Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
Schlaf war. Irgendwie vermochte dein Stein dich in einen langen Schlaf zu versetzen, vermutlich um dich am Sterben zu hindern.« Sora verzog das Gesicht.
»Außer einer stetigen gleichbleibenden Energie, den Runen Lagaz und Ansuz sowie einigen undefinierbaren Linien, konnte man an dem Stein nichts Außergewöhnliches entdecken«, fuhr Archimedes fort.
»Es gibt auch keine plausible Erklärung für deine Behauptung, dass der Stein dich von jeher gewärmt oder gekühlt hat.« Behauptung?, dachte Sora. Das war Tatsache! Aber sie unterbrach Archimedes nicht. Offensichtlich war er dabei eine klare wissenschaftliche Linie zu erschaffen. Wer wusste, wozu dies gut war. Vielleicht hatten sie etwas übersehen?
»Der Stein kühlt oder wärmt niemanden anderen außer dich. Entweder du bildest dir das Ganze nur ein, oder du und der Stein gehören irgendwie zusammen. Eine Art Symbiose vielleicht? Bis gestern Nachmittag gab es, seit deinem Erwachen bei uns, keine besonderen Vorkommnisse.« Er formulierte diese letzte Aussage so, dass sie auch als Frage hätte gelten können und sah Sora forschend an. Sie schüttelte den Kopf. Archimedes nickte und fuhr fort.
»Gestern Nachmittag wird der Stein plötzlich aus unerfindlichen Gründen heiß…« Sora nickte wieder.
»…und du beginnst seltsame Dinge zu sehen. Visionen, Erinnerungen, was auch immer. Heute berührst du Rheas Grabstein und plötzlich erscheint dort, wo niemand jemals irgendetwas gesehen, gemessen oder erwartet hat, eine weitere Runenzeile, die noch dazu genau das fehlende Glied der Rhea Legende ist.« Sora atmete tief durch.
So wie Archimedes dies alles zusammenfasste, klang es noch seltsamer und unglaubwürdiger, als Sora es ohnehin schon empfand.
»Und du siehst Idun«, fuhr Archimedes fort. »Die Idun, die laut Rheas Orakel den zweifelnden Reisenden überzeugen soll und ihm den rechten Weg weisen wird. Wohin auch immer«, schloss er. Sora nickte langsam. Sie war nachdenklich geworden. Wenn vor ihr niemand eine ähnliche Erfahrung gemacht hatte, warum dann sie? Hatte Archimedes recht? Gab es zwischen ihr und Rhea, oder ihretwegen auch zwischen ihr und Idun, einen Zusammenhang? Sie war nicht Idun. Da war sie sich sicher. Diese junge Frau aus ihrer Vision war ihr eindeutig fremd. Die Dinge die sie gesehen hatte, allerdings keineswegs. Der Unterschied war mehr als eindeutig. Sie fühlte es. Aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, diesen Ort zu kennen. Idun hatte nichts weiter getan, als alle die Dinge, die ihr vorher bruchstückhaft in ihren Tagträumen erschienen waren, in ihr Bewusstsein zurückzuholen. Sie kannte all diese Dinge, da war sie sich sicher. Aber wieso? Wie konnte das sein? Plötzlich begann sie wieder zu zweifeln. Bildete sie sich bloß ein, dass sie diesen Ort und diese Lebewesen kannte? Spielte ihr Gehirn ihr einen Streich? Waren es doch nur Halluzinationen? Sie musste krank sein, unwillkürlich griff sie sich mit der Hand an die Stirn. Angenehm kühl. Kein Fieber.
»Wir haben nie genau gewusst, was es mit Rheas Orakel auf sich hatte, oder ob es überhaupt einen tieferen oder einen realen Sinn und Hintergrund gibt. Das Orakel ist gut untersucht und es gibt viele Versuche der Deutung, die ohne richtige Fragestellung allesamt reinste Spekulation waren.« Er atmete tief durch. »Ich denke wir sollten uns genauer ansehen, wie die richtige Frage das Orakel erscheinen lässt.« Sora nickte zustimmend. Irgendwo mussten sie ja anfangen , und die geheime Überschrift auf Rheas Grabstein schien ihr dazu mehr als geeignet.
»Also, die Frage lautet: Wie lassen sich die Tore zwischen den Welten wieder öffnen?«, sagte Archimedes. Sora runzelte die Stirn.
»Setzt solch eine Frage nicht einiges voraus? Ich meine, wenn man fragt, wie sich Tore öffnen lassen, muss es Tore geben, oder?«, verdeutlichte sie ihre Ansicht. Archimedes nickte.
»Ja. Und nicht nur das. Es heißt: wie sie sich wieder öffnen lassen. Das setzt nicht nur voraus, dass es Tore gibt, sondern auch, dass sie zu Rheas Zeit , und wahrscheinlich auch heute noch , geschlossen waren und sind.«
»Und es setzt voraus, dass sie sich wieder öffnen lassen«, fügte Sora hinzu.
»Richtig«, antwortete Archimedes, der nun ganz in seinem Element war und sich aufgeregt vorbeugte. »Und außerdem setzt es vermutlich voraus, dass der Fragesteller, also Rhea, wusste, wie man die Tore zuvor öffnete, sonst kann sie ja nicht gewusst oder festgestellt haben, dass sie nun verschlossen sind!« Man sah
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