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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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Mädchen zu, die sie dann und wann anredete. Das hagere Mädchen steckte Zweige in die Erde und fügte sie oben zusammen. Liku war auf allen vieren, schaute ihr zu und schwieg. Die dicke Frau begann ihr Haar zu bearbeiten; sie wand es und zog es durch, glättete es, fuhr hier und dort mit der Knochenhand hinein, neigte den Kopf und bückte sich; und das Haar wuchs zu einer neuen Form an, buckelte sich nach oben und rollte sich dann eng zusammen.
    Lok hörte Tuami sprechen. Die dicke Frau faßte schnell nach ihrem Pelz und zog ihn über die Schultern, daß ihr Nabel und der breite, weiße Oberkörper verborgen waren. Nur ihre Brüste schauten heraus und wiegten sich in dem Pelz. Sie sah zur Seite nach dem Baum hin, und Lok wußte, daß sie mit Tuami sprach. Sie sprach mit viel Lachen.
    Die Stimme des Alten klang laut von der Lichtung herüber, und jetzt da Lok nicht mehr nur auf die Kinder achthatte, wurde ihm bewußt, wieviele neue Geräusche es zu hören gab. Holz wurde zerbrochen, und Feuer knisterte, und die neuen Gefährten schlugen auf Dinge. Nicht nur der Alte, sondern auch die anderen gaben Befehle mit ihren hohen Vogelstimmen. Lok gähnte glücklich. Es würde Nacht werden, und dann kam eine schnelle Flucht durch das Dunkel mit Liku auf dem Rücken. Tuami trat unter den Baum zurück und sprach mit dem Alten. Kiefer war im Hinterteil eines Stammes zu sehen. In diesem war Holz aufgehäuft, und dahinter schwamm eine Anzahl der schweren Stämme von der Lichtung auf der Insel. Sein Schatten war jetzt vor ihm, denn die Sonne stieg gerade vom höchsten Punkt ihrer Bahn durch den Himmel ab. Sie gleißte von dem aufgebrochenen Wasser um die Stämme herum zu Lok empor und machte ihn blinzeln. Kiefer und die dicke Frau steckten ihre Haarschöpfe zusammen und sprachen einen Augenblick miteinander. Dann tauchte der Alte unter dem Baum auf und begann mit den Armen zu fuchteln und laut zu reden. Die dicke Frau lachte zu ihm auf, ihr Kinn hob sich, sie sah ihn von der Seite an, und die Spiegelungen vom Fluß hüpften auseinander und bebten über die weiße Haut. Der Alte ging wieder fort.
    Die Kinder waren dicht beisammen. Das hagere Mädchen beugte sich über seine Höhle aus Zweigen, und Liku kauerte neben ihm, so weit von dem toten Baum entfernt, wie der Balgstreifen reichte. Das hagere Mädchen hielt die kleine Oa in den Händen, drehte sie um und um und musterte sie voller Neugier. Sie sagte etwas zu Liku, dann legte sie die kleine Oa vorsichtig in die Höhle, daß sie auf dem Rücken ruhte. Liku starrte das Mädchen mit Augen der Verehrung an.
    Die dicke Frau stand auf, indem sie ihren Pelz glattstrich. Sie hatte sich ein helles, glitzerndes Ding um den Hals gehängt, daß es zwischen ihren Brüsten eingebettet lag. Lok sah, daß es einer jener schönen, weichen Steine war, die die Gefährten manchmal auflasen um damit zu spielen, bis sie ihrer müde wurden und sie wegwarfen. Die dicke Frau schritt mit schwingenden Hüften auf die Lichtung zu und verschwand. Liku sprach mit dem Mädchen. Sie deuteten eines auf das andere. »Liku!«
    Das hagere Mädchen lachte über das ganze Gesicht. Es klatschte in die Hände. »Liku! Liku!« Sie deutete sich mit dem Finger auf die Brust.
    »Tanakil!«
    Liku sah sie aufmerksam an. »Liku.«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf, und Liku schüttelte den Kopf. »Tanakil.«
    Liku sprach ganz langsam und bedächtig. »Tanakil.«
    Das hagere Mädchen sprang in die Höhe, rief und klatschte und lachte. Eine der zerknitterten Frauen kam herbei und sah zu Liku hinunter. Tanakil plapperte mit ihr, deutete, nickte, hielt dann inne und sagte zu Liku ganz langsam: »Tanakil.«
    Liku kniff das Gesicht zusammen. »Tanakil.«
    Sie lachten alle drei. Tanakil trat zu dem toten Baum, musterte ihn, sagte etwas, griff nach dem gelben Schwamm, von dem Liku ihr gegeben hatte, und riß ein Stück ab. Sie steckte es in den Mund. Da kreischte die zerknitterte Frau auf, daß Liku hinfiel, schlug Tanakil heftig auf die Schulter und schrie und rief. Tanakil führte rasch die Hand zum Mund und holte den Schwamm wieder hervor. Die Frau schlug ihn ihr aus der Hand, daß er ins Wasser fiel. Sie schrie Liku an, die zum Baum zurückrannte. Dann beugte sich die Frau zu ihr hinab, blieb jedoch außer Reichweite und schleuderte ihr wilde Laute ins Gesicht. »Ah!« rief sie. »Ah!«
    Sie wandte sich wieder an Tanakil, hörte nicht auf zu sprechen und stieß sie mit einer Hand vorwärts, während sie die andere in die Hüfte

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