Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
sagte er dann ruhig wie immer. »Lodur ist einer von Odens Bärsärkern.«
»Diese Nidhöggs?«, fragte Charlie. »Alle redet ihr immer von einer Schattenwelt. Was genau ist damit gemeint? Ich habe einige Nidhöggs gesehen. Nicht sehr angenehme Wesen!« Biarn lächelte.
»Wohl wahr!«, sagte er. »Nein, nicht sehr angenehm. Die Schattenwelt Nifelheim befindet sich laut Überlieferung zwischen den Welten.«
»Wie, zwischen den Welten? Im Nebel?« Biarn nickte.
»Ja, im Nebel. Die Welt zwischen zum Beispiel deiner Erde und unserer Welt hier.« Das Universum, dachte Charlie. Das All!
»Und da sollen die Nidhöggs herkommen?« Charlie sah zweifelnd aus. Da gab es d och gar nichts, oder? Hat man doch so in der Schule gelernt. Aber wer wusste das schon so genau. Es ga b auch plötzlich Fabeltiere!
»Das heißt also, dass Nidhöggs aus der Schattenwelt kommen. Wie sind sie hierher gelangt?«
»Sie kamen durch den Nebel, als Begleiter.«
»Begleiter? Was ist damit gemeint?« Biarn zuckte mit den Schultern.
»Ich weiß es nicht genau. Vielleicht begleiteten sie andere aus Nifelheim?«
Charlie dachte an den Drachen, der kurz nach ihrer Ankunft in Vanaheim aufgetaucht war. Die Fliege, die zum Drachen wurde. Sie schnaubte sarkastisch.
»Was ist mit Drachen? Mit Lindwürmern meine ich?« Biarn sah sie fragend an.
»Das hast du doch schon einmal gefragt. Drachen zählen zu den Urwesen Vanaheims. Sie waren schon lange vor uns hier!« Charlie zögerte.
»Also gut«, sagte Biarn. »Ich denke, jetzt bist du mir mindestens eine Antwort schuldig. Weshalb bist du so an Lindwürmern interessiert?«
»Ja«, sagte Charlie nachdenklich. »Ich glaube ich bin dir eine Erklärung schuldig.«
In kurzen Zügen gab Charlie ihr Erlebnis mit dem dicken Drachen wieder. Sie erzählte auch von ihrem begründeten Verdacht, dass er sich von einer Fliege in einen Drachen verwandelt hatte. Biarn hörte ihr aufmerksam zu. Er schien erstaunt.
»Und du meinst wirklich, die Fliege hat sich in einen Drachen verwandelt?« Skeptisch starrte er Charlie an.
»Ja, Kunar ist sich ganz sicher.« Kunar nickte zustimmend.
»I ch habe es mit eigenen Augen gesehen!«
»Die einzige andere Erklärung wäre, dass der Drache aus Nifelheim kam«, sagte Charlie.
Kunar schüttelte den Kopf.
»Nein!«, sagte er. »Ich bin mir hundertprozentig sicher!«
»Lindwürmer in Nifelheim?« Für Biarn klang sowohl die eine, als auch die andere Erklärung unglaubhaft. »Wie auch immer«, sagte er nach einer Weile. »Seit Tausenden von Jahren fliegt zum ersten Mal wieder ein Lindwurm durch Vanaheim! Das wird Oden nicht gefallen. Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass die richtigen Menschen vor Oden mit ihm Kontakt aufnehmen... Ein Lindwurm...«, murmelte Biarn.
»Das könnte eine entscheidende Wendung für Vanaheim und Godheims Schicksal bedeuten«, sagte er leise vor sich hin. »Ein Lindwurm... Was für eine Gelegenheit! Klug, weise...«
Biarn verabschiedete sich hastig und zerstreut. Er schien es äußerst eilig zu haben.
13. Visionen – Nornen der Zeit
Es war der Tag des Opferfestes Alvablotet. Es war fast Ende des Monats Blot und Alvablotet wurde in diesem Monat immer am Vollmondtag des Vanaheimmondes gefeiert. Doch heute war in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnlicher Tag. Heute war auch der zweite Mond des Planeten voll, der Godheim Mond, der sechs volle Vanaheimmonde verstreichen ließ, bevor er selbst als große hellgelbe Scheibe am Himmel stand. Nur alle sechs Monate gab es eine Doppelvollmondnacht und das würde heute der Fall sein, immer am Alvablotet.
Ganz Vanaheim war auf den Beinen. Charlie konnte von ihrem Versteck aus den breiten Weg sehen, der quer durch das Neue Land führte. Menschen in allen Größen zogen an ihr vorbei - ob arm oder reich, ob zu Fuß, in Karren oder von Einhörnern gezogen. Offensichtlich sollte das große Fest in einem der neuen Dörfer nordwest lich von Gymers-Berg stattfinden, in Neu Bragesholm.
Charlie war wieder einmal sehr früh aufgestanden. Der Winteranfang stand kurz bevor und es wurde zusehends kühler. Die große Hitze war vorüber und nachts wurde es zum Teil schon un behaglich frisch. Obwohl Gymers-Berg und auch Gymers See noch viel der großen Hitze gespeichert hatten, konnte nichts darüber hinwegtäuschen, dass es bald kalt werden würde. Jeden Morgen in der letzten Woche, hatte Charlie in den Morgenstunden nach Nebel Ausschau gehalten. Noch blieb ihnen Zeit, aber Nebel war hier so selten, dass Charlie
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