Die Erben
Lichtung herum. Sie kam zurück und sah zu ihm hinab. Er erhob sich behutsam. »Fa sagt ›Tu das!‹«
Er harrte gehorsam ihrer Worte. Mal war aus seinem Kopf entschwunden.
»Sieh hier ein Bild. Lok geht den Pfad bei der Klippe hinauf, wo ihn die anderen nicht sehen können. Fa macht einen Bogen und klettert den Berg hinauf, höher als die Neuen. Sie werden folgen. Die Männer werden folgen. Dann nimmt Lok der dicken Frau das Junge weg und rennt.«
Sie faßte ihn an den Armen und blickte ihm flehend ins Gesicht.
»Dann wird wieder ein Feuer da sein. Und ich werde Kinder haben.« In Loks Kopf erstand ein Bild.
»Ich werde es tun«, sagte er in festem Ton, »und wenn ich Liku sehe, nehme ich sie auch mit.«
In Fas Gesicht las er Dinge – und nicht zum ersten Mal —, die er nicht verstehen konnte.
Sie trennten sich am Fuße des Hangs, wo Gebüsch sie noch den Augen der neuen Gefährten verbarg. Lok wandte sich nach rechts, und Fa eilte am Waldrand entlang, und schlug einen großen Bogen um den Abhang. Als Lok zurückblickte, sah er sie, rot wie ein Eichhörnchen, zumeist auf allen vieren im Schutz der Bäume dahinrennen. Er begann, nach Stimmen lauschend, hinaufzuklettern. Er gelangte auf den Steig über dem Wasser; weiter vor ihm toste der Fall. Mehr Wasser denn je kam herab. Das Donnern vom Becken am Fuße klang dröhnender, und Nebeldunst zog bis weit über die Insel. Die Flächen stürzenden Wassers zersprangen zu milchigen Strähnen, zerflossen zu schaumiger Masse, die schwer zu unterscheiden war von dem hochschießenden Gischt und dem Sprühschleier, der ihr entgegenstieg. Jenseits der Insel sah er große Bäume in all ihrem Frühjahrslaub über die Schwelle gleiten. Sie tauchten in den Gischt ein und kamen weiter unten wieder hervor, zerschmettert und im Wasser treibend, zuckend und bebend, als griffe nach ihnen aus den Fluten eine riesige Hand. Aber diesseits der Insel stürzten keine Bäume herab; nur eine grenzenlose Fülle leuchtenden Wassers und zäher Milch rauschte in die Tiefe, dem Tosen und den weißen Dunstschwaden entgegen. Da hörte er durch den Lärm des Wassers hindurch die Stimmen der Neuen. Sie waren zu seiner Rechten, verborgen hinter dem aufstrebenden Fels, wo die Eisfrau gehangen hatte. Er verhielt den Schritt und hörte, wie sie einander anschrien.
Hier da alles ihm so vertraut war, da alle Felsen, alles Gestein vom Leben der Gefährten kündete, überfiel ihn die Wehsal mit neuer Gewalt. Der Honig hatte die Wehsal nicht getötet, hatte sie nur eine Zeitlang eingeschläfert, so daß sie nun zu frischer Kraft erwacht war. Er stöhnte vor der Leere auf und verspürte ein großes Gefühl für Fa auf der anderen Seite des Hangs. Irgendwo bei den Neuen war Liku, und sein Verlangen nach einer von beiden oder nach ihnen zusammen ward übermächtig. Er begann den Spalt hinaufzuklettern, wo die Eisfrau gehangen hatte, und die Stimmen der Neuen wurden lauter. Dann war er oben auf der Klippe und sah hinab über eine Handbreit Erde und kümmerliches Gras und verkrüppeltes Gebüsch.
Abermals schlug ihn das Treiben der neuen Gefährten in Bann. Sie hatten unverständliche Dinge mit Stämmen angestellt. Einige waren in Felsen eingerammt und andere lagen darüber. Die aufgewühlte Erde auf dem Hang führte geradewegs zur Terrasse; dies sagte ihm, daß der eine Stamm schon bei der Höhlennische war. Der andere, mit dem die Neuen sich jetzt abmühten, deutete den Hang hinauf zwischen den eingerammten Stämmen. Streifen dicken, verschlungenen Balgs hingen an ihm. Quer hinter dem hohlen Stamm war ein anderer Stamm festgekeilt, den in der Mitte ein Buckel unterstützte, und das nähere Ende neigte sich unter dem Gewicht eines Felsbrockens, der abwärts rollen wollte. Gerade als Lok dies erblickte, sah er den Alten an einem der verschlungenen Balgstreifen ziehen, und der Felsbrocken war frei. Er stieß gegen den zweiten Stamm, trieb ihn den Abhang hinunter, und der hohle Stamm rutschte in der anderen Richtung auf die Terrasse zu. Der Felsbrocken verrichtete seine Arbeit und plumpste davon in den Wald. Tuami hatte einen Stein hinter den hohlen Stamm gezwängt, und die anderen schrien. Jetzt gab es keine Felsbrocken mehr zwischen dem hohlen Stamm und der Terrasse, so daß die Neuen nun selbst an ihre Stelle traten. Sie packten den Stamm und schoben. Der Alte stand neben ihnen, und eine tote Schlange hing ihm von der rechten Hand. Er begann zu rufen a-ho!, und die anderen faßten an, daß sich ihre
Weitere Kostenlose Bücher