Die Entscheidung
kümmern uns um das Wohl aller.“
„Und die Kinder?“
„Die Kinder wachsen entweder bei ihren Müttern oder häufiger noch bei ihren Großmüttern auf. Mütterlicherseits natürlich. Deswegen bekommen die Kinder bei uns auch immer den Namen ihrer Mutter als Nachnamen und nicht den des Vaters, wie sonst in Island. Ich heiße zum Beispiel Einar Viktoriasson. Das bedeutet so viel wie Viktorias Sohn. Und meine Mutter wiederum heißt Viktoria Annasdottir.“
Laney nickte. Davon hatte sie schon einmal gehört.
„Die Männer wohnen entweder bei ihren Müttern oder ganz separat“, erklärte Einar weiter. „Wir haben ein paar Wohngemeinschaften von Männern, die keine Lust hatten, sich jeweils ein eigenes Haus zu bauen.“
Laney brauchte eine Weile, um das zu verdauen. Diese Vorgehensweise war ihr völlig fremd. Sie hatte noch nie davon gehört, dass in irgendeiner Kultur so vorgegangen wurde. Nicht einmal bei den Menschen.
„Sind deine Geschwister von unterschiedlichen Vätern?“
Sie gab sich Mühe, keine Missbilligung in den Worten mitschwingen zu lassen. Immerhin hatten Jason und Violette auch unterschiedliche Väter. Aber bei Warmblütern war es meistens so, dass die Frauen sich sofort mit dem Vater ihres ersten Kindes verbanden, um eine Familienkonstellation herzustellen, und weil die Chancen nicht schlecht standen, dass aus der Beziehung noch ein zweites Kind hervorgehen würde. Insofern war es extrem selten, dass in Laneys Welt zwei Kinder unterschiedliche Väter hatten. Selbst Cynthia und Greg hatten denselben Vater. Und das obwohl ihre Eltern sich nie verbunden hatten.
Einar lachte.
„Laney. Bei uns sind praktisch alle Kinder von unterschiedlichen Vätern. Um genau zu sein, ist es sogar ziemlich schwer, das zu kontrollieren. Swana weiß nur dank der außergewöhnlichen Gabe von einer Dorfbewohnerin, wer der Vater ihres Kindes ist.“
„Hatte sie denn so viele … Geschlechtspartner?“
„Was heißt viele? Zwei oder drei in dem betreffenden Zeitraum. Das ist doch nicht so ungewöhnlich. Sex ist etwas völlig Natürliches. Und tu nicht so, als würden die Mitglieder deiner Familie so etwas nicht machen. Ich habe gehört, die Ältesten bestehen sogar darauf, dass man regelmäßig mit dem anderen Geschlecht verkehrt, damit die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft größer ist.“
Laney kraulte gedankenverloren das Lämmchen auf ihrem Arm. Es stimmte. Die Ältesten waren in ihren Vorgaben ziemlich eindeutig. Nur war Laney bisher von diesen Regelungen verschont geblieben, weil sie im Verständnis der Ältesten noch minderjährig war. Vor ihrer ersten Schlafphase wurde ihr tunlichst davon abgeraten Geschlechtsverkehr zu haben, um eine Schwangerschaft gar nicht erst zu riskieren. Denn diese konnte den Schlaf negativ beeinflussen, sodass sie nie wieder aus der Schlafphase aufwachen würde. Das Risiko wollte sie auf gar keinen Fall eingehen.
„Das Prinzip funktioniert für uns sehr gut“, fügte Einar hinzu. „Wir haben keine Verbinder, die uns eine lebenslange Zuneigung verschaffen. Insofern ist es besser, wenn wir Beziehungen nicht weiter ernst nehmen.“
„Kommt … kommt es dann nicht häufig zu Inzucht? Ich meine … ihr seid ja nicht so viele.“
„Nun. Dank der Gabe von Urte, die schon über Jahrhunderte von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird, weiß jedes Kind, wer sein Vater ist. Und insofern auch, wer seine Halbgeschwister sind. Das ist in der Tat wichtig, um Inzucht zu verhindern. Ohne diese Gabe könnte es sonst zu Chaos kommen. Das gebe ich zu.“
Laney schüttelte den Kopf.
„Tut mir leid … Ich … Das ist mir nur alles so fremd.“
„Ist schon gut. Ich kann mir dafür nicht vorstellen, mich für den Rest meiner Existenz an eine Frau zu binden. Allein der Gedanke …“
Er schüttelte sich und Laney grinste.
„So schlimm ist das auch wieder nicht. Die Pärchen, die ich kenne, sind alle sehr glücklich damit.“
„Ja. Weil die Verbindung ihre Gefühle manipuliert.“
„Nein. Weil sie sich aus freien Stücken für die Monogamie entschieden haben.“
„Na fein. Aber du solltest wissen, Laney … spontaner Sex kann eine äußerst befriedigende Wirkung haben.“
„Das bezweifle ich nicht. Und wer weiß. Wenn ich meine erste Schlafphase hinter mir habe, wird es vielleicht ja sogar mal dazu kommen.“
Etwas enttäuscht wandte Einar sich ab. Das war ganz offensichtlich nicht die Antwort, die er sich erhofft hatte, aber er nahm es locker.
„Sollen wir
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