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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
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die Höhe bewegten. Er sah ein wunderbares Bild, das alles in die rechte Ordnung brachte, und versuchte es Fa zu beschreiben, doch sie wollte nicht hören. Dann blieb ihm nur noch das Bild, daß er ein Bild gesehen hatte, und das stachelte seinen Zorn an. Er wollte das Bild mit seiner Stimme wieder einfangen, und er hörte, wie sie, losgelöst vom inneren Lok, lachte und quakte gleich einer Ente. Doch ein Wort hielt er fest; das war der Anfang des Bildes, wenn das Bild selbst sich auch verflüchtigt hatte. Er umklammerte dieses Wort. Er hörte auf zu lachen, und seine Stimme klang sehr ernst, als er zu Fa, die immer noch mit dem Stein vor dem Gesicht dastand, sagte: »Stamm! – Stamm! –«
    Da gedachte er wieder des Honigs und entriß ärgerlich Fa den Stein. Sowie ihr Gesicht aus der Öffnung herauskam, begann sie zu lachen und zu plappern. Lok hielt den Stein, wie ihn die Neuen hielten, und der Honig floß ihm über die Brust. Er verdrehte den Oberkörper, bis sein Gesicht unter dem Stein war, und ließ sich den Trank in den Mund rinnen. Fa kreischte vor Lachen. Sie fiel um, rollte auf den Rücken und strampelte mit den Beinen. Lok und das Honigfeuer entsprachen täppisch dieser Aufforderung. Dann erinnerten sie sich beide wieder des Steins und zerrten und stritten aufs neue. Fa brachte noch einen kleinen Schluck heraus, da wurde es der Honig müde und wollte nicht mehr hervorkommen. Lok packte den Stein, rang mit ihm, schlug mit der Faust darauf, rief; aber es war kein Honig mehr da. Er schleuderte den Stein zornig zu Boden, daß er in zwei Stücke gespalten zu ihnen aufgrinste. Lok und Fa stürzten sich auf die Stücke, hockten nieder, und jedes lachte und drehte sein Stück hin und her, um zu sehen, wo der Honig hingegangen war. Der Wasserfall rauschte auf der Lichtung, rauschte in Loks Kopf. Die Bäume bewegten sich schneller. Er sprang umher und merkte, daß der Boden so gefährlich war wie ein Stamm im Wasser. Er griff nach einem Baum, der vorüberglitt, um ihn anzuhalten, und dann lag er auf dem Rücken, und der Himmel drehte sich über ihm. Er wälzte sich herum, stützte sich auf die Hände und schwankte wie das Junge. Fa kroch um das Aschenrund herum wie eine Motte mit versengtem Flügel. Sie sprach etwas von Spitzohren vor sich hin. Da erfüllten Lok plötzlich die Macht und die Kraft der neuen Gefährten. Er war einer von ihnen, nichts gab es, das er nicht vermochte. Viele Äste lagen noch auf der Lichtung umher und unverbrannte Stämme. Lok rannte auf einen Stamm zu, stellte sich daneben und schrie und befahl ihm, sich zu bewegen. »A-ho! A-ho! A-ho!«
    Der Stamm rutschte fort wie die Bäume, aber nicht schnell genug. Lok rief und rief, aber der Stamm wollte sich nicht schneller bewegen. Er ergriff einen Ast und schlug wieder und wieder auf den Stamm ein wie Tanakil Liku geschlagen hatte. Da sah er ein Bild von Männern und Frauen, die keuchenden Mundes zu beiden Seiten an dem Stamm zerrten. Er feuerte sie an wie der Alte. Fa kam vorübergekrochen. Sie glitt langsam dahin, bedächtig, wie der Stamm und die Bäume. Lok hieb ihr mit lautem Ruf den Ast über den Rücken, daß das splittrige Ende davonflog unter die Bäume. Fa schrie auf und taumelte in die Höhe, so daß Lok beim nächsten Hieb danebenschlug. Sie stürzte herum, auf ihn zu, und so starrten sie einander an und schrien, und die Bäume glitten vorbei. Er sah, wie ihre rechte Brust sich bewegte, wie ihr Arm hochschnellte, sah die offene Handfläche in der Luft hängen, eine Handfläche, die irgendwie von Bedeutung war und jeden Augenblick zu einem Ding werden mußte, das ihn betraf. Da fuhr in seine linke Backe ein Blitz, der die Umwelt überflimmerte, und die Erde stand auf und versetzte auch seiner rechten Backe einen betäubenden Schlag. Er lehnte sich gegen diesen senkrecht stehenden Erdboden, während seine Backe aufging und sich wieder schloß und Flammen herausschlugen. Fa legte sich nieder, glitt von ihm fort, kam näher. Dann riß sie ihn hoch oder zu Boden, und da hatte er wieder feste Erde unter den Füßen, und er stützte sich auf Fa. Sie weinten und lachten einander an, und der Wasserfall toste auf der Lichtung, während der Efeuwipfel des toten Baumes himmelwärts kletterte und dabei nur größer wurde anstatt kleiner. Eine Angst, die seltsam losgelöst war von ihm selbst, fiel ihn an, und er wußte, daß es gut war, Fa nahe zu sein. Er schob das Fremde und die Müdigkeit in seinem Kopf beiseite, spähte nach ihr aus,

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