Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
sagte sie. »Es nennt sich Kontaktlinse. Eine kleine gefärbte Gummischeibe, die man sich ins Auge setzt! Ich zeige es dir später, wenn du willst!«
»Sehr gerne«, antwortete Biarn. »Das klingt wirklich interessant! Hallo, Kunar!« Biarn nickte ihm respektvoll zu. »Es ist mir eine Freude dich wohlauf zu sehen!« Kunar nickte ebenfalls respektvoll zurück.
»Die Freude ist ganz meinerseits«, sagte er und lachte dann über das ganze Gesicht. »Du hast dir dieses Mal Zeit gelassen! Wir sind schon mehrere Tage hier!« Biarn lachte nickend. Ein flüchtiger Blick streifte Charlie.
»Zu meinem Bedauern, hatte ich wichtige Angelegenheiten zu regeln, bevor ich hierher aufbrechen konnte! Ich hoffe du verzeihst mir!« Kunar grinste und Charlie sah Biarn interessiert an. Wichtige Angelegenheiten? Womit beschäftigte sich Biarn da eigentlich? Und hatte er tatsächlich gewusst, dass sie schon hier waren? Dieser kurze Blick... Es schien so, als hätten seine Augen aufgeblitzt, für den Bruchteil einer Sekunde nur.
»Du bleibst zum Essen, nehme ich an?«, fragte Kunar und baumelte mit der geschulterten Beute.
»Sehr gerne!«, erwiderte Biarn und so machten sie sich auf den Rückweg.
Hanna war vom ersten Augenblick an begeistert von Biarn. Sie hatte ihn während des Begrüßungsgespräches fasziniert angestarrt und suchte nun ständig seine Nähe. Nachdem Biarn von den Umständen ihres Daseins erfahren hatte, beantwortete er ihre gewollt weibliche Aufdringlichkeit mit höflichem Interesse. Hanna erzählte ihm gerade ausführlich von ihrem Erlebnis mit dem Vogel Phönix, als sie sich der Höhle näherten.
»Der arme Vogel ist direkt vor meinen Augen verbrannt! Du kannst dir vielleicht vorstellen, wie entsetzlich das war! Es war furchtbar! Und so traurig!« Sie sah mit einem mitleidsuchenden Augenaufschlag zu Biarn auf. Biarn ließ sich nicht beeindrucken. Vielleicht hatte er auch nicht bemerkt, wie Hanna dichter zu ihm aufgeschlossen war und kurz ihre Hand auf seinen Unterarm legte.
»Faszinierende Gattung, dieser Phönix«, nickte er freundlich. »Aber traurig ist es auf keinen Fall. Die Hitze, die die explosionsartige Verbrennung des Vogel Phönix erzeugt, ist eine Art Initialzündung. Sie löst den Vorgang des Schlüpfens aus und ist damit unumgänglich für das Fortleben des Bestandes.« Er sah Hanna lächelnd an. »Außerdem ermöglicht diese enorme Hitze die Herstellung der von euch Frauen so begehrten Phönixsteine!«
Da Hanna nicht wusste, wobei es sich dabei handelte, begann Biarn über die unendlichen Formmöglichkeiten beim Gießen der roten Steine, mit ihren zum Teil faszinierenden dunkelbraunen Einschlüssen, zu berichten. Es handelte sich dabei um eine Art Harz, das so widerstandskräftig war, dass normales Feuer ihm nichts anhaben konnte. Die besondere chemische Zusammensetzung des Phönixfeuers, brachte die undurchsichtigen Harzklumpen zum Schmelzen und brannten sie dann - in vom Menschen gewollte Formen - zu einem durchsichtigen roten Gestein. Außerdem gab das Harz dann den Blick für dunkelbraune bis schwarze im Stein eingeschlossene Teilchen frei. Dabei konnte es sich um kleine Steinchen, Pflanzenteile, Insekten und Ähnliches handeln. Je seltener das Fundstück, desto wertvoller war der Phönixstein.
Tora stand direkt am Höhleneingang und beobachtete, wie Charlie, Kunar, Hanna und Biarn den Berg hinauf kamen. Als Biarn Tora sah, hielt er mitten in seiner Erzählung inne und ging rasch auf sie zu. Er ergriff ihre beiden Hände und sah ihr forschend in die Augen. Tora schwieg.
»Wie ist es dir ergangen, Tora?«, fragte Biarn und beobachtete sie aufmerksam. Tora schluckte. Sie schielte an Biarn vorbei zu ihrem Bruder hinüber. Kunar wartete angespannt. Seit der Nornenvision vor sechs Tagen, war Tora nicht wieder ganz sie selbst geworden. Sie war unausgeglichen, streitsüchtig und schien eine schwere Last, mit sich herumzutragen. Nur in Gegenwart der Großkätzchen entspannte sie sich und glich der Tora, die er kannte.
»Lass uns ein Stück gehen!«, befahl Biarn mit sanfter, tiefer Stimme, als er Toras Unbehagen spürte. Charlie hielt Hanna zurück, die den beiden mit entschlossener Miene folgen wollte.
»Lass mich los!«, zischte sie. Charlie schüttelte den Kopf.
»Das ist eine Sache, die nur die beiden allein klären müssen!«, sagte sie entschieden. »Halt dich daraus!« Nach dem letzten Gespräch mit Biarn war es Tora auch etwas besser ergangen, dachte Charlie und hielt Hanna energisch
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