Die Entscheidung
lächelte Darrek. Nicht jeder würde es schaffen, einen schweren Rucksack zwanzig Meter weit zu werfen.
Und du hast behauptet, wir wären nicht im Zirkus , formte Laney in seinem Kopf und stellte die Rucksäcke zur Seite.
Laney beobachtete besorgt, wie Darrek sich an der linken Seite entlanghangelte. Die Hängebrücke schwankte noch stärker als zuvor und Darrek hatte Probleme, sich zu halten. Die Seile spannten sich unter seinem Gewicht, Laney zog bei jedem von Darreks Schritten an der Sicherungsleine, um sie auf Zug zu halten, und stemmte ein Bein gegen das Bäumchen. Wenn er in der Mitte stürzte, würde er auf diese Weise keine zwanzig Meter fallen, sondern nur zehn.
Der Regen prasselte weiter herab und Laney stöhnte, als sie die ersten Hagelkörner abbekam. Wie gerne hätte sie Darrek zum Teufel gejagt und wäre einfach ohne ihn zu dem Dorf gelaufen. Immerhin war das hier alles seine Schuld. Die Wirtin hatte sie gewarnt, dass es ein Unwetter geben würde. Aber statt sich ein oder zwei Tage zu gedulden, hatte er darauf bestanden, dass sie sofort aufbrachen.
Trotzdem würde Laney ihn nicht im Stich lassen. Wie konnte sie auch? Sie war ohne ihn vollkommen aufgeschmissen und konnte nun auch nicht mehr zurück nach Hause. Entschlossen packte sie das Seil noch fester und hoffte nur, dass sie wirklich dazu imstande sein würde, es zu halten, falls Darrek abrutschte.
Hagelkörner prasselten auf Darreks Kopf und machten es ihm noch schwerer voranzukommen.
„Scheiße“, grummelte er, als ihm klar wurde, dass er gerade mal die Hälfte geschafft hatte.
Er musste weiter. Musste hinüber. Wenn er jetzt abstürzte, dann würde er mit voller Wucht gegen die Felsen krachen. Und das stellte er sich ganz und gar nicht angenehm vor.
Darrek spürte mehr als dass er hörte, wie der Holzpfahl hinter ihm auseinander krachte. Das Seil rutschte nach unten, und mit einem Mal hing Darrek drei Meter tiefer in der Luft. Mit aller Kraft klammerte er sich an das obere Seil und konzentrierte sich darauf, die Balance zu halten. Nur noch zehn Meter, verdammt. Das musste doch zu schaffen sein.
Darrek? Alles in Ordnung?
Ihre innere Stimme wirkte beunruhigt und Darrek ließ sich von dem Klang trösten. Sie sorgte sich um ihn. Aus irgendeinem Grunde stimmte ihn das zufriedener.
Ich bin okay. Ich gehe jetzt weiter.
In Ordnung. Aber sei vorsichtig.
Keine Sorge, Prinzessin. Unkraut vergeht nicht.
Na, bei diesem Wetter bin ich mir da nicht so sicher.
Darrek lächelte unwillkürlich und machte dann den nächsten Schritt, rutschte mit dem Fuß ab und fiel mit einem Aufschrei in die Tiefe.
„Darrek“, schrie Laney, obwohl ihr bewusst war, dass er sie nicht hören konnte.
Sie sah, wie er fiel, und stemmte sich mit aller Macht gegen das Bäumchen, um das sie das Seil gewickelt hatte. Darreks Gewicht kam dennoch unerwartet. Sie spürte den Ruck und hörte seinen Schmerzensschrei, als er gegen die Felswand knallte. Das Seil schnitt Laney in die Hand und der Baum bog sich gefährlich. Laney keuchte auf vor Schmerz und hätte am liebsten losgelassen, aber dann würde Darrek weitere zehn Meter hinabstürzen. Mit aller Macht stemmte sie sich gegen das Gewicht, zog das Seil hinüber und machte einen neuen Knoten. Nun musste der Baum das Gewicht alleine halten. Aber es müsste erst einmal ausreichen.
„Darrek?“, rief sie. „Alles in Ordnung?“
Keine Antwort. Erschrocken rannte Laney zu dem Abgrund und starrte nach unten.
„Darrek!“, schrie sie. „Darrek!“
Ein Schmerzenslaut ertönte. Er lebte.
Darrek. Antworte mir, verdammt noch mal. Was ist los mit dir?
Ich glaube, ich … hab mir … den Arm gebrochen. Scheiße.
Kannst du nach oben klettern?
Ich … glaube nicht.
Laney stieß einen Fluch aus, der wenig damenhaft war, und überlegte dann, wie sie es bloß schaffen sollte, Darrek nach oben zu befördern. Hochziehen konnte sie ihn nicht. Dafür war sie zu schwach. Aber was sollte sie sonst tun, wenn er nicht klettern konnte?
Laney.
Ja?
Du musst Hilfe holen.
Ich soll dich hier einfach hängen lassen? Aber was, wenn das Seil reißt? Was, wenn der Baum umknickt? Was, wenn ein Blitz einschlägt? Was, wenn du ohnmächtig wirst? Was, wenn …
Laney.
Selbst in ihrem Kopf klang ihr Name nur schwach. Darrek musste starke Schmerzen haben.
Je länger du hierbleibst, desto schlimmer wird es. Hol … hol einfach Hilfe, ja? Ich komme schon zurecht.
Laney strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht und versuchte abermals, Darrek in
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