Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)

Wirklichkeit heißen magst. Wir wussten nicht, ob die Fähigkeit durch den Nebel zu gehen womöglich mit der Zeit verloren ging. Wir wussten und wissen nicht, weshalb die Tore zu den Welten versperrt sind und warum seit Tausenden von Jahren niemand mehr durch den Nebel zu anderen Welten gereist ist. Ich hatte gehofft, das du mir irgendwann von alleine mehr erzählen würdest.« Charlie starrte Biarn verwirrt an.
    »Wer sind wir?«, fragte sie schließlich, um irgendwo zu beginnen. Biarn führte Skinfaxe an den Wegesrand und ließ ihn grasen. Charlie folgte seinem Beispiel.
    »Wir Magier aus Vanaheim und Godheim. Oden sucht dich. Aus irgendeinem Grund weiß er , wann du den Nebel passierst. Ich vermute, dass es damit zusammenhängt, dass er womöglich so ist wie du.« Biarn sah Charlie prüfend an.
    »Du weißt, was die Menschen sich erzählen, Charlie? Man vermutet, dass Oden bereits seit Jahrtausenden lebt.« Charlie nickte. Ja, davon hatten Kunar und Tora erzählt. Einige glaubten er lebe schon ewig, andere gingen davon aus, dass er sein Reich an seine Söhne weitergab und diese alle Oden taufte. Und Biarn glaubte tatsächlich an die erste Variante? Wie sollte denn jemand mehrere T ausend Jahre alt werden?
    »Du meinst, er könnte tatsächlich aus meiner Zeit stammen?«, fragte sie schließlich. Wie das klang. Aus ihrer Zeit...
    »Ich habe also recht mit meiner Annahme, dass der Stein der Schlüssel zur Erde ist?« Biarns Frage kam eher eine Aussage gleich. Charlie fühlte sich überrumpelt. Biarn hatte also gar nicht sofort gewusst, was das Amulett konnte! Er hatte seine Vermutung als Tatsache dargestellt und Charlie war darauf reingefallen. Nun gut, was soll`s, dachte sie und zuckte mit den Schultern. Leicht grimmig nickte sie kurz zur Bestätigung. Hatte sie sich nicht vorgenommen, vorsichtiger zu sein? Aber nun war es zu spät. Nun war der Zeitpunkt gekommen, Biarn entweder zu vertrauen, oder... Ja, was blieb ihr eigentlich anderes übrig? Sie war hier ganz allein, sechs Reitstunden von der sicheren Höhle und unendlich weit von der wirklich sicheren Erde entfernt. Nebel war in nächster Zeit wohl nicht zu erwarten, denn die Sonne schien trotz der späteren Stunde heiß auf sie herab.
    »Ja«, antwortete Charlie endlich. Biarn nickte einfach. Er hatte die Antwort bereits geahnt.
    »Wenn der Stein der Schlüssel ist, besteht doch die Möglichkeit, das Oden einen ähnlichen Schlüssel besitzt.« Biarn machte eine vielsagende Pause. »Oder er besitzt dein Gegenstück!« Bei Charlie fielen so langsam die Puzzelstücke an seinen Platz. Sie starrte das Amulett in ihrer Hand lange an. Die Bruchkannte war gut zu sehen und die dunkle, rote Farbe hob sich deutlich von dem Weiß der Kante ab. Wenn Oden ihr Gegen stück besaß, dann konnte er wo möglich ebenfalls durch den Nebel reisen! Wenn das zutraf, und man die Zeitverschiebungen berücksichtige, dann war Oden vielleicht gar nicht Tausende von Jahren alt! Für ihn waren vielleicht genau wie für Charlie nur einige Jahre vergangen! Dann zögerte sie und runzelte die Stirn.
    »Wie sollte das gehen?«, fragte sie geradeheraus. »Er kann nicht gleichzeitig hier und dort gewesen sein.« Biarn verstand ihre Frage sofort.
    »Ich weiß die Antwort darauf nicht«, sagte er. »Noch nicht. Aber falls wir mit unserer Vermutung recht haben, werde ich das herausfinden.«
    »Und weshalb weiß er, wann ich durch den Nebel gehe?«, fragte Charlie, die ihre gewohnte ruhige Art wiedergefunden hatte. Ihr Gehirn funktionierte wieder und lief auf Hochtouren. Biarn band einen prallgefüllten, braunen Lederbeutel von Skinfaxes Sattel los, öffnete ihn und nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Wasserflasche. Dann reichte er den Lederbeutel an Charlie weiter. Während sie trank, fiel ihr auf , wie durstig sie war.
    »Hätte ich dann nicht auch etwas fühlen müssen?«, fragte Charlie und gab Biarn den Wasserbeutel zurück. Biarn sah sie nachdenklich an.
    »Bei deinen ausgeprägten intuitiven Kräften, sollte das der Fall sein, ja«, sagte er dann. »Ich kann dir nicht sagen, weshalb du nichts gefühlt hast. Möglicherweise ist Oden in letzter Zeit nicht verreist . Ich wüsste ehrlich gesagt auch nicht wann. Er war nie längere Zeit fort.« Charlie hob interessiert die Augenbrauen.
    »Woher weißt du das so genau?«, fragte sie erstaunt. Biarn strich sich eine blonde Strähne aus seinem Gesicht und verstaute sie unter der Kapuze.
    »Ich habe so meine Quellen«, sagte er knapp. Ach ja, dachte