Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
dünnen Äste hindurch, konnten sie die beiden Männer genau verfolgen. Unheimliche Kreaturen. Ein beklemmendes Gefühl überkam Charlie. Einer der beiden gab ein kurzes Handzeichen und plötzlich schienen sie, während sie vorwärts gingen, zu schrumpfen!
Wenige Sekunden später erhoben sich zwei pechschwarze Raben mit kräftigen Flügelschlägen in die Lüfte und verschwanden lautlos im Nebel!
Charlie und Tora starrten starr vor Schreck durch die Zweige des kleinen Busches! Hugin und Munin! Charlie traute ihren Augen kaum. Sie waren Menschen! Oder waren es Vögel, die menschliche Gestalt annehmen konnten?
Bevor sie überhaupt so richtig begriffen hatte, was sich da vor ihren Augen abgespielt hatte, löste sich ein weiterer Schatten aus der Felsenwand und kam direkt auf ihr klägliches Versteck zu!
»Charlie! Tora!«, flüsterte der Schatten leise. »Ich bin es!« Charlies Herz klopfte laut in ihrem Hals. Dem Himmel sei Dank! Es war nur Kunar!
»Oh, Kunar!«, hauchte Tora mit zitternder Stimme. »Ich dachte schon, sie hätten dich erwischt!« Kunar kauerte sich zu ihnen hinter den kleinen Strauch.
»Ich konnte euch von meinem Versteck aus sehen«, flüsterte er aufgeregt. »Ich dachte schon es ist aus mit euch! Einen Schritt weiter und sie hätten euch entdeckt!« Auch Kunar zitterte am ganzen Körper!
»Wo wart ihr denn solange!«, zischte er vorwurfsvoll. »Ich habe euch überall gesucht!« Tora hatte schon den Mund geöffnet, um ihrem Bruder von der Reise durch den Nebel zu erzählen, als Charlie eindringlich flüsterte:
»Erzählen wir gleich. Wir sollten hier verschwinden! Es ist kein sonderlich gutes Versteck.« Der spärliche Busch hatte zwar mit knapper Not Tora und Charlie notdürftig versteckt, Kunar passte aber wirklich nicht mehr dahinter.
»Du hast recht!«, raunte Kunar leise. »Wir sollten zur Höhle zurück. Dort ist es immer noch am Sichersten!« Genau das hatte Charlie auch gerade gedacht. Der schmale Spalt, der den Höhleneingang bildete, war leicht zu übersehen. Abgesehen davon, war es kühl und sehr feucht und Charlie sehnte sich nach ihrem Mooslager und nach etwas zu essen. Keiner von ihnen hatte bisher etwas zu sich genommen.
Charlie nickte kurz, als Zeichen der Zustimmung. Leise verließen die drei ihr Versteck und schlichen sich an der Felswand entlang. Es war nicht sehr weit bis zu Höhle, aber sie mussten auf dem Weg dorthin eine offene Anhöhe überqueren. Nebelschwaden sammelten sich wie ein Ring um die kleine felsige Erhöhung. Wachsam kauerten sie im Schatten der Felswand und suchten den Weg vor sich mit den Augen ab. Nichts zu sehen.
Kunar gab das Zeichen - ein kurzes Nicken, wie er es auch auf der Jagd verwendete - die Luft war rein. Gerade als Kunar und Tora sich erhoben, sah Charlie zwei Vögel aus dem Nebel kommen! Sie schnellte hervor und erwischte Tora gerade noch am Rock und Kunar am Umhang! Flach am Boden liegend, sahen sie, wie sich die beiden Raben im Landeanflug wieder in Menschen verwandelten!
Im Gleichschritt marschierten sie über die Bergkuppe genau auf Charlie, Tora und Kunar zu! Zwei kräftige Männer in Schwarz, die einander wie ein Ei dem anderen glichen!
Zwillinge! , dachte Charlie kurz. Dann fasste sie einen Entschluss. Hastig ließ sie das Amulett wieder unter das Hemd gleiten.
»Los, kommt!«, zischte sie leise. Sie griff nach Toras Hand und packte Kunar am Arm! Kurz bevor Hugin und Munin das Ende der Kuppe erreicht hatten, rannten sie direkt in den Nebelkranz!
Zum dritten Mal an diesem Tag wurde es totenstill um Charlie herum. Sie klammerte sich fest an Toras Hand und Kunars Arm und schleifte sie weiter! Nur noch wenige Schritte, wusste sie! Dann hatten sie es geschafft! Der Nebel teilte sich und Charlie stürzte mit Tora und Kunar im Schlepptau ins Freie! Vor ihnen lag der schmale Pfad, der direkt auf den Schotterweg zuführte. Der Weg nach Torpa.
11. Off-Road und Elektrizität
Kunar stolperte und fiel der Länge nach zu Boden. Panisch rappelte er sich wieder auf und sah sich hektisch nach allen Seiten um! Wo waren die beiden dunklen Gestalten!? Und wo waren die Bergkuppe und die schützende Felswand?
Dünne Nebelschwaden zogen über einen schmalen Pfad, der sich zu einer Seite tiefer in den Wald schlängelte und zur anderen Seite auf einen Schotterweg zuführte. Hohe seltsame Bäume wuchsen in diesem Wald, kleinere Laubbäume standen an der Kreuzung zu dem größeren Weg und Miniaturbüschchen, nur etwa 10 bis 20 cm hoch, mit kleinen
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