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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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Beschützer. Punkt. Aus. Nicht mehr und nicht weniger.
    Darrek drehte das Wasser ab und trat tropfend aus der kleinen Dusche. Beherzt griff er nach einem Handtuch und musste feststellen, dass es gerade mal die wichtigsten Stellen bedeckte. Frische Kleidung hatte er nicht mit ins Bad genommen, also würde ihm wohl nichts anderes übrig bleiben, als in halbnacktem Zustand zurück ins Zimmer zu gehen.
    Bei dem Gedanken daran, was Jason wohl zu dieser Situation sagen würde, musste Darrek fast grinsen. Wenn Jason wüsste, was Darrek am liebsten mit seiner Tochter täte, würde er ihm ohnehin sofort den Hals umdrehen. Eigentlich geschähe es Jason sogar ganz recht, wenn Darrek Laney schwängerte und ihr Leben auf diese Art verkürzte. Immerhin hatte Jason ihm vor vielen Jahren auch Kara genommen … Aber so durfte er nicht denken. Denn wenn er sich zu einer solchen Dummheit hinreißen ließe, so würde Kara in Form seines schlechten Gewissens für den Rest seines Lebens seine Nachtruhe stören. Seufzend hielt er das Handtuch fest und trat zurück ins Zimmer.
    Laney hatte bereits ein langes Nachthemd angezogen und saß mit einer Wolldecke und einem Kissen auf dem Boden. Als sie ihn erblickte, schoss ihr die Röte ins Gesicht und sie wandte sofort den Blick ab. Ihre Scheu reizte ihn. Nachdenklich rieb Darrek sich das Kinn und zog dann demonstrativ das Handtuch weg.
    „Es stört dich doch nicht, dass ich nackt schlafe, oder?“, fragte er. „Immerhin sind wir verheiratet.“
    Laneys Wangen wurden noch röter und sie schüttelte den Kopf.
    „Darrek, bitte …“
    „Was denn? Du hast doch der Wirtin erzählt, wir wären ein glückliches Paar. Dann sollten wir uns auch so benehmen, oder?“
    Mit einem Satz sprang er ins Bett, zog die Decke über sich und breitete einladend die Arme aus.
    „Komm ins Bett, Liebling“, sagte er. „Auf dem Boden ist es doch viel zu kalt.“
    „Nein danke … Ich … ich fühle mich sehr wohl hier unten.“
    Darrek lachte laut auf.
    „Ich hätte nicht gedacht, dass es so leicht sein würde, dich in Verlegenheit zu bringen.“
    Laney verschränkte die Arme.
    „Ach nein? Würde es dich etwa nicht in Verlegenheit bringen, wenn ich plötzlich splitternackt vor dir stehen würde?“
    „Nein. Wahrscheinlich nicht. Ich schätze in diesem Fall wärest ebenfalls du es, die sich in Grund und Boden schämen würde. Apropos. Willst du nicht duschen?“
    Laney flocht ihr Haar zu einem Zopf und schüttelte dann den Kopf.
    „Ich dusche morgen früh. Keine Sorge. Ich werde dich nicht wecken.“
    Nein, dachte Darrek und lehnte sich zurück. Das wirst du nicht. Aber dafür wird deine Mutter mich sicherlich wieder einmal im Schlaf heimsuchen, um mir eine Strafpredigt darüber zu halten, wie man mit Frauen umgehen sollte.

Kapitel 8
Der Dämon
    Die Nächte in dem Erdloch waren bitterkalt. George zitterte am ganzen Körper und schlang die Wolldecke, die die fremde Frau ihm vor einigen Stunden gebracht hatte, eng um sich. Zusammen mit dem Schlafsack wurde es so etwas besser.
    Die Kinder waren vor Einbruch der Nacht ebenfalls wiedergekommen. Aber dieses Mal hatten sie keinen Stock dabei gehabt, um ihn zu piksen. Stattdessen hatten sie ihm einen langen Stab mit einem Spiegel in sein Erdloch geworfen.
    „Damit du heute Nacht auch was von dem Spektakel hast“, hatte einer der Jungen gerufen und sich dann mit seinem Freund lachend davongemacht.
    George hatte keine Ahnung, was dieser Hinweis bedeuten sollte, und es war ihm eigentlich auch egal. Er hatte nicht vor, den Spiegel zu benutzen. Es war ihm völlig gleichgültig, was sich da draußen befand, solange es für ihn keine Rettung bedeutete. Am liebsten wollte er einfach nur schlafen.
    Doch als er gerade etwas eingenickt war, wurde er davon geweckt, dass sich jemand an den Gittern zu schaffen machte. Wollte man ihm wieder trockenes Brot bringen? Mitten in der Nacht? Unwahrscheinlich.
    Misstrauisch stand George auf und wartete darauf, dass das untere Gitter sich öffnete. Zu seiner Überraschung sprang ein junger Mann mit einem Bündel im Arm zu ihm herunter. Der Mann strömte einen eigenartigen Geruch aus, der George an Haschisch erinnerte, aber nicht unangenehm war.
    „Ich habe nicht viel Zeit“, verkündete der junge Mann. „Mein Name ist Einar und ich brauche deine Hilfe.“
    Ungläubig starrte George ihn an. Dieser Kerl kam zu ihm in den Kerker hinunter und erklärte, dass er Hilfe brauchte? Das konnte doch wirklich nur ein schlechter Scherz sein,

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