Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
wohl ausprobieren.« Sie zuckte mit den Schultern. »Blaukraut ist ja ungiftig. Es kann zumindest nicht schaden.«
Die nächsten Tage verbrachten Tora und Charlie damit, das Blaukraut auf verschiedene Art und Weise zuzubereiten. Das heißt, eigentlich experimentierten sie bloß mit den Blüten, denn nach ein paar Versuchen war sich Charlie ganz sicher, dass nur die kleinen, blaulila Blüten Kräfte enthielten.
Die vier hatten am Vorabend noch lange zusammen am Feuer gesessen und geredet. Irgendwann waren sie dann erschöpft in ihr Nachtlager gekrochen. Tora und Kunars Geschichte hatte ihre Spuren hinterlassen. Charlie fühlte sich förmlich ausgelaugt. Trotzdem hatte sie es kaum erwarten können, die Wirkung des Blaukrautes zu erforschen. Ein Kraut gegen... Ja, gegen was eigentlich?
Tora hatte einen Schock erlitten, als sie die schrecklichen Szenen in der Nornenvision gesehen hatte. Es war ein traumatisches Erlebnis gewesen. War das Blaukraut eine Medizin gegen Gefühle bei Schock und Traumata? Konnte es so etwas geben? Eine Energie die half einen Schock zu verarbeiten?
Tora und Charlie probierten die Blüten als erstes als Tee. Da der nicht half, kochten sie die Blüten aus und Tora bekam den Sud zu trinken. Auch das gab nicht den gewünschten Effekt. Schließlich aß Tora die ungiftigen Blüten roh, was lediglich bewirkte, dass Toras Gesicht sich angeekelt verzog. Charlie grinste.
»Medizin muss eklig sein, sonst hilft sie nicht. Das hat Maria aus dem Heim immer gesagt.« Tora schluckte den Blütenbrei in ihrem Mund angewidert hinunter.
»Wenn das auch nicht hilft, gebe ich auf! Dann hast du dich geirrt und es gibt keine Gefühlsmedizin! Wir verwenden die Blüten stattdessen als Dekoration. Sie mal! Sieht doch hübsch aus!«
Tora hatte recht. Es war wirklich sehr hübsch. In der kleinen Holzschüssel mit Wasser schwammen unzählige, kleinste blaulila Blüten umher. Die Sommersonne brachte das Wasser zwischen den Blüten zum Glitzern und ließ die Farben der Blüten noch kräftiger erscheinen. Gedankenverloren sah Charlie auf die dekorative Blütenschale. Ihre Mutter Lena hatte oft Rosenblüten zwischen Wasserkerzen schwimmen lassen. Während Per sich liebevoll über die romantische Seite seiner Frau lustig machte, hatte Charlie ihrer Mutter beigestanden. Sie fand die Tischdekoration sehr hübsch.
Es war Zeit für das Mittagessen. Tora und Charlie ließen die Blaukrautblüten in ihrem Sonnenbad stehen und widmeten sich den überlebenswichtigen Tätigkeiten des Tages.
Kunar und Hanna waren jagen gewesen. (Ja, gemeinsam!) Kunar hatte Hanna allerdings auf Wunsch an einem Abhang mit himbeerähnlichen Büschen zurückgelassen und sie später wieder abgeholt. Hanna hatte eine beträchtliche Menge Beeren gepflückt, die wirklich sehr gut zu dem erlegten Kaninchen passten.
Sie saßen gemütlich beisammen und genossen die Ruhe nach dem üppigen Mahl. Zufrieden lehnte Charlie sich zurück, obwohl sie das Gefühl hatte, dass irgendetwas fehlte. Sie hatte den Gedanken nicht einmal zu Ende geführt, als Kunar sich plötzlich kerzengerade aufsetzte.
»Wo sind die Sphinx?« In den nächsten Minuten herrschte helle Aufregung. Sie suchten jeden Winkel der Höhle ab, riefen nach Dag und Natt und sahen sogar unruhig in die Dunkelheit des schwarzen Sees in der hinteren Grotte. Nichts! Letztlich konnten sie nicht umhin, sich einzugestehen, dass die beiden Sphinx-Katzen die Höhle verlassen haben mussten. Sie waren jetzt irgendwo da draußen auf Gymers - Berg. Allein und unbeaufsichtigt.
Tora und Charlie machten sich große Vorwürfe, denn sie waren so in ihre Experimente vertieft gewesen, dass ihnen gar nicht aufgefallen war, dass die beiden Kätzchen verschwunden waren. Obwohl Tora und Charlie den ganzen Nachmittag und Abend suchten, fanden sie die Katzen nicht. Niedergeschlagen kehrten sie kurz vor Einbruch der Dunkelheit zurück zur Höhle.
Kunar machte sich große Sorgen. Was , wenn jemand die Sphinx entdeckte? Was wenn sie nicht wiederkamen und sie nicht zurück zur Erde geschickt werden konnten? Die Zeit wurde sowieso schon knapp. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die beiden Kätzchen telepathische Fähigkeiten entwickeln würden. Falls sie das denn als Erden-Sphinx überhaupt konnten. Aber das Risiko es auszuprobieren, war zu groß. Charlie hatte keine Lust, die Rache einer ganzen Sphinx-Sippe auf sich zu ziehen! Dass sie offensichtlich von Oden gesucht wurde, reichte ihr vollkommen.
Schweigend standen die
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