Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
kugeligen Rumpf zu einem langen schmalen Körper, breitete die Flügel aus und stürzte sich Hals über Kopf über den Felsvorsprung!
Charlie und Kunar zogen hörbar die Luft ein, Hanna stieß einen erschreckten Schrei aus! Doch der kleine Vogel sackte nur einige Meter in die Tiefe, bevor er sich elegant abfing und mit ein paar überraschend kräftigen Flügelschlägen wieder an Höhe gewann! Er kreiste drei, vier Mal über dem Felsvorsprung, wobei er stetig höher und höher stieg! Seine goldenen Federn schimmerten hell und wunderschön in der Frühlingssonne! Plötzlich drehte der kleine Phönix ab und flog im Segelflug auf das kleine Wäldchen zu.
Fasziniert starrte Charlie dem perfekten kleinen Vogel hi nterher! Er brauchte keine Mama. Der Phönix war sozusagen gebrauchsfertig aus dem Ei geschlüpft! Ohne es zuvor gelernt zu haben, konnte er la ufen und nahezu perfekt fliegen. Vermutlich würde er sich auch alleine versorgen kö nnen, trotz seines Kleinformats.
»Wow!«, entfuhr es Charlie. Kunars Gesichtsausdruck spiegelte ihre eigenen Gefühle wieder, und auch Hanna sah dem kleinen Vogel fassungslos nach!
Die Stimmung war heiter, als die drei den Heimweg antraten. Das Erlebnis hatte beflügelnde Wirkung gehabt. Fast hatten sie das Gefühl, selber alles zu können. Nichts war unmöglich, alles erschien leicht und beschwingt! Egal was sie anfassen oder in Angriff nehmen würden, es würde ihnen gelingen.
Hanna hatte sich so gut wie möglich die verschmierte Farbe aus dem Gesicht gewischt, und sie trug ihre engen, hochhackigen Pumps in der rechten Hand und lief in Kunars Mokassins durch die Berge. Obwohl sie etliche Blasen an den Füßen hatte, beschwerte sie sich nicht. Ein seltsamer, fast seliger Ausdruck lag auf ihrem Gesicht.
Anfangs unterhielten sie sich lebhaft. Immer und immer wieder sprachen sie verwundert und überwältigt über die faszinierende Gattung des Vogel Phönix. Sogar Hanna vergaß, spöttisch und überheblich zu sein. Ein Vogel, der sich explosionsartig selbst verbrannte, um seine Jungen zum Schlüpfen zu bewegen! Hätten sie es nicht mit eigenen Augen gesehen…
Später liefen sie schweigend, aber mit einem herrlich erhebenden Gefühl, ihrem Zuhause entgegen. Kunar hatte einen anderen Heimweg gewählt. Sie gingen nicht direkt über den Berg, sondern machten einen Abstech er zu den Ausläufern von Gymers-Berg. Dort am Fuße zum Neuen Land wuchs ein Kraut, das Tora bestellt hatte. Sie selbst war in eine andere Richtung gelaufen, um nach Kartoffelknollen zu graben. Charlie wusste genau wonach sie suchten, fast nebenbei streiften ihre Augen über den Waldboden.
Plötzlich wurde sie von Kunar gepackt und zu Boden gerissen! Hanna, die ebenfalls in Deckung gezerrt wurde, stieß einen erschreckten Schrei aus!
»Scht! Sei still!«, zischte Kunar. »Da ist jemand!« Hanna verstummte und kauerte sich am Boden zusammen. Charlie spähte vorsichtig über den Felsen ins Neue Land.
Ein Reiter galoppierte schnell heran. Die lange, silberne Mähne seines eleganten Einhorns glitzerte hell in der Sonne. Der Reiter zügelte das Einhorn und es fiel in einen raumgreifenden Trab. Es schnaubte laut und warf mit dem Kopf, so dass seine lange wallende Silbermähne umher geworfen wurde. Der Reiter trug einen langen Umhang und die Kapuze hatte er weit ins Gesicht gezogen. Am Fuß des Berges angekommen, sprang er vom Einhorn und kraulte ihm den langen , kräftigen Hals. Der Hengst stupste seinen Herren kurz an und wandte sich dann dem saftigen , grünen Gras zu, dass Büschelweise am Rande des Waldes wuchs. Charlie konnte Hanna neben sich atmen hören.
»Wow!«, hauchte sie. »Ein Einhorn!« Ihre Augen waren groß und rund vor Überraschung und sie starrte wie gebannt auf das wundervolle Tier und seinen Reiter.
»Scht!«, zischte Kunar noch einmal.
»Biarn!«, rief Charlie plötzlich und sprang aus ihrem Versteck. Die markante Kieferpartie breitete sich zu einem Lächeln aus. Biarn hob beide Arme und streifte seine Kapuze ab. Seine langen, hellen Haare trug er im Nacken zusammengebunden. Ein Paar schrägsitzende, grüne Augen sahen direkt in Charlies. Seinem Lächeln folgte ein kurzer Augenblick des Erstaunens.
»Zu solch einer Magie sind nicht einmal Mitglieder der Raidho fähig«, sagte er dann gelassen.
»Ich nehme an, es ist ein Trick aus deiner Heimatswelt?«, vermutete Biarn und lächelte sie fragend an. Charlie nickte und grinste. Sie war froh ihn zu sehen, um nicht zu sagen glücklich.
»Ja«,
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