Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
hatte Charlie Gefühle gezeigt!
Charlie wusste, dass auch die Seele krank sein konnte. Immerhin hatte man sie nach dem Tod ihrer Eltern und auch nach der Sache mit ihrem Pflegevater zu einem Psychologen geschickt. Der hatte ihr erklärt, dass Psychologen sich mit der Psyche der Menschen, also mit ihren Gefühlen befassen. Er hatte gesagt, dass gewisse Erlebnisse Menschen krank machen können und dass solche Krankheiten nicht mit Medikamenten geheilt werden können. Gegen Magenverstimmung war ein Kraut gewachsen, gegen Trauer leider nicht, hatte er gesagt.
Was , wenn doch? Was wenn sie gerade ein Kraut für eine Gefühlskrankheit gefunden hatte? Charlie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht merkte, dass sich das Gespräch am Feuer weiter entwickelt hatte.
»Und Biarn hatte dir empfohlen ein Regin zu legen?«, fragte Kunar gerade. Tora nickte.
»Das war alles? Mehr hat er nicht getan?« Tora sah erstaunt zu ihm hoch.
»Oh, doch!« Sie lächelte etwas schief. »Er hat, ... wie soll ich sagen,... Er hat mir den Schmerz genommen.« Kunar sah Tora verwirrt an.
»Er hat mir mein Gefühl genommen und nur das Wissen da gelassen. Dann hat er mir das Gefühl irgendwie häppchenweise wiedergegeben.« Charlie, Kunar und Hanna starrten Tora verständnislos an.
»Ja, wie soll ich das erklären? Es war genauso, wie ich es sage. Jedes Mal, wenn er mich sah, hat er mir ein Stück mehr von meinem Gefühl zurückgegeben. Er sagte, dass es einfacher für mich wäre , dieses schreckliche Erlebnis häppchenweise zu verdauen.« Sie schaute verlegen.
»Klingt ganz schön blöd, was?« Nein, das fand Charlie gar nicht.
»Du meinst«, fragte sie ungläubig, »Biarn hatte dich irgendwie...« Sie suchte nach den richtigen Worten »... verhext? Also mit Magie?« Tora nickte.
»Wie?«, schoss es aus Charlie hervor. Tora zuckte mit den Schultern.
»Ich habe keine Ahnung. Ich war froh, dass der Schmerz nachließ. Und dann habe ich getan, was er gesagt hat. Ich legte ein Regin.«
»Und alle deine Gefühl flossen in das Regin«, flüsterte Charlie. Tora nickte.
»Ja, so muss es wohl gewesen sein. Wahrscheinlich hat er mir das Gefühl gar nicht genommen, sondern es bloß… blockiert?«, fragte sie probehalber. Hanna nickte.
»Ja, das klingt logisch. Und dann hat er es häppchenweise freigegeben. Sozusagen in wohldosierter Form. Ist der Kerl Psychiater?« Kunar und Tora starrten Hanna nicht verstehend an. Was war ein Psychiater?
»Ja«, murmelte Charlie. Ihre Gedanken wirbelten umher. In dosierter Form. Wie in einer Therapie.
»Heißt das, dass du deshalb nach jedem Gespräch mit Biarn so merkwürdig gereizt warst?«, fragte Kunar besorgt. Er begann zu verstehen. »Weil er dir wieder ein Häppchen Gefühl zurückgegeben hatte?« Tora nickte und seufzte. Sie holte tief Luft.
»Ja«, sagte sie. »Es war nicht leicht. Und vorhin, als Charlie das Blaukraut berührte, kam der übrig gebliebene Teil zurück.« Sie sah kurz und etwas verlegen zu Charlie hinüber. »Aber ich habe es nicht allein erleben müssen. Du hast das Gefühl mit mir geteilt, Charlie.«
Charlie dachte an den überwältigenden Schock zurück, als sie das Blaukraut berührt hatte. Also doch, dachte sie selbstironisch. Geteiltes Leid ist halbes Leid, genau wie Kunar und sie es sich gedacht hatten. Mit ein wenig mehr Vorbereitung wäre es einfacher gewesen. Vielleicht hätte es sie dann nicht so umgehauen!
»Das Regin. Du sagst es lag genau dort, wo das Blaukraut jetzt wächst. Hältst du es für möglich, dass die Kraft des Regin genau die Pflanzen wachsen lässt, die zur Heilung fähig sind?«
»Wie meinst du das?«, fragte Tora interessiert.
»Arnika hilft bei Prellungen und Schwellungen. Ich kann die Wirkungsweise in Form von Energie spüren. Ich spüre gegen welche Beschwerden eine Pflanze hilft. Auch das Blaukraut hat eine Kraft. Eine ganz eigene Schwingung. Ich habe es gespürt. Kann es sein, dass ich auch hier fühle, wogegen das Kraut hilft? Sozusagen eine Medizin für Gefühlskrankheiten?« Sowohl Tora als auch Hanna und Kunar sahen Charlie zweifelnd an.
»Eine Pille für Gefühle?«, fragte Hanna skeptisch. Ein leicht spöttischer Unterton war zu hören. Dann seufzte sie schulterzuckend.
»Tja, obwohl hier ja wohl alles möglich erscheint!« Tora runzelte die Stirn.
»Du meinst, wenn ich Blaukraut zu mir nehme, geht es mir besser? Aber wie? Wie bereitet man es zu? Tee?« Charlie hatte natürlich nicht die geringste Ahnung.
»Ja, das müssten wir
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