Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
hierher gekommen? Was hatte sie erwartet? Die Erleuchtung? Sie seufzte.
Einer plötzlichen Eingebung folgend, beugte sie sich vor und berührte den Stein. Eine unendliche Kraft durchströmte sie , und es war, als würde sie durch die Zeit gezogen werden! Ihr Amulett - der weiße Stein auf ihrer Brust - wurde heiß und ein roter Schimmer schien sie einzuhüllen!
Eine alte Frau mit langen , weißen Haaren lächelte ihr zu und wandte sich dem Runenstein zu. Drei Sonnen standen hoch über den Hügelgräbern und ließen ihr weißes Haar silberglänzend erscheinen. Plötzlich verwandelte sich die alte Frau direkt vor Soras Augen zu einer jungen, wunderschönen Frau mit bodenlangem, goldenem Haar! Sie lachte glücklich und schwenkte einen Korb mit vielen kleinen Wildäpfeln.
Plötzlich änderte sich die Szene. Sie waren an einem anderen Ort und in einer anderen Welt, stellte Sora überrascht fest. Es war sonnig und Dutzende von seltsamen Tieren zogen vorbei. Eine Art Hirsch mit dichtem weiß-grauem Fell. Rentiere, doch Sora kannte diesen Namen nicht. Es gab nur eine Sonne. Plötzlich zog Nebel auf. Eine dichte Nebelwand türmte sich direkt vor der jungen schönen Frau auf. Neugierig und voller Erwartung trat sie in den Nebel. Es war , als würde Sora ihr folgen. Ihr Amulett ruhte warm auf ihrer Brust. Wenige Schritte später befanden sie sich an einem vollkommen anderen Ort.
Es war Nacht. Zwei Monde erleuchteten den dunklen Wald, indem sie sich nun befanden , und tauchten ihn in ein fahles graues Licht. Obwohl Sora sich nicht erklären konnte wieso, war sie sich sicher, dass dies noch eine weitere neue Welt war. Eine dritte Welt , weit fort von Euripides und dem Ort mit den hirschähnlichen Tierherden. Und da war noch etwas. Diese dritte Welt schien ihr vertraut. Als ob sie schon einmal dort gewesen wäre. Der Anblick der zwei Monde - der eine fast voll, der andere als riesige helle Sichel am Horizont - gab ihr das Gefühl von Heimat.
Plötzlich war es taghell! Winzig kleine, schrumpelige Wesen mit spitzen Ohren überreichten der jungen Frau einen federbesetzten Kopfschmuck. Sie bedankte sich höflich und streifte ihn auf Anweisung der kleinen Wesen über den Kopf. Wie gelähmt und sprachlos sah Sora, wie sich die junge Frau innerhalb von Sekunden in einen großen Vogel mit rotbraunem Federkleid verwandelte! Und ehe sie sich versah, schwang sie sich samt dem Vogel in die Lüfte. Es war, als würde sie hinterher schweben, als stiller Beobachter. Sie flogen hoch und immer höher. Der Vogel machte ein paar fröhliche, kunstvolle Flugmanöver und segelte dann weit über das Land.
Es war überwältigend schön! Dichte Wälder mit seltsam fremden und doch so bekannten Bäumen, weite Ebenen und Berge zogen unter ihnen vorbei. Sie sahen Herden von Pegasus über riesige Felder galoppieren. Einige Kentauren hoben die Köpfe und sahen dem großen Vogel nach, wie er weiter und immer weiter über das Land flog. Sora sah andere Vögel. Riesige Vögel, die den Rotbraunen winzig klein erscheinen ließen. Sie sah weitere Fabeltiere, wie große Herden von Hippogriffen, sowie Einhörner und sogar einige Drachen. Es war wie ein unglaublicher, aber sehr schöner Traum! Und plötzlich war er zu Ende! Die junge, schöne Frau mit den langen , goldenen Haaren und dem Korb mit Äpfeln stand wieder vor ihr an Rheas Grabstein. Sie verwandelte sich vor Soras Augen zurück in die freundliche alte Frau, die ihr schelmisch zuzwinkerte. Sie machte eine alles umfassende Handbewegung und Nebel stieg auf. Dann nahm sie Sora an die Hand und ging mit ihr in den Nebel...
Genauso plötzlich wie alles begonnen hatte, hörte es auch wieder auf. Sora stand im strömenden Regen auf Rheas Grab und berührte mit ihrer rechten Hand den Runenstein. Sie war zurück, nur der rötliche Schimmer war noch da. Sie zog ihre Hand an sich und wandte sich verwirrt an Archimedes. Immer noch erfüllt von der gerade erlebten Reise, dauerte es eine Weile, bis sie an Archimedes weit geöffneten Augen und halb offenem Mund erkannte, dass etwas nicht stimmte.
Sie folgte seinem starren Blick und sah gerade noch, wie eine blutrote Inschrift über dem alten Orakeltext langsam verblasste und dann im Stein verschwand, als hätte er die Schrift in sich aufgesaugt! Mit der Inschrift verschwand auch der rote Schimmer, der sie immer noch umgeben hatte. Nun verstand sie. Das rote Leuchten war von diesen Runen ausgegangen, die nun wieder verschwunden waren. Nichts, aber auch rein gar nicht
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