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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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damit er sich die Haare abtrocknen konnte. Er wirkte völlig erschöpft und schaffte es kaum, sich alleine auszuziehen. Doch Swanas Drohungen ihm zu helfen, trieben ihn zur Eile an. Als er schließlich nackt unter den Bettdecken lag, wurde ihm endlich wieder etwas wärmer.
    „Ich werde ihm einen Tee kochen“, verkündete Swana. „Ich bleibe heute Nacht hier.“
    „Und was ist mit uns?“, fragte Einar.
    „Ihr geht wieder zurück zu Amma Johanna. Sonst schöpft sie sofort Verdacht. Sie weiß, dass ich Mady nie lange allein lassen würde.“
    „Ich will aber hier bleiben“, motzte Janish und zog eine Schnute.
    „Heute Morgen wolltest du noch unbedingt drüben einziehen“, erinnerte Einar ihn. „Und jetzt komm. Wir wollen doch Amma nicht verärgern, oder?“
    Noch bevor die Brüder das Zimmer verlassen hatten, war George bereits eingeschlafen.
    Es dauerte nicht lange, bis Laney klar wurde, dass sie sich verirrt hatte. Es war inzwischen einfach zu dunkel. Sie konnte den Adlerfelsen nicht mehr sehen und es gab keinerlei Merkmale, an denen sie sich sonst orientieren konnte. Der kalte Regen klatschte ihr ins Gesicht und Laney drehte sich um die eigene Achse. Sie hasste es, wenn sie nichts sehen konnte. Es erinnerte sie an die Nacht vor so vielen Jahren, als sie unter einer Klappe gehockt hatte, während ihre Mutter gestorben war. Es machte ihr Angst und löste ein starkes Gefühl von Hilflosigkeit in ihr aus.
    „Mist, Mist, Mist“, fluchte Laney.
    Es musste doch etwas geben, das ihr den Weg weisen konnte. Ihre Füße schmerzten inzwischen schrecklich, aber das war sicher kein Vergleich zu den Qualen, die Darrek aushalten musste. Wenn der Baum nachgab, dann konnte er sich mit seinem verletzten Arm nicht einmal irgendwo festhalten. Und wenn er in den Fluss stürzte, würde er sicherlich ertrinken. Laney konnte sich nicht annähernd ausmalen, wie viel Mühe es ihn gekostet haben musste, ihr diese Schwäche einzugestehen.
    Alles um Laney herum sah gleich aus. Überall Felsen, Regen und Gestrüpp. Nirgendwo war Licht zu erkennen oder etwas anderes zu hören als Donner und das Rauschen des Windes. Sie musste etwas unternehmen. Sie musste unbedingt etwas tun. Aber was?
    „Hallo!?“, schrie sie in den Wind. „Ist da jemand?“
    Sie bekam keine Antwort. Natürlich nicht. Wenn Darrek sie nicht gehört hatte, als sie nur wenige Meter von ihm entfernt gewesen war, wie sollten dann die Dorfbewohner sie hören, wenn das Dorf noch hunderte Meter weit weg war? Es war vollkommen unmöglich. Es sei denn …
    Hallo! , formte sie mit voller Kraft. Ist da jemand?
    Laney hatte noch niemals zuvor versucht, einen Gedanken ins Ungewisse zu schicken. Sie hatte immer gewusst, mit wem sie Kontakt aufnehmen wollte oder zumindest in welche Richtung sie sich wenden musste. Aber das hier war ihre einzige Chance.
    Halloooo! , schrie sie innerlich, so laut sie konnte. Ich brauche Hilfe. Hilfeeeee!
    „Ich finde es ungerecht, dass Swana bei dem Menschen schlafen darf“, beschwerte sich Janish lautstark, während sie zurück zu Johannas Haus eilten. „Ich will auch da bleiben.“
    „Ach, Unsinn“, gab Einar zurück. „Was willst du denn da? George wird die nächsten Stunden sowieso nur schlafen. Dabei würdest du dich höchstens langweilen.“
    „Ja. Aber er riecht so gut.“
    Janishs Augen bekamen einen leuchtenden Glanz und Einar schüttelte verständnislos den Kopf. Er hatte es immer als eigenartig angesehen, dass Kinder sich so wenig unter Kontrolle hatten. Je jünger sie waren, desto schlimmer war es. Aber so waren Kinder nun einmal, und Einar wollte am liebsten so schnell wie möglich vergessen, dass er vor ein paar Jahren auch noch dazu gehört hatte.
    „Es ist gemein, dass ich nichts von seinem Blut haben darf“, nörgelte Janish, als sie vor Johannas Haus standen. „Mady muss doch nächsten Monat sowieso auf den Opfertisch. Dann hat das alles doch gar nichts gebracht.“
    „Pscht. Sei mal still“, verlangte Einar und spitzte die Ohren.
    Er konzentrierte sich und versuchte etwas anderes zu hören als den platschenden Regen und den Donner. Aber da war nichts. Sicher hatte er sich vertan.
    „Was hast du denn?“, fragte Janish irritiert.
    „Ich dachte, ich hätte etwas gehört … aber …“
    Hilfeee.
    Da war es wieder.
    „Hast du das gehört?“
    „Was denn?“
    „Da war etwas. Ich …“
    „Also ich höre nichts. Du spinnst, Einar.“
    „Nein. Ich … ich höre auch nichts, aber ich spüre es. Ich …“
    Ist da

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