Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
Charlie. »Ich... ich bin doch erst 13, ja gut, fast 14, aber noch so jung! Ich... ich… kann doch noch gar nichts über Magie und ich… ich weiß viel zu wenig über diese Welt und über Oden! Wie...« Sie seufzte leise. »Wie... soll ich wissen, was für mich der richtige Weg ist?« Biarn lächelte und senkte kurz den Blick.
»Dass du von allen Millionen möglichen Fragen, als erstes diese entscheidende Frage gestellt hast, Charlie, dürfte dir zeigen, welches für dich der richtige Weg ist!«
Aha…, dachte Charlie. Sie hatte doch nur eine Frage gestellt. Zugegeben, dieser Oden beschäftigte ihre Gedanken sehr. Aber noch viel mehr beschäftigten sie die Fragen, wer sie war, woher sie kam, weshalb sie zur Erde geschickt wurde, weshalb sie immer noch jede Nacht diese grünen Träume hatte und, und, und!
Dann überfiel sie ein erschreckender und zugleich erregender Gedanke. Vielleicht musste sie diesen Weg gehen, um Antworten auf alle ihre Fragen zu erhalten? Vielleicht war das so vorherbestimmt? Aber es war gefährlich! Das Orakel sagte nichts darüber aus , wie sie am Ende bestehen würde. Es antwortete lediglich auf die Frage, wie Oden besiegt werden konnte. Es sagte nichts über mögliche Verluste auf dem Weg zum Sieg… Charlie schwirrte der Kopf! Sie, Charlie, als einzige unter Tausenden! Dann fiel ihr ein, dass sie nicht als einzige solch eine Aufforderung zum Handeln erhalten hatte. Wer außer ihr hatte noch ein positives Orakel gehabt?
»Wer noch, außer mir?«, fragte Charlie leise. »Und lebt er überhaupt? Ich meine...« Biarn winkte ab.
»Ich verstehe schon, was du meinst. Der einzige außer dir, der ebenfalls mit guten Voraussetzungen rechnen kann, ist ein Raidho mit dem Namen Tor. Und ja, er lebt. Er ist aus dieser Zeit.«
»Das heißt die Zeit ist vielleicht gekommen«, flüsterte Charlie. »Die Zeit, Odens Macht zu stürzen. Vielleicht würden heute mehrere ein positives Ergebnis bekommen, wenn sie die Runen befragen. Vielleicht ist einfach nur die Zeit reif und ich bin gar nicht so etwas Besonderes...«, fuhr sie leise fort.
»Schon möglich«, sagte Biarn. »Fakt ist aber, dass es bisher nur zwei gibt. Und einer davon bist du!« Charlie schluckte und starrte vor sich auf den Boden.
»Wieso du, Charlie?«, fragte Biarn ernst. Charlie sah zu ihm auf. Sie schüttelte den Kopf.
»Ich weiß es nicht«, flüsterte Charlie.
Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Sie, die einzige die durch den Nebel gehen konnte, auch wenn nur zur Erde und nach Vanaheim und zurück; sie, die dieses seltsame Amulett besaß; sie, die hier in dieser Welt vor vielen Tausenden von Jahren geboren wurde; sie, die plötzlich magische Fähigkeiten besaß; sie, die enger mit dieser Welt verwoben zu sein schien, als es ihr lieb war, als sie es je geahnt hätte; sie, die doch noch ein Kind war! Was sollte sie schon ausrichten?
Biarns sanfte Stimme drang zu ihr durch.
»Du bist ein Teil der Geschichte unserer Welt, Charlie. Du bist der Schlüssel zur Vergangenheit, und du spielst vermutlich auch eine wichtige Rolle für die Zukunft von Vanaheim und Godheim.«
Charlie fühlte sich sichtlich unwohl in ihrer Haut. Unruhig rutschte sie auf der Seidenspinnerdecke umher, während Biarn unbeirrt fortfuhr. Er sprach mit fester, ernster Stimme und sein Gesichtsausdruck verriet Entschlossenheit und Kraft.
»Welche Rolle du spielst, Charlie, werde ich herausfinden!« Charlie starrte Biarn verblüfft an. Das war nicht das erste Mal, dass Biarn eine Art Macht demonstrierte, eine Entschlossenheit, die nicht viel Platz für Einwände ließ! Sie hatte sich an seine geheimnistuerische, zurückhaltende Art gewöhnt. Eine Art Kampfansage hatte sie trotz seiner Veränderung nicht von ihm erwartet. Aber warum eigentlich nicht? Sie wusste doch, dass sie Biarn niemals unterschätzen sollte. Wer war er? Genau wie der kleine Junge mit dem schiefen Gesicht, trug er immer noch einen alten zerschlissenen Umhang. Auch seine übrige Kleidung ließ auf eine ärmliche Herkunft schließen. Aber Biarns Haltung sagte etw as anderes. Wen hatte er kennen gelernt in den vier Jahren, die hier vergangen waren? Mit wem hatte er verkehrt? Woher wusste er so viel, und wer waren seine Kontakte, seine geheimen Quellen?
»Du wirst mir alles sagen was du weißt, Charlie! Geheimnisse für sich behalten zu können, ist eine sehr gute Eigenschaft. Aber man muss auch wissen, wann es Zeit ist, sie preiszugeben oder sie mit den richtigen Leuten zu teilen.«
Charlie
Weitere Kostenlose Bücher