …“
Doch Darrek hatte bereits aufgelegt. In aller Seelenruhe steckte er das Handy wieder weg und sah dann zu Einar hinüber. Der junge Mann sagte nichts, warf ihm aber einen fragenden Blick zu.
„Das war ein guter Freund“, erklärte Darrek. „Er war so nett mich zu informieren, dass wir Gesellschaft bekommen haben. Verwandte von mir, die ich eigentlich nicht so schnell wiedersehen wollte.“
Darrek
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