Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
Mund, um zu protestieren.
»He!«, begann sie, aber Biarn schnitt ihr das Wort ab.
»Sphinx sind ausgesprochen gefährliche Kreaturen«, er sah die beiden süßen Riesenkätzchen skeptisch an.
»Sie leben ausschließlich in einem abgelegenen Teil Godheims und pflegen keinen Kontakt zu Menschen oder Magiern. Sie sind sehr intelligent und verständigen sich durch Telepatie. Jedes Lebewesen, das je versucht hat, sie zu beeinflussen, hat es mit seinem Leben bezahlt!« Biarn sah einen nach dem anderen eindringlich an. Sie hörten ihm schweigend zu, während Dag und Natt sich selig an Toras Beine schmiegten und wohlig schnurrten. Biarn runzelte bei ihrem Anblick die Stirn.
»Wie dem auch sei«, fuhr er etwas verwirrt fort. »Das Schlimmste was man machen kann, ist einer Sphinx Mutter die Jungen wegzunehmen. Die Rache der gesamten Sippe verfolgt alle, die auch nur im Entferntesten, damit zu schaffen haben, bis in den Tod!« Dag schmiss sich auf den Boden vor Toras Füße und machte ein Kullerchen.
Eine Weile sagte keiner ein Wort. Charlie räusperte sich leise und sah den Kätzchen zu, die nun alles dafür taten, Ziehmutter Toras Aufmerksamkeit zu ergattern.
»Und du bist dir sicher, dass das da Sphinx sind?«, fragte Charlie zweifelnd. Dag hatte Toras Rockzipfel ergattert und fing an zu treteln. Endlich beugte sich Tora herab und kraulte den beiden den vertrauensvoll zugewandten Bauch. Biarn hob seine Augenbraue und schüttelte bei dem friedlichen Anblick seufzend den Kopf.
»Ja«, sagte er. »Ganz sicher! Es sind Sphinxjunge.«
»Man sagt Katzen auf der Erde auch eine Art sechsten Sinn nach«, überlegte Charlie laut. »Allerdings sind Hauskatzen völlig ungefährlich. Die beiden stammen hundertprozentig von der Erde! Schon seltsam«, sagte sie leise. »Es ist jetzt schon das zweite Tier, das von der Erde hierher gekommen ist und sich verändert hat. Erst die dicke Fliege, die zum Drachen wurde und jetzt die Kätzchen, die hier zu Sphinx geworden sind! Was ist eigentlich aus unserem Drachen geworden?« Biarn sah nachdenklich aus.
»Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Er ist spurlos verschwunden. Obwohl einige wenige ab und an behaupten, ihn gesehen zu haben, ist dies niemals von sicheren Quellen bestätigt worden.« Er runzelte die Stirn. »Alles verändert sich aber nicht«, sagte er dann. Charlie sah ihn fragend an.
»Menschen verändern sich offensichtlich nicht«, erklärte er. »Weder du noch Hanna habt euch verändert, oder irre ich mich?« Charlie schüttelte den Kopf. Nein, hatten sie nicht. Und auch Kunar und Tora waren sie selbst geblieben.
»Vielleicht verändern sich nur Tiere«, überlegte Charlie. Biarn betrachtete die kleinen Sphinx, die sich laut schnurrend von Tora kraulen ließen. Er zuckte mit den Schultern.
»Möglich«, sagte er. »Schon möglich. Ich frage mich, ob sie sich wohl zurück verwandeln, wenn sie wieder zur Erde kommen oder ob sie so bleiben.«
Charlie erschrak! Sie, Kunar, Tora und auch Hanna waren davon ausgegangen, dass die kleinen wieder zu Hauskatzen werden würden, wenn sie sie zurückbrachten. Was , wenn nicht? Biarn war in seinen Überlegungen schon weiter.
»Falls sie sich wieder zurückverwandeln, frage ich mich, was an unserer Welt hier so besonders ist! Was bewirkt die Verwandlungen?« Sehr gute Frage, dachte Charlie. Wirklich eine gute Frage!
»Tja«, sagte sie dann. »Das werden wir ja sehen, wenn Hanna zurückkehrt.« Dann fi el ihr ein, wie sie in Storby den Nebel verstärkt hatte. Sie erzählte Biarn davon und er nickte anerkennend.
»Du lernst schnell, Charlie! Für jemanden in deinem Alter, sehr schnell«, sagte er. »Nebel zusammenzuziehen ist schon eine reife Leistung! Speziell ohne unterstützende Zeremonie.« Charlie dachte an die Nornenvision. Der alte Mann hatte aus dem Nichts eine dicke Nebelwand heraufbeschworen. Ob auch Biarn diese Kunst beherrschte? War eine Zeremonie dazu nötig? Charlie war sich sicher, dass Biarn neben seinen Ken-Fähigkeiten auch Bjarka-Kräfte und womöglich auch das Element Wasser, also Lagu beherrschte. Immerhin hatte er den Nebel vorausgesagt. Wenn ihre Vermutungen stimmten, musste er sehr mächtig sein. Noch bevor sie Biarn nach seinen Lagu-Fähigkeiten fragen konnte, erklärte er:
»Nebel zusammenzuziehen ist eine Sache. Aus Regen Nebel zu machen oder eine Nebelwand bei strahlendem Sonnenschein zu erschaffen, berührt allerdings eine ganz andere Ebene der Magie.« Er sah Charlie direkt in die Augen. Eine helle, glatte
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