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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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ziemlich in der Mitte der Lichtung. Der Hirschkopf mit den kleinen Augen lag zu seinen Füßen. Fa flüsterte Lok ins Ohr:
    »Er ist schon einmal weggegangen. Er hat Angst vor dem anderen Hirsch.«
    Sogleich sah Lok ein lebhaftes Bild von dem stehenden Hirsch, der getanzt und geröhrt hatte. Er nickte zustimmend mit dem Kopf.

VIII
    Fa räkelte sich mit großer Vorsicht und kauerte sich wieder hin. Lok schaute zu ihr hinüber und sah, wie sie sich mit ihrer roten Zunge über die Lippen fuhr. Eine Ermattung überfiel sie beide, und einen Augenblick lang sah er zwei Fas, die voneinander wegglitten und sich nur mit großer Anstrengung wieder zusammenfügen wollten. Im Efeu wimmelte es von kleinem Gefliege, das fein summte und sich auf seinem Körper niederließ, daß die Haut zuckte. Die Schatten zwischen den Stämmen und die Flecken aus Sonnenlicht lösten sich und sanken hinab, bis der Schein in einem anderen Winkel einfiel. Wirre Aussprüche Mals und der Alten kamen heraufgetanzt mit Bildern und vermengt mit den Stimmen der neuen Gefährten, daß er kaum mehr alles auseinanderzuhalten wußte. Es war doch wohl nicht der Alte dort unter ihnen, der plötzlich mit Mals Stimme vom Sommerland erzählte, wo die Sonne so warm war wie ein Feuer und Früchte das ganze Jahr hindurch reiften; auch konnte die Höhlennische nicht eins sein mit den Dornbüschen, wie es eben schien, oder mit den Bündeln auf der Lichtung. Das so unangenehme Gefühl der Schwere und des Drucks war hinabgesunken und zerflossen wie ein Teich. Lok hatte sich fast daran gewöhnt.
    Da spürte er einen Schmerz am Handgelenk. Er schlug die Augen auf und sah unwillig hin. Fa preßte ihm schmerzhaft ihre Finger ins Fleisch, und da hörte er ganz deutlich das Junge quäken. Das Vogelgeschnatter und das helle Lachen der Neuen schrillte zu einer bisher nicht gehörten Höhe an, als wären sie alle Kinder geworden. Fa wandte sich im Efeuhorst zur Flußseite hin. Eine Weile lag Lok verwirrt da, benommen von der Sonne und dem Durcheinander aus Wachträumen und Bildern von den neuen Gefährten. Da quäkte das Junge abermals, so daß Lok zu Fa kroch und auf den Fluß hinabspähte. Einer der beiden Stämme schwamm auf das Ufer zu. Tuami saß hinten und grub, und der Stamm war voller neuer Gefährten. Es waren Frauen, er konnte ihre nackten, leeren Brüste sehen. Sie waren kleiner als die Männer und trugen nicht soviel abnehmbares Fell auf dem Körper. Auch war ihr Haarwuchs weniger seltsam und kunstvoll. Ihre Gesichtszüge hatten etwas Zerknittertes, und sie waren sehr mager. Zwischen Tuami und den Bündeln und den zerknitterten Frauen saß ein Wesen, das Loks Blick so sehr auf sich lenkte, daß er nur wenig Zeit fand, die anderen zu betrachten. Es war ebenfalls eine Frau; schimmernder Pelz bedeckte ihre Hüften, der sich nach oben um ihre Arme schlang und hinter dem Kopf zu einem Beutel bauchte. Ihr Haar glänzte schwarz und umgab das Knochenweiß ihres Gesichts wie die Blütenblätter einer Blume. Ihre Schultern und Brüste waren weiß, erstaunlich weiß sogar, denn sie hoben sich gegen das Junge ab, das darüber hinkrabbelte. Es wollte vor dem Wasser davonkriechen und kletterte über ihre Schulter in den Beutel aus Pelz auf ihrem Rücken, und die Frau lachte mit faltigem Gesicht und offenem Mund, daß Lok ihre seltsamen weißen Zähne sehen konnte. Es gab so viel zu sehen, und er wurde wieder nur Augen, die aufnahmen und sich vielleicht später dessen erinnerten, was er jetzt nicht mit Bewußtsein erschaute. Die Frau war dicker, fleischiger als die anderen, wie auch der alte Mann dicker gewesen war; aber sie war nicht so alt wie er, und Milch stand in den Spitzen ihrer Brüste. Das Junge hatte in ihr glänzendes Haar gefaßt und zog sich hoch, während sie es hinunterzerren wollte. Ihr Kopf war zur Seite geneigt mit dem Gesicht nach oben. Das Lachen stieg auf wie das Gezwitscher von Staren. Der Stamm glitt über den Blätterrand des Auslugs hinaus, und da hörte Lok die Büsche am Ufer rascheln.
    Er blickte Fa an. Stilles Lachen war in ihrem Gesicht, und sie bewegte den Kopf hin und her. Sie wandte ihm das Gesicht zu, und er sah so viel Wasser in ihren Augen, daß es jeden Augenblick überfließen mußte. Sie hörte auf zu lachen; ihr Gesicht überzog sich mit Falten, bis man glauben konnte, sie litte unter dem Schmerz eines langen Dorns in ihrem Fleisch. Ihre Lippen schlossen sich, öffneten sich, und obwohl sie dem Wort keinen Atem gab, wußte er, daß sie es

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