Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
Vom Netzwerk:
gehalten. Aber seitdem sie die Wahrheit kennt, ist ihr klar, dass es eine Erinnerung ist. Das ist der Traum, den Laney jetzt gerade träumt. Und du bist nur ein einfacher Zuschauer.“
    In dem Moment hörte Darrek Laney schreien.
    „Laney, Laney. Wach auf. Wach auf!“
    Wie wild schlug Laney um sich, trat nach ihm und zerkratzte ihm die Arme. Darrek rüttelte sie wieder. Er war nur in Boxershorts gekleidet und sofort aufgesprungen und zu ihr gerannt, als er sie hatte schreien hören.
    „Mach die Augen auf, Laney!“, forderte er.
    Endlich gehorchte sie und öffnete die Augen. Sie fokussierte ihn und unsägliches Entsetzen zeichnete sich auf ihren Zügen ab, als sie ihn erkannte.
    „Du …“, keuchte sie und zog sich von ihm zurück. „Du Monster.“
    Panisch sah sie sich um, als würde sie einen Fluchtweg suchen.
    „Du hast meine Mutter getötet. Du …“
    „Laney. Beruhige dich. Das war nur ein Traum.“
    „Du hast meine Mutter getötet“, wiederholte sie. „Du hast es selber zugegeben. Du hast meine Mutter getötet.“
    Darrek versuchte wieder nach Laney zu greifen, aber sie stieß ihn weg.
    „Fass mich nicht an“, schrie sie. „Wag es ja nicht, mich anzufassen, du widerlicher, herzloser ...“
    „Laney. Laney, hör mir zu.“
    „Neeeeeiiiiiin!!!“
    Aus einem Impuls heraus schoss Darrek nach vorne, hielt Laneys Arme über ihrem Kopf fest und küsste sie. Weder leidenschaftlich noch zärtlich, sondern kurz und entschlossen. Es dauerte keine Sekunde, bevor Darrek seine Lippen wieder von den ihren löste.
    Sofort hörte Laney auf zu schreien und starrte ihn ungläubig an.
    „Hör zu, Laney. Ich habe deine Mutter nicht getötet. Jemand hat meinen Körper dazu verwendet, es zu tun. Aber das war nicht ich. Verstehst du? Das war nicht ich .“
    Darrek ließ ihre Hände los und rückte sofort von ihr ab, um ihr Freiraum zu geben. Der kurze Schlafanzug, den sie trug, war leicht nach oben gerutscht, sodass ihr flacher Bauch zu sehen war. Sofort wandte Darrek den Blick ab.
    „Ich … ich hätte Kara niemals freiwillig etwas angetan“, sagte er, ohne Laney dabei anzusehen.
    Dann stand er auf und verließ eilig das Zimmer.
    Laney brauchte ein paar Minuten, um zu verarbeiten, was gerade geschehen war. Sie hatte vom Tod ihrer Mutter geträumt. Das wusste sie noch. Sie hatte wieder die Minuten in dem kleinen Hohlraum durchlebt, wie es schon viele Male vorher der Fall gewesen war.
    Doch dieses Mal war der Mann, der die Hauptrolle in ihren Albträumen gespielt hatte, plötzlich beim Aufwachen genau vor ihrer Nase gewesen. Der Schreck hätte kaum größer sein können, wenn sie von einem Wilden geweckt worden wäre.
    Laney fuhr gedankenverloren mit einem Finger über ihre Lippen. Sie prickelten immer noch von dem Kuss. Obwohl es eigentlich ja gar kein richtiger Kuss gewesen war. Zumindest hatte darin keinerlei Intimität gelegen. Eher Verzweiflung und der unbedingte Wunsch, dass sie ihm Glauben schenken möge. Aber war es wirklich nötig gewesen, dass er sie dafür küsste? Was hatte er damit bezweckt? Sie abzulenken? Das hatte er geschafft. Der Albtraum war sofort verblasst und stattdessen hatte sie ihn wieder so sehen können wie in den letzten Wochen. Er war ein Mann, der sie gegen ihren Willen von ihrer Familie fernhielt, aber der ihr auch schon mehr als einmal das Leben gerettet hatte.
    Entschlossen stand sie auf und trat auf den Gang. In Viktorias Zimmer klopfte George von innen an die Tür.
    „Laney?“, fragte er zaghaft.
    Laney ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt.
    „Ja, George“, sagte sie.
    „Ich … ich habe dich schreien hören. Hat der Mann ... Ich meine … Alles in Ordnung?“
    „Ja“, versicherte Laney ihm. „Alles in Ordnung. Darrek hat mir nichts getan. Ich … ich habe einfach nur schlecht geträumt.“
    „Oh. Okay. Das tut mir leid.“
    Laney rang sich ein Lächeln ab.
    „Geh wieder schlafen, George“, sagte sie. „Du solltest wirklich noch etwas schlafen, bevor Swana dich wieder als Babysitter einspannt.“
    In den letzten Tagen hatte Swana das Baby mehrfach mit dem Menschen allein gelassen. Sie vertraute ihm ganz offensichtlich und hoffte, ihn auf diese Weise daran zu hindern einen weiteren Selbstmordversuch zu starten. Bisher schien das zu funktionieren. George war so froh etwas anderes zu tun zu haben als über seinen bevorstehenden Tod zu grübeln, dass er Swana das Baby gerne ein paar Stunden am Tag abnahm. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte Mady sogar die Nächte

Weitere Kostenlose Bücher