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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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dazu, sie in nächster Zeit wieder zu spüren zu bekommen. Zumindest nicht ohne Grund.
    „Sieh mal, da ist Janish“, sagte Swana und lenkte Einars Aufmerksamkeit so auf eine kleine Gestalt, die mit einem Regenmantel bekleidet den Hof überquerte. Der Junge blieb kurz bei Georges Erdloch stehen und hetzte dann hinüber zu Johannas Haus.
    Keine Minute später stand er mit einem strahlenden Grinsen im Gesicht vor ihnen, als hätte er soeben ein wunderschönes Geschenk bekommen. Einar war wirklich beeindruckt, wie gut der Junge mit dem Tod seiner Mutter zurechtkam. Als er erfahren hatte, dass Viktoria gestorben war, um Mady das Leben zu retten, hatte er geweint und geschnieft. Aber seine einzige Frage war gewesen: „Muss ich dann jetzt alleine leben?“
    Seitdem er wusste, dass er von nun an mit seinen älteren Geschwistern bei Johanna leben würde, war er wieder bester Laune. Er hatte nie bei Viktoria leben wollen, weil diese ihn stets mit einer gewissen Distanz behandelt hatte, um nicht daran zu zerbrechen, falls er einmal von dem Dämon erwählt werden würde. Einar fürchtete aber, dass Janishs Gleichgültigkeit bloße Fassade war, und der wahre Zusammenbruch erst noch kommen würde. Alles andere wäre einfach traurig. Denn wenn der Dämon sie soweit gebracht hatte, dass ein Kind seiner Mutter nicht mehr nachweinte, dann stand es wirklich sehr schlecht um das Dorf.
    „Warum hast du denn so gute Laune?“, fragte Einar misstrauisch. „Hast du wieder irgendwas ausgefressen?“
    „Nein“, kicherte Janish. „Es ist nur so lustig. Ihr habt doch gesagt, dass ich nichts von dem Menschenblut kriegen würde, weil der Mensch Mady gerettet hat.“
    Einar nickte.
    „Tja. Wie es aussieht, werden die anderen auch nichts kriegen. Denn ich glaube nicht, dass er morgen noch am Leben sein wird. Das Wasser steht ihm bereits bis zu den Knien.“
    „Oh Einar“, sagte Swana und sah ihren Bruder flehentlich an.
    Einar verdrehte die Augen. Es war zwar unwahrscheinlich, dass George ertrinken würde, aber dennoch war es eine Quälerei. Und möglicherweise starb er an Unterkühlung. Johanna und der Rest des Rates würden dafür sicherlich Verständnis zeigen. Und falls nicht, dann war auf seinem Rücken noch genügend Platz für ein paar neue Striemen.
    „Na gut“, lenkte Einar schließlich ein. „Janish. Zieh deinen Regenmantel wieder an. Wird Zeit, dass wir das Abendessen vor dem Ertrinken retten.“

Kapitel 11
Die Hängebrücke
    Darrek konnte sich noch genau an die Stelle erinnern. Und obwohl er vor Regen kaum die Hand vor Augen sah, fand er die alte Hängebrücke ohne Probleme wieder. Nur war leider nicht mehr viel davon übrig.
    An der Stelle, wo vor siebzig Jahren ein solider Übergang gewesen war, führten jetzt nur noch die vier Seile und einige morsche Bretter über einen circa dreißig Meter in die Tiefe reichenden Abgrund. Unter ihnen rauschte ein breiter Fluss dahin.
    „Das ist also deine Hängebrücke?“, fragte Laney zitternd. „Na, ich bezweifle, dass der Mensch da hinübergegangen ist.“
    Darrek sah sich nach ihr um und überlegte, ob es klüger wäre, sie anzubrüllen oder sie zu ignorieren. Er entschied sich vorerst für das Zweite und ging zu dem, was von der Hängebrücke noch übrig war, um daran zu rütteln. Es schien relativ stabil zu sein.
    Schon als sie die Spur des Menschen verloren hatten, hatte er so etwas befürchtet. Der Mensch musste einen anderen Weg eingeschlagen haben und hatte vermutlich aus lauter Glück oder Unglück den richtigen Übergang gefunden. Sie konnten natürlich zurückgehen und versuchen, die Fährte wieder aufzunehmen. Aber bei dem Regen würde wahrscheinlich auch Darreks feine Nase ihn nicht mehr finden können. Die Alternative wäre, an der Schlucht entlang zu laufen, in der Hoffnung den richtigen Übergang zufällig zu entdecken. Aber wenn sie sich in die falsche Richtung wandten, konnten sie Stunden an Zeit verlieren. Und bis dahin würden sie beide noch ausgekühlter sein und das letzte bisschen Tageslicht wäre auch verschwunden.
    „Wenn wir die Schlucht überquert haben, ist es nicht mehr weit“, sagte Darrek mehr zu sich selbst als zu Laney. „Ich weiß nicht, warum sie die Brücke aufgegeben haben, aber das Dorf wird mit Sicherheit noch da sein. Es zieht mich regelrecht an. Undenkbar, dass sie es verlassen haben.“
    „W…w…wo ist es denn?“, fragte Laney bibbernd.
    „Siehst du den hohen Felsen da hinten, der wie ein Adlerkopf aussieht?“
    Laney nickte. Der

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