Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
in Richtung Nachtlager verschwanden. Alle atmeten erleichtert auf.
»So kann das nicht weitergehen«, begann Kunar endlich. Hanna nickte und auch Charlie neigte dazu, Kunar recht zu geben. Die Situation war nicht gerade ungefährlich gewesen. Ganz zu schweigen davon, dass die beiden Sphinx auf ihrer Jagd vielleicht gesehen worden waren!
»Sie sind gefährlich, Tora!« Tora schüttelte den Kopf.
»Nein, sind sie nicht. Sie sind in den Flegeljahren und brauchen feste Richtlinien. Es wird nicht wieder vorkommen. Sie haben gerade gelernt, was Teilen heißt. Sie sind intelligent genug, das zu verstehen.«
Kunar und Hanna sahen sie zweifelnd an. Charlie horchte auf. Es wird nicht wieder vorkommen? Woher wusste Tora das so genau? Sie schien sich ihrer Sache äußerst sicher zu sein. Zugegeben, Tora hatte gute Erziehung geleistet. Die Sphinx gehorchten ihr aufs Wort. Keiner der anderen vermochte die beiden Wildkatzen so zu kontrollieren wie Tora. Vielleicht fühlte sie es einfach. Tora vertraute offensichtlich ihrer Intuition, wenn es um die Erziehung der Katzen ging. Und sie hatte bisher großen Erfolg damit gehabt. Charlie selbst wusste, wie viel Intuition bewirken konnte. Oder aber - Charlie sah Tora intensiv an - oder aber, Tora kommunizierte mit ihnen.
»Ich glaube, wir sollten den beiden noch eine Chance geben«, hörte sich Charlie plötzlich selbst sagen. Alle Augenpaare waren auf sie gerichtet. Sie zuckte mit den Schultern und blies sich eine schwarze Locke aus der Stirn.
»Sie lernen schnell, dass hat Tora oft genug bewiesen. Und was das Wichtigste ist, sie haben sich ihrem Willen gefügt und gehorcht.« Kunar wirkte mutwillig.
»Ja«, sagte er dann grimmig. »Sie haben ihr gehorcht. Ich bin mir keineswegs sicher, ob sie einem von uns gehorcht hätten.« Hanna nickte.
»Ich glaube, Kunar hat recht«, sagte Charlie. »Aber sie haben ihr gehorcht. Ich weiß nicht warum, aber ich habe das Gefühl, dass Tora auf jeden Fall die Kontrolle hat. Noch«, fügte sie dann hinzu. Toras Augen blitzten auf.
»Wenn ich sie nicht mehr habe, werde ich euch rechtzeitig warnen«, sagte sie bissig und mit einem ironischen Unterton. Charlie zog eine Grimasse.
»Also wir haben eigentlich nicht viele Möglichkeiten, falls wir nicht vorhaben die beiden zu töten, was ich persönlich auf keinen Fall unterstützen würde. Daher bleibt uns bloß noch eine Option: Vertrauen!« Dankbar sah Tora zu Charlie hinüber.
»Ich verspreche dir, dein Vertrauen wird nicht enttäuscht werden. Die beiden haben gerade eine wichtige Lektion gelernt. Ich weiß es!«, fügte sie eindringlich hinzu. Charlie nickte und sah zu Kunar hinüber. Er seufzte und gab mit einem kurzen Nicken sein Okay. Auch Hanna war einverstanden.
Nur kurze Zeit später nahm Charlie Tora zur Seite. Aus zweierlei Gründen.
»Komm, Tora«, sagte Charlie im Gesprächston. »Ich muss dir etwas zeigen.« Sie schnappte sich die Schale mit dem kümmerlichen Rest des Blumenwassers und zog sich mit Tora in die Vorratskammer zwischen getrockneten Kräutern, Gewürzen und Beeren zurück. Tora stand Charlie stumm gegenüber.
»Seit wann?«, fragte Charlie einfach nur. Tora sah sie eine Weile schweigend an. Dann entschied sie sich offensichtlich für die Wahrheit.
»Schon seit einiger Zeit«, flüsterte sie und warf einen raschen Kontrollblick zur Tür. Charlie nickte nachdenklich.
»Und du bist dir der Gefahr bewusst? Was, wenn die beiden die Sphinx in Godheim verständigen?« Tora schüttelte nachdenklich den Kopf.
»Nein, so weit sind sie noch nicht.« Charlie hob eine skeptische Augenbraue. Tora seufzte.
»Sicher kann ich natürlich nicht sein. Aber ich habe mit ihnen darüber gesprochen. Die beiden wissen, dass es da draußen weitere ihrer Art gibt und irgendwann werden sie sich auf die Suche nach ihnen begeben.« Sie zuckte mit den Schultern, während Charlie schweigend zuhörte.
»Noch sind sie allerdings nicht so weit. Sie müssen sich erst selbst versorgen können.« Charlie hob beide Augenbrauen.
»Ja, ich weiß«, sagte Tora. »Sie haben heute den ersten Schritt in diese Richtung getan. Aber sie werden uns nicht verraten. Wir sind ihre Familie! Sie würden doch nicht ihre Familie verraten, oder?« Tora sah Charlie flehend an. Ganz so sicher war sie sich offensichtlich doch nicht. Aber wie Charlie nur kurze Zeit vorher so treffend gesagt hatte: Hatten sie eine Wahl? Wenn es nach Kunar und vermutlich auch Biarn ging, dann ja. Die Wahl, sie zu töten! Aber für Charlie
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