Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
liegen.
Sie würden erst nach Torpa gehen und von da aus auf kleineren Wegen Richtung Storby. Sehr weit war es nicht mehr. Charlie schätzte, dass sie wohl fünf bis sechs Stunden bis nach Storby brauchen würden. Vielleicht könnte sie auch anrufen? In Torpa gab es ja wohl jemanden, der sie telefonieren lassen würde. Ihr würde schon etwas einfallen.
Bis Torpa brauchten sie etwa eine Stunde. Langsam wurde es richtig dunkel und auch recht kühl. Ein leichter Nieselregen fiel stetig auf sie herab, es war ungemütlich. Charlie nahm ihre Augenklapp e ab (hier brauchte sie diese nicht) und wies Tora und Kunar an im Wald zu warten, während sie bei einem kleineren Landhaus klopfte und fragte, ob sie mal telefonieren könnte.
Sie stellte sich auch hier als Charlie und nicht als Charlotta vor. Mit klopfendem Herzen wartete sie einige Signale ab, bevor Jonas den Hörer abnahm.
Er war sehr aufgeregt gewesen. Sagte, dass er sich große Sorgen gemacht hatte und dass die Polizei sich bei ihm gemeldet hätte! Was hatte sie nun schon wieder ausgefressen? Sie sollte sich nicht vom Fleck rühren und auf ihn warten. Er würde sofort losfahren. Bevor sie auflegte, musste er allerdings versprechen, Charlie auf gar keinen Fall zu verraten. Sie bedankte sich bei den netten älteren Leuten, denen der Hof gehörte und sagte ihr Vater würde sie abholen kommen und sie würde gerne draußen auf ihn warten.
Al s Charlie sich wieder zu Tora und Kunar gesellte, saßen diese starr vor Schreck hinter einem dicken Baum.
»Da war ein großes lautes... Etwas!«, sagte Tora mit zitternder Stimme. Charlie sah sie fragend an. Ein Elch vielleicht? Kunar fuchtelte mit den Armen und beschrieb damit etwas Eckiges.
»Ein großer Wagen mit hellen Lichtern! Er ist einfach vorbeigerollt! Und er wurde von nichts gezogen! Eine Art Kutsche!«, stieß er hervor. Charlie lachte schallend auf. Als sie sich langsam wieder beruhigt hatte, erklärte sie den beiden ängstlich dreinschauenden Geschwistern, was ein Auto war.
»Es fährt ohne gezogen oder geschoben zu werden?«, fragte Kunar ehrfürchtig und nicht ganz ohne Skepsis.
»Ja«, erklärte Charlie. »Es hat einen Motor . Es fährt mit Benzin. Jonas kann es dir genau erklären. Er versteht was davon. Er kommt uns gleich abholen. Mit einem Auto!«, fügte sie amüsiert hinzu.
Das war schon lustig. Hier auf der Erde kannte sie sich aus und Tora und Kunar waren diejenigen, die gar nichts verstanden. Genau wie Charlie selbst noch vor wenigen Monaten in Vanaheim. Und auch heute noch teilweise, fügte sie gedanklich hinzu. Das konnte ja heiter werden!
Eine halbe Stunde später raste ein mattschwarz übergejauchter Suzuki-Jeep auf dem Schotterweg heran! Mit quietschenden Bremsen zog das 4-Wheel-Fahrzeug eine tiefe Bremsspur in den steinigen Weg und hielt direkt neben Charlie an, die aus dem Wald heraus gelaufen kam.
»Jonas! Schön dich wieder zu sehen!« Sie warf sich dem bärtigen Mann um den Hals und zischte ihm ins Ohr:
»Jonas! Ich bin ein Junge, Charlie, verrate mich nicht! Bitte! Ich bin ein Junge!« Jonas hielt die schmale Gestalt fest in den Armen.
»Und ich wollte gerade fragen, wo deine schönen langen Haare geblieben sind«, raunte er ihr ins Ohr. »Wo sind denn die Leute bei denen du warst? Mein Junge!«, sagte er betont laut. Charlie schüttelte den Kopf.
»Nein, die nicht! Die sind im Haus! Kunar! Tora? Ihr könnt rauskommen! Das hier ist mein Freund Jonas!«
Jonas war ein großer, kräftiger Mann mit treuen, braunen Bernhardineraugen, einer Knubbelnase und einem nicht ganz unbeträchtlichen Bierbauch! Er hatte eine Glatze, aber dafür einen langen rotbraunen Bart, den er heute zu einem Zopf geflochten trug. An seinen kräftigen Armen wunden sich Schlangen und einige Drachen spien furchterregend Feuer. Jonas trug eine Jeans, ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift „Falsch trainiert!“ und darüber eine abgetragene Lederweste. Seine riesigen Füße steckten in durchgelaufenen braunen Lederstiefeln.
Kunar und Tora kamen langsam und unsicher auf diesen seltsamen Mann zu, der Charlie in einem festen Schwitzkastengriff hatte und ihr die kurzen Haare durchwühlte. Jonas buschige Augenbrauen flogen hoch in seine Stirn und landeten fast in seiner Glatze. Er war so verdutzt über ihr Auftauchen, dass er vergaß Charlie loszulassen.
»Und wer bitte sind die beiden dort? Noch mehr Ausreißer? Und was habt ihr überhaupt an! Ist hier Kostümfest, oder was?« Kunar und Tora sahen an sich
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