Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
Theorie ist es ganz einfach.« Charlie verdrehte die Augen.
»Du hebst die Hand und streckst drei Finger deiner Wahl hoch. Probiere aus, welche für dich am Angenehmsten wirken. Mache es dir so einfach wie möglich.« Charlie versuchte einige Kombinationen und empfand Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger als angenehm.
»Sehr gut«, sagte Biarn. »Jetzt bündelst du deine Energie in diese drei Finger und rufst Thurisaz!« Charlie sah Biarn skeptisch an. Energie bündeln... Und wie?
»Fühle es, Charlie!« Sie seufzte. Das hatte sie doch schon ein paar Mal gehört. Fühlen!
»Spüre, wie die Energie sich in deiner Hand konzentriert. Halte sie fest. Das ist der erste Schritt und auch der Wichtigste. Lass die Energie nicht wie Sand zwischen deine Finger gleiten. Halte sie fest! Hast du das geschafft, wird der Rest von alleine kommen. Probiere es jetzt aus.«
Charlie hob die Hand und sagte: »Thurisaz!« Nichts. Sie fühlte absolut gar nichts!
»Wie soll ich es fühlen? Was fühlt man? Woher weiß ich, wann es funktioniert?«
»Das kann ich dir nicht sagen, Charlie. Es ist für jeden von uns anders. Erst, wenn die Energie in deine Hand fließt, wirst du es wissen.«
Na toll! Sowas liebte sie wirklich. Eine ganz exakte Anleitung! Sie hob noch einmal die Hand und versuchte all ihre Kraft, dort hineinzuschicken und sagte wieder: »Thurisaz!« Wieder nichts. Sie schnaubte und ließ die Hand sinken. Biarn lachte sie freundlich an.
»Ich sagte ja, es ist nicht ganz einfach! Du wirst es schon schaffen. Da bin ich ganz sicher!« Charlie war sich da gar nicht so sicher. Sie wusste nicht einmal, was sie fühlen sollte. Andererseits hatte sie das bei den verschiedenen Heilkräutern auch nicht gewusst, und trotzdem hatte es irgendwie funktioniert. Sie würde es versuchen.
»Nicht verzagen, Charlie«, sagte Biarn und lachte immer noch. Dann wurde er wieder ernst.
»Vertraue deiner Intuition und habe Geduld! Schlafe darüber. Lass es in Ruhe in dir reifen! Das sind die Stärken eines Lagu. Deine Stärken! Du erhältst Einsicht durch Träume, Geduld und Intuition!« Charlie sah Biarn erstaunt an. Träume?
Ein grüner Blitz schoss durch ihren Kopf! Verwirrt blinzelte sie und versuchte, sich wieder auf Biarn zu konzentrieren. Sie würde sich später mit ihren Träumen befassen. Jetzt war erst einmal ihre Intuition an der Reihe.
Sie konzentrierte sich und starrte auf ihre Hände, sie hielt drei Finger abgespreizt. Sie atmete tief durch und versuchte, all ihre Energie in ihre Hand fließen zu lassen. Plötzlich spürte sie ein leichtes Kribbeln! Erschreckt starrte sie ihre Hand an! Es war wieder weg. Ihre Konzentration war unterbrochen worden.
»Ein Kribbeln?«, fragte Charlie in den Raum hinein. Sie sah immer noch ihre Hand an.
»Möglich«, antwortete Biarn. »Aber ich bleibe dabei, wenn es soweit ist, wirst du es wissen!« Mit diesen Worten erhob sich Biarn und schritt zurück zum Höh l enausgang. Er wurde von zwei Sphinxkatzen verfolgt, die zuvor friedlich auf ihrem Lager in der Nierenhöhle geschlafen hatten.
Charlie sprang auf die Beine, denn auch sie hatte etwas gehört. Es waren Tora und Hanna, die mit einem Korb voller Pilze und Kräuter zurückkamen. Der Unterricht war also für heute beendet.
Biarn reiste früh am nächsten Morgen ab. Er versprach, sobald wie möglich wiederzukommen, um Charlie abzuholen.
18. Kunars Geheimnis
»Du willst zurück an den Ort, an dem du zum allerersten Mal hier gelandet bist? Allein?« Tora schüttelte besorgt den Kopf. »He! Ihr Beiden! Bleibt ihr wohl hier!«, rief sie plötzlich und erwischte Dag und Natt gerade noch am Höhlenausgang. Vor ein paar Tagen hatten sie zum ersten Mal die Hürde nach draußen allein bewältigt, und Tora hatte seitdem alle Hände voll zu tun.
»Bist du sicher, dass das so eine gute Idee ist?«, fragte sie, während sie die beiden Sphinx energisch vor sich her scheuchte. Natt nahm Anlauf und sprang Dag direkt in den Nacken. Beide schlugen fauchend um sich schlagend Purzelbäume und jagten sich dann gegenseitig durch die ganze Höhle. Seltsamerweise war keiner der beiden je in die Grotte mit dem riesigen , schwarzen unterirdischen See gegangen. Als ob sie die Gefahr dort spürten, hielten sie sich von Anfang an fern. Instinkt nannte Tora es stolz und betrachtete ihre Schützlinge liebevoll, wenn sie auf das Verhalten ihrer Kätzchen angesprochen wurde. Sie seufzte und sah den beiden nach.
»Ich glaube ja nicht, dass ihnen da draußen etwas passieren
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