Die Entscheidung
weitergehen?“, fragte er. „Wir könnten noch dabei helfen, Feuerholz zu sammeln. Schließlich soll für die Feier morgen alles perfekt sein.“
Laney setzte das Lämmchen ab und folgte ihm. Es war angenehm, mit Einar Zeit zu verbringen. Seine lockere Art war ansteckend und er lenkte sie davon ab, immer wieder an Darrek denken zu müssen.
Es fiel ihr schwer, ihn aus ihrem Kopf zu verbannen. Denn abgesehen davon, dass er im Zimmer nebenan schlief, schlich er sich auch so immer wieder in ihre Gedanken. Sowohl im guten als auch im negativen Sinne.
Nur in Einars Nähe schaffte sie es manchmal, ihn zu vergessen und sich nicht zu fragen, was er gerade tat und warum er sie wohl nicht dabei haben wollte. Doch die Zeit schritt unaufhaltsam voran. Und Laney wusste, dass sie sich ohnehin früher oder später wieder miteinander befassen mussten. Sie konnten sich ja nicht den Rest ihrer Reise aus dem Weg gehen. Oder etwa doch?
Der Abend der Feier wurde von allen mit großer Begeisterung erwartet. Alles war vorbereitet. Der große Marktplatz war vom Schnee befreit worden. Das gesamte Dorf war mit Girlanden und Lampions geschmückt. Und man hatte genug Feuerholz gesammelt, um das Lagerfeuer die gesamte Nacht in Gang zu halten.
„Ihr hättet euch unseretwegen nicht solche Mühe machen brauchen“, stellte Darrek klar, als er mit Johanna durch das Dorf lief, um die letzten Kleinigkeiten zu kontrollieren.
Johanna war eine Perfektionistin und bestand darauf, dass alles an Ort und Stelle war. Nichts durfte dem Zufall überlassen werden. Solange der Tod sich noch weigerte sie zu sich zu holen, würde sie weiterhin dafür sorgen, dass die Dorfbewohner ihr Bestes gaben.
„Das haben wir doch nicht nur für euch getan“, wiegelte sie ab. „Wir feiern einfach gerne. Daran erinnerst du dich doch bestimmt noch. Und in den letzten zwanzig Jahren gab es dafür einfach viel zu wenige Gründe.“
„Trotzdem wäre es nicht notwendig gewesen. Eine Party kann man auch ohne Girlanden feiern.“
„Man kann. Aber dann macht es auch nur halb so viel Spaß.“
Darrek zuckte mit den Schultern. Eigentlich war es egal, was er sagte. Die Feier war ohnehin schon vorbereitet. Und eigentlich wunderte es ihn, dass er sich überhaupt so viele Gedanken machte. Als er vor knapp hundert Jahren zum ersten Mal hier gewesen war, hätte er es niemals infrage gestellt, dass die Dorfbewohner eine Willkommensfeier für ihn organisierten. Er hatte die sexuelle Freizügigkeit der Frauen im Dorf sehr genossen und sich keine Gedanken darüber gemacht, was die Zukunft wohl bringen mochte. Aber seitdem war viel Zeit vergangen. Und er hatte sich verändert.
„Ich denke, hier ist alles in Ordnung“, stellte Johanna zufrieden fest. „Ich würde sagen, es wird Zeit sich umzuziehen.“
„Nun … Leider habe ich keine andere Kleidung mit. Ich war nicht darauf eingestellt mich herauszuputzen.“
„Keine Sorge, Bróðir . Ich habe Maelle bereits gebeten, dir etwas anzupassen. Sie wird gleich vorbeikommen und noch mal Maß nehmen. Dann ist der Anzug bis heute Abend auf jeden Fall fertig.“
Darrek musste darüber lächeln, dass die kleine runzelige Johanna sich um ihn kümmerte, als wäre er einer ihrer Enkel. Dabei war er der Ältere von ihnen beiden. Auch wenn man ihm das absolut nicht ansah.
„Was ist mit Laney?“, fragte er dann.
„Du kannst wirklich nicht aufhören, dir über sie Gedanken zu machen, oder, Darrek?“
Als Darrek nicht antwortete, seufzte Johanna. Ihr war klar, wie unsinnig es war, Eifersucht auf die junge Frau zu empfinden. Johanna war schon lange kein Teil mehr von Darreks Leben, und das würde sich in diesem Leben auch nicht mehr ändern. Laney hingegen schien ihm tatsächlich am Herzen zu liegen.
„Swana hat sich längst darum gekümmert. Sie hat eines ihrer Kleider für Laney enger genäht. Sie kann gut mit Nadel und Faden umgehen.“
Darrek legte Johanna eine Hand auf die Schulter.
„Danke, Systir. Das weiß ich wirklich zu schätzen.“
Johanna lächelte, als sie hörte, wie er das isländische Wort für Schwester verwandte. Darrek sprach fließend isländisch. Aber mit ihr unterhielt er sich hauptsächlich in der alten Sprache. Das war etwas, das ihr ziemlich gut gefiel. Vor allem, weil sich sonst kaum noch jemand für diese Sprache erwärmen konnte.
„Swana! Was dauert denn da so lange?“
Einar sah die Treppe in Viktorias Haus hinauf und sah, wie seine Schwester ihren Kopf aus Laneys Zimmer streckte und einen Finger
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