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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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der Dunkelheit unter sich auszumachen. Aber sie konnte ihn nicht sehen.
    Na fein , sagte sie schließlich. Ich gehe. Aber ich werde so bald wie möglich wieder hier sein. Das verspreche ich.
    Ich bitte darum, Prinzessin.
    Bleib tapfer, Darrek. Die Situation ist zwar kritisch, aber noch lange kein Grund, sich so hängen zu lassen.
    Hau einfach ab, okay?
    Laney gehorchte. Sie rannte in die Dunkelheit, genau in die Richtung, in der sie vor einer halben Stunde noch den Adlerfelsen gesehen hatte und von dem inzwischen nichts mehr zu erkennen war. Sie würde sich einfach auf ihren Instinkt verlassen müssen.

Kapitel 12
Der Wasserfall
    George stand das Wasser bis zur Hüfte. Er hatte versucht, das Loch mit seinem Schlafsack abzudichten, damit nicht noch mehr Wasser hereinkam. Aber das war ein sinnloses Unterfangen. Er kam ja überhaupt nicht an den oberen Teil des Loches heran, und das Wasser bahnte sich unaufhaltsam seinen Weg.
    Er fror entsetzlich, während er immer wieder um Hilfe schrie. Er konnte nicht glauben, dass sie ihn einfach so ersaufen lassen würden. Sie wollten doch sein Blut, oder? Na, davon würden sie nicht viel haben, wenn er tot war. Oder machten sie sich auch über Leichen her?
    Verzweifelt versuchte George zum wiederholten Male, an dem Gitter zu zerren. Durch die nasse Erde müsste es doch eigentlich lockerer werden. Er zog und schob, aber nichts bewegte sich.
    Er würde hier unten sterben. Das war nicht sein Plan gewesen. Er hatte damit gerechnet, entweder beim Wandern zu sterben, oder als alter Mann mit seinem Laptop auf dem Schoß. In einem dunklen Erdloch zu ertrinken war ihm nie in den Sinn gekommen.
    „George?“, ertönte es in diesem Moment.
    George sah auf. Er kannte diese Stimme. Sie gehörte Madys Mutter. Oben kamen drei vermummte Gestalten in Sicht und eine davon schloss das Gitter auf.
    „Du rührst ihn nicht an, klar?“, sagte Einar, der offenbar unter einem der Mäntel steckte, und drohte dem Jungen neben ihm mit dem Finger. „Swana und ich werden ihn rausholen und du machst nur das Gitter wieder zu, in Ordnung?“
    Janish salutierte.
    „Geht klar, Bro“, sagte er. „Du bist der Chef.“
    Es war George egal, dass die Gestalten oben grausame Monster waren, die dazu imstande waren, ihm jeden Moment den Hals durchzubeißen. Das Einzige, was er fühlte, war Erleichterung, als Einar und Swana seine Hände ergriffen und ihn nach oben zogen. George brach weinend in Swanas Armen zusammen und ließ sich nur mit Gewalt wieder von ihr lösen.
    „Danke“, flüsterte er immer wieder. „Danke. Danke. Danke.“
    Es war ihm egal, wenn sie ihn töten wollten, solange er nur nicht alleine in diesem schrecklichen Loch sterben musste.
    „Nun hör schon auf zu weinen, du Weichei“, forderte Einar und legte sich einen von Georges Armen um die Schultern. „Wo sollen wir ihn hinbringen, Swana?“
    „In Mutters Haus“, beschloss Swana. „Dort wird ihn heute niemand mehr finden. Und wir können behaupten, dass wir noch ein paar von Janishs Sachen holen mussten.“
    Einar nickte und sie liefen los. George bemerkte, dass Swana ihrem jüngeren Bruder immer wieder einen misstrauischen Seitenblick zuwarf, als wollte sie überprüfen, ob er sich im Griff hatte. Doch Janish machte keinerlei Anstalten anzugreifen. Insofern vermutete George, dass der Regen seinen Geruch von ihm abgewaschen hatte und er dementsprechend nicht gerade lecker roch.
    Das Haus war nicht weit entfernt. Ohnehin schien das Dorf winzig zu sein und konnte nicht mehr als ein paar hundert Einwohner haben. Doch selbst das war eigentlich zu viel, wenn man bedachte, dass diese Wesen regelmäßig Blut zu sich nehmen mussten. Woher bekamen sie nur so viel davon? So etwas musste doch auffallen. Oder war das Bluttrinken mehr eine Angewohnheit als eine zwingende Notwendigkeit?
    Swana stieß die Tür zu einem der Häuser auf und gemeinsam schafften sie George in Viktorias altes Zimmer. Es hatte das größte Bett und wurde ohnehin nicht mehr gebraucht. Sie legten George auf die Matratze und Einar zog ihm die Schuhe aus.
    „Hol Handtücher, Janish“, forderte Swana und wandte sich dann wieder George zu. „Er zittert am ganzen Körper.“
    „Was erwartest du?“, gab Einar zurück. „Er stand stundenlang im Regen. Da ist es nun wirklich kein Wunder, wenn einem kalt wird. Ich friere auch schon.“
    „Memme“, neckte Swana ihn und wandte sich dann wieder dem Menschen zu.
    Janish brachte die Handtücher und Swana reichte George eines davon,

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