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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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Der Mann wälzte sich höher und höher, die Worte gingen in Gekrächze über, das immer lauter wurde. Aus einer der anderen Laubnischen drangen Geräusche herüber, schrilles Plappern von Frauen und dann ein angstvoller Aufschrei. Der Mann neben Lok fiel auf die Seite, taumelte hoch, schlug die Äste fort, daß sie zusammenstürzten. Der Mann schwankte vorwärts, und aus seinem Krächzen wurde ein Ruf, den jemand beantwortete. Andere Männer wühlten sich aus der Höhle, stießen an die Äste und riefen. Bei den Dornbüschen torkelte der Wächter umher und rang mit Schatten. Eine Gestalt stand aus den Trümmern neben Lok auf, sah den ersten Mann verschwommenen Blicks vor sich und schwang einen großen Stock nach ihm. Sogleich war die Finsternis erfüllt von Wesen, die miteinander kämpften und schrien. Jemand stieß mit dem Fuß die Grasnarbe vom Feuer, so daß ein mattes Glühen und dann eine aufschießende Flamme die bevölkerte Bodenfläche und den Ring der Bäume erhellte. Der Alte stand aufrecht, das graue Haar flog ihm um Kopf und Gesicht, und Fa war da mit leeren Händen und rannte vorbei. Sie sah den Alten und schlug einen Haken. Eine Gestalt neben Lok schwang einen Stock mit solch deutlicher Absicht, daß Lok ihn ergriff. Dann rollte er in einem Knäuel von Gliedmaßen und Zähnen und Krallen über den Boden. Er zog sich heraus, und der Knäuel kämpfte und knurrte und wälzte sich weiter. Er sah Fa im Kopfsprung über die Dornenhecke setzen und dahinter verschwinden, sah den Alten, ein Bild des Wahnsinns mit fliegenden Haaren und glitzernden Augen, einen Stock mit einem Klumpen am Ende in den Haufen ringender Männer schleudern. Als Lok sich über die Dornbüsche schwang, sah er noch, wie der Wächter sich abmühte, um durch die Hecke zu gelangen. Er fiel auf die Hände und rannte, bis Büsche nach ihm griffen. Er sah den Wächter vorüberhasten, den gebogenen Stock und den Zweig in der Hand, unter dem gekrümmten Ast einer Buche hindurchschlüpfen und im Wald verschwinden. Ein helles Feuer brannte jetzt auf der Lichtung. Der Alte stand neben den Flammen, und die anderen Männer rafften sich hoch. Der Alte rief und deutete, bis einer der Männer auf die Dornbüsche zutaumelte und dem Wächter nachlief. Die Frauen traten um den Alten herum, und das Kind Tanakil war unter ihnen und drückte sich die Handrücken in die Augen. Die beiden Männer kamen zurückgerannt, riefen dem Alten etwas zu und arbeiteten sich durch die Dornen wieder auf die Lichtung. Jetzt sah Lok, daß die Frauen Äste auf das Feuer warfen, die Äste, aus denen eine Höhle gemacht gewesen war. Die dicke Frau stand auch da, rang die Hände und jammerte mit dem Jungen auf der Schulter. Tuami redete in dringlichem Ton auf den Alten ein, deutete in den Wald und dann auf den Boden, wo der Hirschkopf war. Das Feuer schwoll an; ganze Blättergarben zersprangen mit lautem Knacken zu hellem Schein, daß man die Bäume um die Lichtung so klar sah wie bei Tag. Die Neuen traten um das Feuer herum, die Rücken den Flammen zugekehrt, und starrten nach außen in das Dunkel des Waldes. Sie eilten zu den Höhlen und kamen zurück mit Ästen, und das Feuer schickte neues Licht aus mit jeder neuen Nahrung. Sie holten ganze Tierbälge herbei und legten sie um ihre Körper. Die dicke Frau hatte aufgehört zu jammern, denn sie stillte das Junge. Lok sah, wie die Frauen es ängstlich streichelten, mit ihm sprachen, ihm die Muscheln von ihren Hälsen anboten und unverwandt nach außen auf den Ring der Bäume starrten, der den Feuerschein einfing. Tuami und der Alte sprachen immer noch aufgeregt miteinander unter vielem Kopfnicken. Lok fühlte sich geborgen in der Dunkelheit, spürte jedoch die unverletzliche Macht der Gefährten vor ihm im Licht. Er rief: »Wo ist Liku?«
    Er sah, wie die Neuen erstarrten und dann zurückwichen. Nur das Kind Tanakil begann zu kreischen, bis die zerknitterte Frau es am Arm faßte und schüttelte, daß es verstummte. »Gebt mir Liku!«
    Kastanienkopf lauschte seitwärts im Feuerschein, forschte mit dem Ohr nach der Stimme, und sein gebogener Stock ging in die Höhe. »Wo ist Fa?«
    Der Stock zog sich zusammen und schnellte plötzlich wieder auseinander. Einen Augenblick später fegte etwas durch die Luft wie eine Vogelschwinge, dann kam ein trockenes Klatschen, darauf ein hölzerner Aufprall und ein Geklapper. Eine Frau eilte zu der Höhle, in die Lok gekrochen war, und holte einen ganzen Armvoll Äste herbei und warf sie aufs

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