Die Entscheidung
sein Gesicht zu einer Grimasse.
„Ach so. Du meinst die schönen Andenken auf meinem Rücken. Das passiert, wenn man die Ältesten zu sehr ärgert. Halb so wild“, erklärte er und drehte ihr den Rücken wieder zu, damit sie ihn genauer betrachten konnte.
Vorsichtig trat Laney näher. Darreks gesamter Rücken war von langen hässlichen Narben bedeckt. Einige schien schon sehr alt zu sein. Andere hingegen waren immer noch nicht ganz verheilt und stachen rot hervor.
„Darf ich?“, fragte Laney zurückhaltend.
Darrek zögerte einen Augenblick und nickte dann. Vorsichtig, als hätte sie Angst ihn zu verletzen, fuhr Laney mit ihrer Hand seine Wirbelsäule entlang. Die Haut war uneben und wellig. Es war eindeutig, dass Darrek in seinem Leben häufig ausgepeitscht worden war. Doch es schockierte Laney weniger, dass die Ältesten ihrem eigenen Sohn Leid zugefügt hatten. In der Vampirwelt war so etwas nicht weiter ungewöhnlich. Was sie so aus der Fassung brachte, war die Tatsache, dass dermaßen auffällige Narben zurückgeblieben waren. Warmblüter heilten zwar nicht so leicht wie Kaltblüter, aber sie heilten besser als Menschen. Es hätten theoretisch nur ein paar weiße Striche von der Tortur zurückbleiben dürfen. Wenn überhaupt. Diese Art von wulstigen Narben hatte Laney noch nie gesehen.
„Wie …?“, fragte sie.
„Vampirgift“, antwortete Darrek. „Sie haben die Peitsche mit Vampirgift getränkt, damit ich länger etwas davon habe.“
Laney schluckte. Vampirgift war das Einzige, was einem Kaltblüter ernsthaften Schaden zufügen konnte. Aber auch Warmblüter reagierten darauf. Die Waffe und der Fluch. Vorsichtig strich sie weiter über seinen Rücken. Der Anblick machte sie traurig, aber er schreckte sie nicht ab. Nicht mehr.
„Es tut mir so leid …“, sagte sie. „Ich wusste nicht …“
Darrek drehte sich abrupt zu Laney um und packte ihre Hand.
„Nein“, sagte er. „Spar dir dein Mitleid, Frau Doktor. Das ist es nicht wert. Ich … glaub mir … ich hatte jeden einzelnen dieser Schläge verdient.“
Mit diesen Worten ließ er sie los und verschwand so schnell wie möglich im Bad. Ungläubig starrte Laney ihm hinterher.
Das Wasser lief heiß seinen Rücken hinunter und perlte von seiner Haut ab. Darrek stemmte wütend seine Arme gegen die Fliesen und drehte das Wasser noch heißer, bis es ihn fast verbrühte. Er musste etwas anderes spüren, um das Gefühl von Laneys Händen auf seinem Rücken zu vergessen. Warum hatte er ihr nur gestattet ihn anzufassen?
Niemals zuvor hatte er einer Frau erlaubt, seine Narben zu berühren. Zumindest nicht so. Wenn eine der Frauen sich in leidenschaftlicher Umarmung an ihn geklammert hatte, dann hatte er sie natürlich nicht davon abgehalten. Aber nie zuvor hatte er einer von ihnen gestattet, die Narben nach dem Liebesakt auch nur näher anzusehen. Sie waren sein ganz privater Besitz. Seine stetige Erinnerung daran, was er im Leben alles falsch gemacht hatte, und eine Mahnung, dieselben Fehler nicht noch einmal zu begehen.
Doch bei Laney hatte er das Bedürfnis verspürt, ihr die Narben zu zeigen. So als würde es irgendetwas besser machen, sie wissen zu lassen, dass er für seine Verbrechen gesühnt hatte. Aber ihre Berührung … Ihre zarten Finger, die ohne Scheu seinen Rücken entlang gefahren waren. Sicher hatte sie bei ihrer Arbeit im Krankenhaus schon sehr viel schlimmere Dinge zu sehen bekommen. Aber die Berührung war keine Untersuchung gewesen, sondern hatte sich vielmehr angefühlt wie eine Liebkosung. Sie hätte ihre Hände nur ein wenig weiter seinen Körper herabgleiten lassen müssen und … Darrek stöhnte frustriert auf und drehte das Wasser von heiß auf eiskalt.
Der erwünschte Effekt trat augenblicklich ein. Vergessen war jeder Gedanke an Sex und das kalte Wasser verdrängte das Verlangen aus seinem Körper. Er sollte nicht so über Laney denken. Klar. Sie war eine wunderschöne Frau. Aber sie war noch so verdammt jung. Ihr die Unschuld vor der ersten Schlafphase zu nehmen, wäre für sie äußerst gefährlich. Die Wahrscheinlichkeit beim ersten Mal gleich schwanger zu werden, lag bei Warmblütern zwar nicht höher als bei Menschen, aber das Risiko war es einfach nicht wert. Hinzu kam, dass sie immer noch Jasons und Karas Tochter war. Vor allem ihr seidiges Haar erinnerte ihn jedes Mal wieder an Kara, und er musste sich häufig selbst davon abhalten, es zu berühren. Es stand ihm nicht zu, so über Laney zu denken. Er war ihr
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