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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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den Zähnen. Sie ritt jetzt nicht auf seiner Schulter, und Fa zitterte, und der Fluß glitt seitwärts dahin, und ihm war nicht nach Späßen zumute. Er blickte prüfend den Stamm entlang, sah, daß er diesseits der kleinen Wasserschnelle eine breite Kerbe hatte, wo einmal ein Ast abgezweigt war, und schritt dann die Terrasse hinauf. Er maß die Entfernung, beugte sich vor und rannte los. Nun war unter seinem Fuß der Stamm, und er war schlüpfrig und bebte wie Fa, trieb seitlich flußaufwärts ab, so daß Lok seinen ganzen Körper nach rechts schwang, um das Gleichgewicht wiederzuerlangen. Da kam er plötzlich auf unerklärliche Weise ins Fallen. Sein Fuß fuhr mit voller Wucht auf den anderen Stamm herab, daß er einsank, und er taumelte. Sein linker Fuß stieß sich hoch, er war wieder oben, und die kleine Stromschnelle riß ihn machtvoller als ein großer Wind in den Kniekehlen und war so kalt wie die Eisfrauen. Er sprang wie rasend hoch, schwankte, sprang, und dann krallte er sich in Gestein, griff hinauf auf die Kante, und sein Gesicht vergrub sich in das Fleisch für Liku. Seine Füße tappten voneinander weg den Felsen hinauf, bis er glaubte, die Gabel seiner Beine müsse brechen. Er hangelte sich mühsam um den Fels herum und blickte hinüber zu Fa. Da merkte er, daß schon die ganze Zeit ein Laut aus seinem Mund drang trotz des Fleisches, ein Laut so schrill und anhaltend, wie Nil geschrien hatte, als sie über den Stamm gerannt war. Er verstummte und sein Atem ging stoßweise. Ein weiterer Stamm rammte die anderen, legte sich neben sie, holperte, und die Schnelle zersprühte in Schaum und Gefunkel. Fa stellte prüfend einen Fuß auf diesen Stamm. Dann lief sie vorsichtig mit gespreizten Beinen über das Wasser, den einen Fuß auf diesem, den andern auf jenem Stamm. Sie gelangte zu dem Felsen, auf dem Lok lag, und kletterte zu ihm empor. Durch das Tosen des Wassers hindurch rief sie ihm zu: »Ich habe nicht geschrien!«
    Lok richtete sich auf. Ihm war, als treibe der Fels mit ihnen stromaufwärts, und er versuchte, dieses Trugbild fortzudenken. Fa schätzte den Sprung ab und erreichte behend den nächsten Felsen. Er folgte ihr. Das Brausen und das Neue an all ihrem Tun hatten in seinem Kopf eine Leere gemacht. Sie sprangen und kletterten, bis sie an einen Felsen kamen, auf dem Büsche wuchsen, und da legte sich Fa nieder und krallte die Finger in die Erde und Lok wartete geduldig mit den Händen voller Fleisch. Sie waren nun auf der Insel, und links und rechts von ihnen eilte und glitzerte es auf der Schwelle des Falls hin und her wie Wetterleuchten. Auch ein neues Geräusch hörten sie, die Stimme des großen Wasserfalls jenseits der Insel, dem sie jetzt näher waren als je zuvor. Neben diesem gewaltigen Lärm blieb nichts bestehen. Was der kleinere Fall von ihren Stimmen übrigließ, ging in ihm vollends unter.
    Da erhob sich Fa. Sie ging weiter, bis sie das Schienbein der Insel hinabblicken konnte, und Lok trat zu ihr. Unten lag der Fuß ausgestreckt, und an der Ferse fraßen sich Schwaden milchigen Sprühnebels nach innen, daß der Abstieg in die Tiefe immer schmaler wurde. Lok fiel in die Hocke und sah hinunter.
    Efeu, Wurzeln, Erdnarben und Vorsprünge schartigen Gesteins – die Klippe neigte sich vor, so daß die Spitze mit ihrem Birkengefieder jäh hinabblickte auf die Insel. Felsstücke, die herausgebrochen waren, lagen am Fuß der Klippe aufgetürmt, und ihre dunklen, immerfeuchten Umrisse hoben sich von dem grauen Leuchten der Blätter und des übrigen Gesteins ab. Einige wenige Bäume fristeten auf dem Gipfel ihr kümmerliches Dasein, doch weitere Felsabstürze drohten ihnen die wenigen noch verbliebenen Wurzeln auszureißen, die sich in Spalten der Schwelle festklammerten oder die Klippe hinabwanden oder zwecklos in feuchter Luft endeten. Das Wasser wogte zu beiden Seiten hinab, schäumte und gleißte, und die feste Erde bebte. Die fast schon vollrunde Mondscheibe stand der Klippe hoch gegenüber, und ganz draußen auf der Insel glühte das Feuer.
    Sie schwiegen vor der schwindelnden Tiefe. Sie beugten sich hinab und suchten auf dem Antlitz der Klippe nach einem Steig. Fa rutschte über die Kante, ihr blauer Schatten war sichtbarer noch als ihr Körper, und sie ließ sich Hand über Fuß an Wurzeln und Efeu hinuntergleiten. Lok folgte, das Fleisch wiederum mit den Zähnen haltend und den Blick, wo der Steig es zuließ, auf den Glutschein des Feuers gerichtet. Er verspürte einen großen Drang,

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